Bundeskanzler Olaf Scholz spricht am Pult des Klimagipfels COP 28, neben ihm die Flaggen der Emirate und der UN.
Olaf Scholz lädt in seinen internationalen "Klimaklub" ein, will sich aber beim Fossil-Ausstieg zu Hause noch Zeit lassen. (Bild: Mike Muzurakis/​IISD/​ENB)

Bei der 28. UN-Klimakonferenz (COP 28) in Dubai trafen sich am Freitag und Samstag die Staats- und Regierungschefs der Welt. Diese kommen zu Beginn der Konferenzen, um den Verhandlern die Richtung vorzugeben und idealerweise eine positive Dynamik zu erzeugen. Bei einer der zentralen Fragen, der Finanzierung, ging das Gastgeberland, die Vereinigten Arabischen Emirate, in Vorlage.

Nachdem die Emirate am Donnerstag wie Deutschland bereits 100 Millionen US-Dollar für den neuen Fonds für Verluste und Schäden zugesagt hatten, kündigten sie nun einen mit 30 Milliarden Dollar dotierten Fonds zur weltweiten Förderung der erneuerbaren Energien an. Der Fonds soll durch privates Geld aufgestockt werden und bis zum Ende des Jahrzehnts ein Volumen von 250 Milliarden erreichen. Viele Details sind noch unklar, außer dass der Aufsichtsrat von Sultan Al Jaber, dem Präsidenten der COP 28, geleitet werden soll.

Ursula von der Leyen, die Chefin der EU-Kommission, konzentrierte sich ebenfalls auf die Erneuerbaren. Mehr als 110 Länder unterstützen eine EU-Forderung, deren Kapazität bis 2030 global zu verdreifachen und die Steigerungsrate bei der Energieeffizienz auf vier Prozent im Jahr zu verdoppeln.

Zusammen mit einer Reduktion der Methanemissionen aus der Öl- und Gasproduktion um drei Viertel können so 80 Prozent der zusätzlichen Emissionssenkungen erzielt werden, die nötig sind, um die Welt auf einen 1,5-Grad-Pfad zu bringen.

Nicht alle Länder setzen allerdings ausschließlich auf Solar- und Windkraft: Mehr als 20 Länder haben angekündigt, die Produktion von Atomstrom zu verdreifachen. Dazu gehören die USA, Großbritannien, Frankreich, Schweden, Japan und die Emirate. Klar auf Erneuerbare setzt hingegen Kenia: Präsident William Ruto will sein Land ab 2030 nur noch mit Grünstrom am Laufen halten.

Es gab auch industriespezifische Initiativen: Bundeskanzler Olaf Scholz stellte den "Klimaklub" vor. 36 Länder wollen in diesem Klub zusammenarbeiten, um die Emissionen der Zement- und Stahlindustrie möglichst auf null zu reduzieren.

"Eine gefährliche Ablenkung vom Verhandlungsprozess"

Und schließlich kündigten die Öl- und Gaskonzerne an, ihre Methanemissionen bis 2030 auf "nahe null" zu reduzieren und bei den CO2-Emissionen dieses Ziel bis 2050 zu erreichen. Das zweite Ziel betrifft allerdings nur die Emissionen, die bei der Förderung anfallen, und nicht diejenigen, die bei der Verbrennung dieser fossilen Energieträger freigesetzt werden.

COP 28 in Dubai

Bei der 28. UN-Klimakonferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten geht es um ein verbindliches Ausstiegsdatum aus den fossilen Energien. Klimareporter° ist mit einem Team vor Ort und berichtet mehrmals täglich.

320 Umweltorganisationen kritisierten daher diese Selbstverpflichtung der Industrie in einem offenen Brief: Dabei handle es sich um "eine gefährliche Ablenkung vom COP‑28-Prozess. Wir brauchen Abkommen und keine freiwilligen Zusagen." Außerdem müsse das Ziel sein, die Förderung von Öl und Gas komplett einzustellen.

Wie erwartet gab es viele weitere Finanzankündigungen. Der Fonds für Verluste und Schäden hat mittlerweile Zusagen über 650 Millionen Dollar und einige potenzielle Geber haben noch keine Ankündigung gemacht wie etwa Australien und Norwegen.

Die größten Geldgeber sind bislang Frankreich und Italien mit je 100 Millionen Euro. "Man hat den Eindruck, dass EU-Länder sich eine Bieterschlacht liefern, wer die großzügigste Zusage machen kann", wunderte sich Alexandra Scott vom britischen Thinktank E3G.

Auch der Anpassungsfonds wurde nicht vergessen: Die Schweiz will diesen mit 135 Millionen Franken über vier Jahre bedenken.

 

Für eine doppelte Überraschung sorgten schließlich die USA. Das Land kündigte an, komplett aus der Kohleverstromung auszusteigen. Früher wurde dort mehr als die Hälfte des Stroms mit Kohle erzeugt, heute ist es noch ein Fünftel. Die USA kündigten zudem an, drei Milliarden Dollar an den Green Climate Fund zu überweisen.

Tim Evans von E3G zeigte sich beeindruckt von der Vielzahl der Abkündigungen: "Die Energiewende erfährt eine noch nie dagewesene Dynamik. Die Verdreifachung der erneuerbaren Energien, die Verdoppelung der Effizienzsteigerung und der schrittweise Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen bilden ein Gesamtpaket. Wir können es schaffen. Der Schwung ist da."