Graffito: Mädchen schreit bunte Schmetterlinge
Kinder und Jugendliche fordern Klimaschutz ein – mit einer eigenen Weltklimakonferenz. (Foto: Jeanne Menjoulet/​Flickr)

Heute geht die COP los – allerdings nicht die echte 26. Weltklimakonferenz, auf der Staaten verhandeln. Weil der Klimagipfel wegen der Corona-Pandemie abgeblasen und aufs nächste Jahr verschoben wurde, haben Jugendliche aus verschiedenen Ländern eine eigene "Mock COP26" organisiert – eine fast zweiwöchige virtuelle Simulation des Verhandlungsspektakels. Man kann sie teilweise in Livestreams, aber auch in den sozialen Medien verfolgen.

Es nehmen mehr als 340 junge Delegierte für 142 Länder teil. Sie sind sonst in verschiedenen Klimabewegungen aktiv. Jetzt wollen sie sich aufs Verhandlungsparkett begeben – und versuchen, bessere Lösungen zu finden als die Regierungen auf den richtigen Klimagipfeln.

Die 18-jährige Lívia Pinaso aus Brasilien ist eine von ihnen. "Ich will Ärztin werden", sagte sie bei der Eröffnung am Donnerstagmittag. "Ich werde also jeden Tag sehen, wie die Klimakrise die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen einschränkt. Das müssen wir verhindern."

Dazu haben die Organisator:innen auch ein paar Spezialregeln eingerichtet. Auf den UN-Klimagipfeln hat jedes Land eine Stimme – aber trotzdem andere Voraussetzungen. Da sind zum einen die unterschiedlichen Ausgangslagen bei der Verantwortung für die Klimakrise und bei der Betroffenheit durch ihre Folgen.

Hinzu kommt aber auch, dass die meisten Länder des globalen Südens es sich nicht leisten können, viele Delegierte zu schicken. Wenn dann zum Schluss der Konferenz die Nächte durchverhandelt werden, können die zahlreichen Diplomat:innen der reichen Länder einander abwechseln – während die anderen tagelang kaum Schlaf haben. Es ist davon auszugehen, dass sich das auch in den Ergebnissen niederschlägt.

Globaler Süden im Vordergrund

"Wir wollen vor allem marginalisierten Gruppen eine Stimme geben", sagte Pinaso. Deshalb bekommen diejenigen, die für Länder des globalen Südens verhandeln, mehr Redezeit – und mehr Personal. Fünf Delegierte dürfen pro Land verhandeln, bei den anderen Ländern sind es nur drei.

"Ich war frustriert, als ich erfahren habe, dass die COP 26 verschoben wird", sagte der 18-jährige Brite Josh Tregale. "Das Paris-Abkommen war ein diplomatischer Meilenstein, aber das reicht noch nicht – die COP 26 sollte nun zeigen, ob sich darauf aufbauen lässt."

Es geht um die Klimaziele der einzelnen Staaten, die den praktischen Kern des Pariser Klimaabkommens von 2015 bilden. Selbst wenn die bisherigen Ziele vollständig erreicht werden sollten, läuft das auf eine Erhitzung der Erde um drei bis vier Grad hinaus.

Dabei droht schon jenseits von 1,5 Grad die Aktivierung von Kippelementen des Erdsystems, was den Klimawandel unkontrollierbar machen könnte. Im Paris-Abkommen haben sich die Regierungen deshalb auch vorgenommen, die Erderhitzung bei deutlich unter zwei Grad und möglichst bei 1,5 Grad aufzuhalten.

Am Ende soll ein internationaler Vertrag stehen

Was die Länder dafür zu liefern bereit sind, spiegelt aber diesen Vorsatz bislang nicht wider. Deshalb sollen sie laut Paris-Abkommen alle fünf Jahre neue, verbesserte Klimaziele einreichen.

Das ist dieses Jahr dran – wird nun aber nicht durch eine Klimakonferenz begleitet. Bislang haben nur wenige Länder tatsächlich ein neues Klimaziel eingereicht, obwohl die ursprüngliche Frist schon im Februar ablief.

Auch die EU ist mit ihrem Ziel noch nicht fertig. Die EU-Kommission hat einen Vorschlag vorgelegt und das EU-Parlament hat seine Position dazu erarbeitet. Es fehlen aber noch die Regierungen der einzelnen Staaten, also der EU-Ministerrat, und dann die Einigung der Institutionen.

Die Umweltminister:innen stimmen voraussichtlich am 17. Dezember ab. UN-Chef António Guterres hat die EU-Staaten heute in einer Rede aufgefordert, schon bis zum 12. Dezember zu liefern. An diesem Tag will er gemeinsam mit dem COP-26-Gastgeber Großbritannien einen virtuellen "Climate Ambition Summit" abhalten.

Am Ende der "Mock COP26" soll ein gemeinsames Statement der Verhandler:innen stehen. Damit das nicht symbolisch bleiben muss, arbeiten die Jugendlichen mit der europäischen Umweltrechtsorganisation Client Earth zusammen. Deren Jurist:innen sollen das Statement im Anschluss in die Form eines internationalen Vertrags bringen, den Staaten dann ratifizieren können.

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