Frauen in Bangladesch beim Wasserholen.
In vielen Ländern müssen Frauen immer weitere Wege zurücklegen, um Wasser zu holen, wie hier in Bangladesch. (Foto: Verena Kern)

Lucie Gamond-Rius ist eine französische Klimaaktivistin. Sie hat in Paris und Bogotá studiert, als Integrationshelferin mit Flüchtlingen in Frankreich gearbeitet, Entwicklungshilfe im Kongo geleistet.

Ausgezeichnet wurde sie jetzt aber auf dem Glasgower Klimagipfel COP 26 als Mitgründerin des  Start-ups Imece, das in der Türkei mit Flüchtlingsfrauen aus Syrien arbeitet.

Die Firma mit dem Slogan: "Energy for Everyone" veranstaltet Schulungen, in denen die Migrantinnen lernen, wie sie kleine, tragbare solarbetriebene Akkus bauen können, die speziell auf die Bedürfnisse von Flüchtlingen zugeschnitten sind.

Die "Powerbanks" machen unabhängig vom Netz. Sie sind mit hellen LED-Lampen ausgerüstet, die nachts überall Licht geben und auch ein Notrufsignal abgeben können, zudem ermöglichen sie das Aufladen von Handys.

Die Französin erhielt den "Gender Just Climate Solutions Award", den Preis für geschlechtergerechte Klimalösungen, zusammen mit zwei Frauen aus Argentinien und Guatemala. Ausgezeichnet wurden diese für die Schaffung eines Netzwerks von Umweltschützerinnen in drei südamerikanischen Ländern respektive von Aktionen zur Bewahrung indigenen Wissens und zum Schutz lokaler Naturressourcen.

Die Preise wurden schon zum sechsten Mal vergeben. Ziel ist es dabei, Umweltschützerinnen aus der ganzen Welt zu vernetzen, die sich im Kampf gegen die Klimakrise für die Gleichstellung der Geschlechter und die Rechte der Frauen einsetzen.

Das Thema "Klima und Frauen" hat den Glasgow-Gipfel schon mehrfach beschäftigt. Am heutigen Dienstag wurde hier der "COP26 Gender Day" begangen. Einerseits ein Weg, das unterbelichtete Thema nach vorne zu bringen.

Andererseits ein trauriges Zeichen dafür, wie männerdominiert der Klimaschutz noch ist – genauso wie die Klimazerstörung. Angefangen von den Staats- und Regierungschefs der mächtigen G20-Länder mit ihrem globalen 80-Prozent-Emissionsanteil, unter denen Angela Merkel die einzige Frau ist – noch.

Großteil der Verantwortung lastet auf Frauen

Passend dazu hat die internationale Entwicklungsorganisation Christian Aid jetzt einen neuen Bericht zu Klima und Gender veröffentlicht. Darin wird deutlich, dass Frauen unverhältnismäßig stark vom Klimawandel betroffen sind. Die NGO ruft aber auch auf, die "Stärken, das Wissen und die Fähigkeiten" von Frauen besser zu nutzen, um Lösungen für die Klimakrise zu finden.

In dem Report "Frauen an der Frontlinie: Die Erde heilen, Gerechtigkeit suchen" wird das Problem anhand von mehreren Länderstudien untersucht, unter anderem zu Kenia.

Sadia Isacko, eine Aktivistin, die mit Frauengruppen in der Region Marsabit County arbeitet, berichtet über die Klimakrise: "Marsabit County war nicht immer so. Ja, es war trocken, aber nicht so schlimm." Vor allem für Frauen erschwere das die Lage. "Grundlegende Ressourcen wie Wasser, Weideland für unser Vieh und Brennholz haben weiter abgenommen, obwohl die Frauen diese Dinge für ihr tägliches Leben brauchen."

Die Verantwortung dafür laste vor allem auf ihnen, sagt Isacko. "Sie haben keinen Zugang zu Milch, weil die Herden fort sind. Sie müssen sich um die Kinder kümmern. Sie müssen nach Nahrung suchen, weil ihre Männer Hunderte von Kilometern weit weg sind, um ihr Vieh zu hüten."

Und Kenia ist kein Sonderfall. Die Vereinten Nationen schätzen, dass Frauen und Kinder weltweit bis zu 80 Prozent der Klimaflüchtlinge ausmachen.

Der Bericht sieht als Voraussetzung, um das globale 1,5-Grad-Erwärmungslimit zu halten und gute Klimaanpassung zu erreichen, Finanzmittel vom globalen Norden in den globalen Süden zu verlagern, der am stärksten von der Klimakrise betroffen ist.

COP 26 in Glasgow

Nach 25 UN-Konferenzen gibt es noch immer keine Lösung für die Klimakrise, aber wenigstens das Pariser Klimaabkommen. Wie gut es funktioniert, wird sich beim 26. Gipfel in Glasgow zeigen. Ein Team von Klimareporter° ist vor Ort in Schottland und berichtet mehrmals täglich.

Die Klimafinanzierung ist auf der COP 26 ein heißes Thema, da die Industrieländer ihre Zusage nicht eingehalten haben, ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar zur Unterstützung der ärmeren Länder bereitzustellen.

Christian Aid hält ohnehin eine höhere Finanzierung für nötig, für den Zeitraum 2020 bis 2024 hat die Organisation 500 Milliarden Dollar an neuen Mitteln gefordert.

In dem Report wird gefordert, die bisherigen Subventionen für fossile Energien in Klimahilfsgelder umzuschichten und dabei 70 Prozent auf Maßnahmen auszurichten, die lokal gesteuert werden, unter Mitwirkung der Betroffenen – und dabei gerade auch der Frauen.

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