Was die meisten empfinden, die bei der Klimakonferenz COP 26 an den Verhandlungen beteiligt sind oder darüber berichten, spiegelt sich auch im Klimareporter° vorliegenden Zwischenbericht des Bundesumweltministeriums über die erste Verhandlungswoche in Glasgow wider: Es zeige sich deutlich, dass "die persönliche Begegnung für viele Klimaexpert:innen bei dieser physischen COP in Glasgow nach 1,5 Jahren durch nichts zu ersetzen ist".
Der zwölfseitige Bericht, den das Ministerium als echt bestätigt, aber als veraltet bezeichnet, bewertet den Zwischenstand der Verhandlungen in Glasgow. Der Bericht nennt vier offene Punkte, die in der zweiten Woche gelöst werden müssen. Dies sind:
- die Einhaltung des Versprechens der Industriestaaten, die Entwicklungsländer mit 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr zu unterstützen, sowie die Erhöhung dieses Betrags ab dem Jahr 2025,
- die Steigerung des Teils der Klimahilfen, die für die Finanzierung von Maßnahmen zur Anpassung an die Erwärmung bereitgestellt werden,
- der Umgang mit "Verlusten und Schäden", also mit den unvermeidlichen Folgen der Klimaerwärmung wie dem Anstieg des Meeresspiegels,
- die Fertigstellung der "Bedienungsanleitung" für das Paris-Abkommen, in dem noch Regeln für den Handel mit Emissionsreduktionen und zur Berichterstattung etwa über Emissionen fehlen.
Hinsichtlich der Verluste und Schäden vermerkt das Papier, dass sich Deutschland für eine "kompromissbereite Positionierung der EU" einsetze.
Vorgeschobene Argumente
Das Papier listet auch auf, was aus deutscher Sicht in der "Cover Decision" enthalten sein soll, in der eher politischen Erklärung der Glasgower Konferenz:
- Hier soll insbesondere die "Ambitionslücke" zum 1,5-Grad-Ziel festgestellt werden. Die "Lücke" ergibt sich, wie das Ministeriumspapier festhält, aus den langfristigen Ankündigungen der Staaten einerseits sowie den erforderlichen "drastischen Emissionsreduktionen bis 2030" andererseits, die durch die nationalen Klimabeiträge noch nicht abgedeckt sind.
- Auch bei der Finanzierung geht es um die "Anerkennung der Lücke". Besonderer Wert wird zudem darauf gelegt, die "internationalen Finanzströme in Einklang mit dem Paris-Abkommen zu bringen".
- Interessant nach den Auseinandersetzungen der letzten Tage ist auch der offensichtliche Versuch, in der Abschlusserklärung auf die Klimabewegung zuzugehen: Die EU strebe an, heißt es im Bericht, die protestierenden Jugendlichen "als wichtige Akteure und Verbündete" für den Klimaschutz zu würdigen.
Aufschlussreich ist schließlich ein Hinweis auf Seite 5 des Zwischenberichts: Bei den Regeln, wie Länder über die Umsetzung ihrer Klimapläne berichten müssen, seien Fragen ungeklärt, "weil die Gruppe der gleichgesinnten Länder keine Diskussion der Inhalte der Tabellen in der ersten Woche zugelassen hat. Die Entwicklungsländer verknüpfen eine Einigung mit einem umfassenden Paket, das auch eine breite finanzielle Unterstützung für die Berichterstattung umfasst."
Hierzu muss man wissen, dass die Gruppe der "Gleichgesinnten" die wesentlichen Bremser in den Verhandlungen umfasst: China, Indien, Saudi-Arabien, Malaysia und einige weitere Staaten.
COP 26 in Glasgow
Nach 25 UN-Konferenzen gibt es noch immer keine Lösung für die Klimakrise, aber wenigstens das Pariser Klimaabkommen. Wie gut es funktioniert, wird sich beim 26. Gipfel in Glasgow zeigen. Ein Team von Klimareporter° ist vor Ort in Schottland und berichtet mehrmals täglich.Die meisten dieser Länder brauchen weder finanzielle noch technische Unterstützung, um über ihre Klimaschutzfortschritte transparent berichten zu können. Mit der Weigerung, überhaupt über das Thema zu sprechen, lässt sich hingegen Sand ins Getriebe der Verhandlungen streuen.