Dichter Regenwald: Blauer Himmel und Wolkenberge über den Wipfeln.
Der Regenwald muss stehen bleiben! Eine Selbstverständlichkeit, jedenfalls abseits der Fleischtheke. (Foto: Kathrin Henneberger)

Den Regenwald zu schützen zahlt sich aus. Selbst Brasiliens Regierung unter Präsident Jair Bolsonaro, die das Absägen und Abfackeln am Amazonas gerne toleriert bis fördert, ist solchen Argumenten nicht ganz unzugänglich.

Nur: Finanzieren soll es das Ausland, wenn Wälder stehenbleiben, statt sie der Agrar-, Holz- oder Rohstoffindustrie auszuliefern.

Zumindest ließ Bolsonaros Wirtschaftsminister schon mal das Konzept für einen weltweiten O2-Handel entwickeln, aus dem Brasilien Einkünfte für den im Amazonaswald produzierten Sauerstoff beziehen würde.

Auch wenn diese Idee nicht so richtig zündet: Grundsätzlich ist es nicht abwegig, dass Industrieländer, die ihre eigenen Urwälder meist schon vor Jahrhunderten beseitigten, in den Tropenwaldschutz investieren. Das trägt zur Stabilisierung des Weltklimas bei und nützt damit längerfristig auch ihnen selbst.

Dass sich das Ganze zudem ökonomisch hervorragend rechnet, hat nun eine internationale Forschergruppe nachgewiesen. Jeder dort investierte Dollar spart danach 5,40 US-Dollar für sonstigen Klimaschutz. 

Die Fachleute unter Leitung des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC betonen, dass Klimaschutz ohne Technik natürlich nicht zu machen ist – darunter Windparks und Solarkraftwerke, ein Pipeline-Netz für grünen Wasserstoff als Energieträger der Zukunft und auch riesige "CO2-Staubsauger", die überschüssige Treibhausgase dereinst wieder aus der Atmosphäre ziehen sollen.

33.500.000.000.000 Dollar

Doch dann erklären sie: "So wichtig innovative Technologien sind – der bedeutsamste Schauplatz beim Kampf gegen die Erderhitzung ist der tropische Regenwald."

Auch die Regenwälder der Erde als gigantische CO2-Speicher zu erhalten und degradierte Flächen zu renaturieren ist teuer. Die Forschenden beziffern den Aufwand für die Zeit bis 2070 auf 6,2 Billionen Dollar.

Im Vergleich zur Modellvariante ohne Regenwald aber spare die Menschheit Klimaschutz-Aufwendungen von 33,5 Billionen ein. Andere Vorteile noch nicht einmal mitgerechnet: Erhalt der Artenvielfalt, Schutzraum für indigene Völker, lokale Umweltqualität.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Ersetzen kann der Tropenwaldschutz die Energiewende natürlich nicht. Doch die Wissenschaftler:innen zeigen: Er kann helfen, ein allzu schnelles Aufbrauchen des CO2-Restbudgets für das Erwärmungslimit des Paris-Abkommens zu verhindern. Oder ehrgeizigere Klimaziele in Reichweite zu halten.

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