Fahnen der UN-Länder vor schönem blauen Himmel
Formell sind die UN-Länder bei den Klimaverhandlungen gleich, in der Praxis nicht. Einem Vertrag nach dem Charity-Prinzip konnten auch die USA zustimmen. (Foto: UNFCCC/​Flickr)

"Nach wissenschaftlichem Kenntnisstand werden die bestehenden Verpflichtungen das Klimaproblem nicht lösen." Das sagte die Präsidentin der ersten UN-Klimakonferenz im Jahr 1995. Ihr Name: Angela Merkel, die damalige deutsche Umweltministerin.

25 Klimakonferenzen später ist dieser Satz noch immer gültig und wird es wohl auch nach der diesjährigen Konferenz in Glasgow noch sein. Trotzdem waren die teuren und oft sehr großen Konferenzen nicht gänzlich für die Katz.

Um dem von Merkel beschriebenen Missstand abzuhelfen, beschlossen die Länder damals eine Ergänzung zur UN-Klimakonvention auszuhandeln. Schon zwei Jahre später einigten sie sich auf das Kyoto-Protokoll.

Dieses folgte einem Top-down-Ansatz: Es legte fest, um wie viel Prozent die Industriestaaten ihre Treibhausgasemissionen senken sollten. Verpflichtungen für Entwicklungs- und Schwellenländer enthielt das Protokoll nicht. Das hatte zur Folge, dass der damals größte Emittent, die USA, das Protokoll nie ratifizierte.

Zehn Jahre später war dann allen klar, dass auch die Entwicklungsländer im Kampf gegen die Klimakrise einen Beitrag leisten müssen, und die Staaten beschlossen, einen neuen Vertrag auszuhandeln. Dieser sollte im Jahr 2009 in Kopenhagen verabschiedet werden.

Doch die Konferenz scheiterte spektakulär. Es wurde offensichtlich, dass die Staaten nicht bereit waren, sich im Rahmen eines Top-down-Ansatzes auf rechtlich verbindliche Emissionssenkungen festnageln zu lassen.

In Kopenhagen wurden allerdings auch die Weichen für die Zukunft gestellt. Die Länder beschlossen, die Erwärmung bei maximal zwei Grad zu stoppen und dazu einen neuen Vertrag auszuhandeln. Außerdem versprachen die Industriestaaten, die Entwicklungsländer ab dem Jahr 2020 mit jährlich 100 Milliarden US-Dollar zu unterstützen.

Reichen die Selbstverpflichtungen?

Der angestrebte Vertrag wurde dann im Jahr 2015 in Paris verabschiedet. Das Abkommen folgt einem Bottom-up-Ansatz respektive dem Klingelbeutelprinzip: Jedes Land senkt seine Treibhausgasemissionen so stark, wie es will, und dann schaut man, ob damit die Erwärmung "deutlich unter zwei Grad" gestoppt werden kann.

Zudem versprachen die Länder, "Anstrengungen zu unternehmen", damit das schon bei 1,5 Grad gelingt. Damit war das 1,5-Grad-Ziel geboren. Dabei war allen klar, dass Merkels Diktum noch immer galt. Die Selbstverpflichtungen reichten nicht aus. Daher enthält das Paris-Abkommen einen Hebemechanismus: Alle fünf Jahre müssen die Länder ehrgeizigere Emissionsziele vorlegen.

Dieser Mechanismus kommt nun zum ersten Mal in Glasgow zum Zug, nachdem die Konferenz wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben werden musste. In Glasgow wird sich also zeigen, ob das Paris-Abkommen so funktioniert wie geplant. Werden die Staaten ihre Emissionsziele so stark verbessern, dass die Erreichung des 1,5-Grad-Ziels zumindest noch möglich ist?

Weil die Länder in der Vergangenheit zu wenig zum Schutz des Klimas getan haben, ist die Herausforderung nun enorm: Wenn das 1,5-Grad-Ziel eine Option bleiben soll, müssen die globalen Emissionen in den nächsten neun Jahren um 45 Prozent im Vergleich zum Jahr 2010 sinken.

COP 26 in Glasgow

Nach 25 UN-Konferenzen gibt es noch immer keine Lösung für die Klimakrise, aber wenigstens das Pariser Klimaabkommen. Wie gut es funktioniert, wird sich beim 26. Gipfel in Glasgow zeigen. Ein Team von Klimareporter° ist vor Ort in Schottland und berichtet mehrmals täglich.

Dass dies gelingt, bezweifelt selbst John Kerry, der US-Sondergesandte fürs Klima: "Wir wissen, dass es eine Lücke geben wird."

Und dann erklärt Kerry, warum man Klimakonferenzen erfinden müsste, wenn es sie nicht schon gäbe: "Die Frage ist, ob wir eine kritische Masse erreichen. Wir sind kurz davor. Wenn weitere Länder hinzukommen, haben wir etwas, auf dem wir aufbauen können."

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