Grafik: Kristin Rabaschus

Nachhaltigkeit benötigt privates Geld. Auch kleines Geld. Seit August 2022 besteht für Banken und Versicherer die Pflicht, Kleinsparer bei der Anlageberatung nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen zu fragen.

Aber gut gemeint ist bekanntlich nicht immer gut gemacht. Zuerst wird gefragt, ob überhaupt der Wunsch besteht, nachhaltig zu investieren. Beantwortet der Kunde die Frage mit "Ja" – wird es schnell ziemlich kompliziert.

Anlageberater müssen dann anschließend erfragen, nach welcher von mehreren Möglichkeiten Geld ökologisch und sozial angelegt werden soll. Doch in der Praxis funktioniert das nur selten.

Welcher Kleinsparer (und Bankberater) will sich schon durch den bürokratischen Dschungel kämpfen, den Ursula von der Leyen und die Europäische Union mit Taxonomie, Offenlegungsverordnung und weiteren Regelwerken gepflanzt haben. Wer "Nein" ankreuzt, hat dagegen seine Ruhe.

Gemessen an den öffentlichen Debatten zum "Green Deal" aus Brüssel sind daher die Verbraucher und Verbraucherinnen bei nachhaltigen Geldanlagen weiterhin zurückhaltend und zeigen (zu) wenig Interesse an grünen Anlagen.

Diese Kaufzurückhaltung mag zugleich an einer weit verbreiteten Unkenntnis liegen: Mehr als die Hälfte der Deutschen weiß nicht, was sich hinter dem Begriff "nachhaltige Geldanlage" verbirgt, ergab eine aktuelle und angeblich repräsentative Umfrage des privaten Bankenverbandes in Berlin. Der Anteil der Befragten, die bereits "nachhaltig investiert sind", liegt nach der Studie sogar nur bei zehn Prozent.

Produktbezeichnung als Erste Hilfe

Wer sich für grüne Sparanlagen interessiert, möchte sein Geld in Banken und Unternehmen, Projekte und Fonds investieren, die vorrangig auf Umwelt-, Natur- und Klimaschutz setzen. Heute ist das Angebot an grünen Anlagen groß, bunt und daher unübersichtlich.

Wer sein Geld "grün" anlegen möchte, kann dies unter anderem in Aktien, Aktienfonds, börsengehandelte Indexfonds (ETF) oder Anleihen tun.

Eine erste Annäherung auf der Suche nach der passenden Geldanlage könnte der Name eines Produkts sein: Sind in der Produktbeschreibung oder im Namen Abkürzungen wie SRI oder ESG zu finden?

SRI steht dabei für socially responsible investment, sozial verantwortliche Investitionen. ESG bedeutet environment, social, governance, umfasst also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.

Wie "grün" eine Anlagemöglichkeit dann wirklich ist, lässt sich am ehesten anhand der Daten in den Produktinformationsblättern herausfinden. Hier kann man überprüfen, ob die Strategie des Anlageproduktes mit Ihren Vorstellungen von Nachhaltigkeit übereinstimmt.

Freilich ist der Finanzjargon kompliziert und manchmal sogar einschüchternd. Schlechte Voraussetzungen für Verbraucherinnen und Verbraucher also, um wichtige Finanzthemen richtig zu verstehen.

Die Bundesfinanzaufsicht Bafin in Bonn leistet seit Kurzem Erste Hilfe. Der britisch-schweizerische Bafin-Chef Mark Branson hat zusammen mit den drei europäischen Aufsichtsbehörden EBA, Eiopa und Esma ein Informationsblatt erstellen lassen. Kurz und knackig nimmt es sich auch des leidigen Themas Greenwashing an.

Zinserhöhungen bei nachhaltigen Banken

Grundlegende Regeln, die allgemein für Sparen und Altersvorsorge gelten, sollten aber auch beim Grüngeld beachtet werden. Wichtig ist, sich finanziell möglichst breit aufzustellen. "Trage nie alle Eier in einem Korb", brachte es der Ökonom und Nobelpreisträger Harry Markowitz in den 1950er Jahren auf den Punkt.

Und je langfristiger Sie anlegen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine solide Rendite "erwirtschaften" können.

Sie möchten nicht gleich zum Anlage-Profi mutieren? Kein Problem. Auch alltägliche und einfache Bankgeschäfte lassen sich mittlerweile "grün" erledigen. Girokonto, Onlinebanking und Sparbuch werden – neben konventionellen Banken und Sparkassen – von einem Dutzend Banken angeboten, die sich als nachhaltig verstehen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main hat in den vergangenen Monaten wiederholt den Leitzins auf nunmehr 4,5 Prozent erhöht. Und auch für nachhaltige Sparanlagen gibt es wieder mehr Zinsen – bis zu vier Prozent.

Fachleute rechnen allerdings damit, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde spätestens im Sommer die Leitzinsen wieder senken will. Dann dürften auch die Sparzinsen wieder fallen.

Wer am Ball bleiben will: Die Verbraucherzentrale Bremen vergleicht und veröffentlicht regelmäßig die Konditionen von Spar- und Girokonten von Banken mit Nachhaltigkeitsstandards. Informationen über die Vor- und Nachteile von grünen Geldanlagen finden sich unter www.geld-bewegt.de.

Dort steht auch ein aktualisierter Girokonten- und Sparprodukte-Vergleich zum Download bereit. Für kleines Geld.