50 Länder. 17 Sprachen. 1,2 Millionen Teilnehmer:innen. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) hat die nach eigenen Angaben bislang größte Meinungsumfrage zum Klimawandel auf die Beine gestellt.
Das Ergebnis: Für die große Mehrheit der Menschen ist der Klimawandel eine "globale Notlage". Fast zwei Drittel der Befragten sehen das so. "Die Ergebnisse der Umfrage zeigen deutlich, dass dringlicher Klimaschutz bei Menschen überall auf der Welt breite Unterstützung hat", freute sich UNDP-Chef Achim Steiner.
Auf der anderen Seite heißt das natürlich auch, dass nennenswert viele Leute den Klimawandel unterschätzen. Und schaut man sich die Umfrage genauer an, gibt es einen weiteren Dämpfer. Fast die Hälfte der Befragten war unter 18 Jahre alt.
Diese Jugendlichen seien eine "Schlüsselgruppe beim Klimawandel, die typischerweise nicht wählen darf", heißt es beim UNDP zur Begründung. Das stimmt natürlich. Aber es ist eben auch wenig überraschend, dass diese Gruppe den Klimaschutz aufgrund ihrer starken Betroffenheit besonders befürwortet, nämlich zu 70 Prozent.
So viel Hoffnung das hohe Problembewusstsein der jungen Menschen auch macht: Bei denen, die aktuell an den Schalthebeln sitzen, ist es deutlich geringer. Die Befragten ab 60 Jahren wollen nur zu 58 Prozent von einer "globalen Notlage" sprechen. Nicht wenige Unternehmenschefs und Politiker:innen fallen in diese Gruppe, in der mehr als 40 Prozent den Ernst der Lage nicht erkannt haben.
Die x-te Umfrage
Aber gut, trotzdem will die Mehrheit recht deutlich Klimaschutz. Allerdings scheint das ein Feld zu sein, in dem öffentliche Meinung nicht wirklich in Politik übersetzt wird. Umfragen liefern hier seit Jahren ähnliche Ergebnisse.
Zum Beispiel im vergangenen September: Das US-Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center befragte Menschen in 26 Ländern mit dem Resultat, dass sich an den meisten Orten über die Hälfte der Leute mehr Klimaschutz von ihrer Regierung wünscht. In Deutschland waren es 63 Prozent.
Auch die Umweltbewusstseinsstudie, die das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt alle zwei Jahre in Auftrag geben, kommt seit Längerem zu dem Schluss, dass Klima- und Umweltschutz hierzulande in der sogenannten Mitte angekommen sind. Also auch bei denen, die ideologisch dem Status quo nahe stehen, ihn aber gern noch ein bisschen neoliberaler, eine Prise sozialer oder etwas mehr von vorgestern hätten.
Susanne Schwarz ist Redakteurin bei Klimareporter°. In ihrer Kolumne "Schwarze Zeiten" schreibt sie über große und kleine klimabezogene Krisenmomente. Es herrscht meist kein Themenmangel.
Die aktuelle Version der Umweltbewusstseinsstudie kam im Frühjahr 2019 heraus und ergab genau dieses Bild. Die von Fridays for Future organisierten Massenproteste malten es eindringlich weiter aus.
Trotzdem traute sich die Bundesregierung im selben Jahr, ein derart schwaches Klimapaket vorzulegen, dass nicht nur Klimaaktivist:innen, sondern auch die allermeisten Klima- und Energieforscher:innen es in der Luft zerrissen.
Fairerweise muss man sagen, dass die öffentliche Zustimmung bei Umfragen meist umso größer ist, je weniger Konsequenzen für die eigene Lebensweise zu erwarten sind. Auch die UNDP-Erhebung zeigt das wieder. Hohe Zustimmung gab es am ehesten für Aussagen, gegen die im Grunde niemand etwas haben kann.
Waldschutz? Klar! Erneuerbare Energien? Super! Mein Verhalten umstellen? Nein, danke. Nur 30 Prozent der Befragten befürworteten zum Beispiel die Förderung einer pflanzenbasierten und damit klimafreundlicheren Ernährung – damit die unbeliebteste Maßnahme, nach der gefragt wurde.