Zwei Menschen mit Smartphones
Die Digital Natives werden nicht nur mit Smartphones in Verbindung gebracht, sondern spätestens seit Fridays for Future auch mit einem neuen klimapolitischen Engagement.  (Foto: Martin Vorel/Libreshot)

Die Generation Z oder auch die Digital Natives – eine Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist, bei der das Smartphone sich in die Hand schmiegt und Youtube längst den "Tatort" ersetzt hat. Die Generation Z erntet viele Zuschreibungen und Stereotype, doch nun bezeichnet die aktuelle Shell-Studie die Jugendlichen von zwölf bis 25 als eine "Generation, die sich zu Wort meldet".

Dass die Jugendlichen etwas zu sagen haben, zeigt sich nicht nur freitags auf der Straße, sondern auch in den Umfrageergebnissen. "Der Schutz der Umwelt liegt 71 Prozent am Herzen und ist damit inzwischen sogar wichtiger als ein eigener hoher Lebensstandard", so die Studienautoren und -autorinnen. Damit einher geht ein steigendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Umweltthemen und das eigene politische Engagement.

Keine neue politische Generation

Das heißt jedoch nicht, dass die breite Mehrheit der befragten Jugendlichen politisch interessiert ist. "Jeder zweite Jugendliche, der das Abitur anstrebt oder erreicht hat, bezeichnet sich als politisch interessiert", heißt es zwar in der Shell-Studie. Bei Jugendlichen der Hauptschule treffe das aber nur auf jeden vierten zu.

Je höher der soziale Status der Eltern, desto wahrscheinlicher der Besuch eines Gymnasiums und desto größer das eigene Engagement. "Die Wahrscheinlichkeit, dass man als Jugendlicher aus der oberen sozialen Schicht ein Gymnasium besucht, ist etwa sechsmal so hoch, als wenn man aus der unteren sozialen Schicht kommt", erläutert Co-Autor Mathias Albert von der Universität Bielefeld in einem Youtube-Video.

Eine neue politische Generation gibt es also nur in Teilen der Gesellschaft. Denn schon seit einigen Jahren gilt laut Albert für die Gesamtheit der Jugendlichen: "Das politische Interesse bleibt auf relativ hohem Niveau." Diejenigen, die sich sowieso schon politisch interessieren, würden allerdings ihr Interesse nun vertiefen und sich zunehmend auch engagieren, so der Bielefelder Politikprofessor.

Die Klimakrise gehört zu den Hauptängsten

Untersucht wurden außerdem die Ängste der Jugendlichen. Drei von vier Jugendlichen haben demnach Angst vor der Umweltverschmutzung, danach folgte die Angst vor Terroranschlägen dicht gefolgt vom Klimawandel. Im Jahr 2010 dominierten noch Ängste wie die wirtschaftliche Lage und steigende Armut sowie die Angst vor Arbeitslosigkeit.

In der 18. Shell-Jugendstudie wurden 2.572 Jugendliche im Alter von zwölf bis 25 Jahren zu ihrer Lebenssituation und zu ihren Einstellungen und Orientierungen befragt. Die Universität Bielefeld beteiligte sich an der Studie federführend.

Doch was macht die Angst mit der Gesamtbevölkerung? Vor etwa zwei Monaten ging eine Studie der R+V Versicherung mit dem Titel "Die Ängste der Deutschen" viral. Diese befänden sich auf einem 25-Jahres-Tief, die Bevölkerung sei also so gelassen wie noch nie. Selbst die Angst vorm Klimawandel gehe zurück, obwohl sie mit 41 Prozent noch immer sehr groß sei.

Dass immer mehr Menschen auf die Straße gehen und das Angstniveau der Gesellschaft gesunken ist, ist für den Historiker Frank Biess von der University of California in San Diego kein Widerspruch: "Ich glaube, dass das gesunkene Angstniveau auch ein Gewöhnungseffekt ist". Angst habe auch etwas mit Medienaufmerksamkeit zu tun.

Wenn Angst mobilisierend wirkt

Personenspezifische Ängste wie etwa die vor Donald Trump seien anders als die Angst vor dem Klimawandel, verdeutlicht der Historiker gegenüber Klimareporter°. "Das eine ist sehr konkret und bezieht sich auf die Figur im Weißen Haus, während die Klimaangst nicht an einem bestimmten Ort zu lokalisieren ist."

Trotzdem sei die andauernde Klimaangst wichtig. Denn Angst habe eine produktive Funktion und eine mobilisierende Kraft. "Nicht erst heute, sondern auch schon in den 1980ern in der Friedensbewegung. Die Demos damals wurden auch eindeutig von Angst angetrieben."

Angst könne lähmend und mobilisierend sein. Letzteres sei sie immer dann, wenn es eine Handlungsoption gebe, so Geschichtsprofessor Biess, der auch ein Buch über Deutschland als "Republik der Angst" verfasste. "Bei der Friedensbewegung war das Ziel, den Nato-Doppelbeschluss zu verhindern." Heute seien es die Forderungen nach Klimapolitik.

Frank Biess erkennt bei den Protestformen der Umweltbewegungen einen Lernprozess. Sie hätten erkannt, dass "nur die Apokalypse zu beschwören, vielleicht nicht der beste Weg ist".

Und das passt auch zum Ergebnis der Shell-Studie. Denn trotz aller Ängste blicken noch immer mehr als die Hälfte aller Jugendlichen optimistisch in die Zukunft. Die Generation Z möchte jedoch nicht nur, dass über sie geredet wird, sondern sie möchte "von der älteren Generation, sie möchte von der Politik gehört werden", fasst Studienautor Mathias Albert zusammen.

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