Kohlekraftwerk in den USA.
Solarpanels und E-Autos zieren die Berichte von Staaten und Unternehmen, doch das fossile Programm läuft weiter. (Foto: John Fowler/​Snowpeak/​Wikimedia Commons)

Wenige Tage vor Beginn der UN-Klimakonferenz in Katowice warnt ein UN-Bericht, dass die Weltgemeinschaft ihre in Paris eingegangen Ziele zur Begrenzung der Erderwärmung dauerhaft verfehlen könnte. Im vergangenen Jahr haben die Staaten demnach mit 53,5 Milliarden Tonnen so viel CO2 wie nie zuvor ausgestoßen. Damit ist die Lücke zwischen dem realen CO2-Ausstoß und dem, was für das Klima noch zulässig wäre, so groß wie nie zuvor.

Nach drei Jahren, in denen sich der Treibhausgasausstoß stabilisiert hatte, war die Hoffnung groß, dass das bereits die Wende gewesen sein könnte. Die neuen Zahlen aus dem Bericht des UN-Umweltprogramms Unep, der Klimareporter° vorliegt, weisen allerdings in eine andere Richtung. Die Autoren sehen nach dem Rekordausstoß von 2017 kein Anzeichen für ein baldiges Erreichen des Scheitelpunkts.

Auf der UN-Klimakonferenz in Paris hatten sich die Staaten verpflichtet, bis Ende des Jahrhunderts die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad. Würden die Länder ihre dafür eingereichten Klimapläne vollständig erfüllen, würde sich die Welt aber immer noch um etwa drei Grad erwärmen, prognostiziert die UN-Studie.

Um das Zwei-Grad-Ziel noch zu erreichen, müssten die Staaten ihre Ambitionen verdreifachen, für das 1,5-Grad-Ziel sogar verfünffachen. Mit anderen Worten: Für den ersten Fall müssen die Emissionen bis 2030 um ein Viertel sinken, für den zweiten Fall um die Hälfte.

"Wir fachen das Feuer an statt zu löschen"

"Wenn der jüngste IPCC-Bericht einen globalen Feueralarm darstellt, handelt es sich bei diesem Bericht um die Untersuchung der Brandstiftung", sagte die amtierende UN-Umweltdirektorin Joyce Msuya. "Wir nähren dieses Feuer, während die Mittel zum Löschen in Reichweite sind."

Das Mittel der Wahl ist den Autoren zufolge die Finanzpolitik. "Wenn alle Subventionen für fossile Brennstoffe auslaufen, könnten die weltweiten CO2-Emissionen bis 2030 um bis zu zehn Prozent gesenkt werden", sagte der leitende Unep-Wissenschaftler Liu Jian. Außerdem empfiehlt Liu, die CO2-Preise zu erhöhen. "Mit 70 US-Dollar pro Tonne CO2 sind in einigen Ländern Emissionsminderungen um bis zu 40 Prozent möglich."

Die Autoren schätzen, dass nur 57 Länder bis 2030 auf gutem Weg sind, ihre CO2-Emissionen angemessen zu senken, das entspricht zumindest 60 Prozent der weltweiten Emissionen.

"Es klafft weiter eine fatale Lücke zwischen Worten und Taten, zwischen den von den Staaten vereinbarten Zielen zur Stabilisierung unseres Klimas und den Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele", sagte Gunnar Luderer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, einer der Autoren des Berichts. "Deutschland und Europa könnten hier Führungsstärke zeigen, indem sie die vollständige Treibhausgasneutralität bis 2050 und eine deutliche Stärkung der Emissionsminderungsziele für 2030 festschreiben."

Am Mittwoch will die Europäische Kommission ihre langfristige Strategie für den Klimaschutz vorstellen. Noch debattieren die EU-Länder über das Ziel einer vollständigen Treibhausgasneutralität bis 2050.

Vergangene Woche hatte bereits die Weltmeteorologieorganisation WMO mitgeteilt, dass die CO2-Konzentration im vergangenen Jahr weiter angestiegen ist, und zwar im weltweiten Durchschnitt von 403,3 ppm (parts per million) auf 405,5 ppm.

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