"Regenwald spenden" – "Ihre Spende gegen den Klimawandel" – "Spende jetzt für Klimaschutz, der wirkt!" Zahlreiche Nichtregierungsorganisationen, vom BUND über Greenpeace und WWF bis Unicef, werben mit solchen Slogans um Geld, das sie für Projekte wie Aufforstung, lokale Solarstrom-Initiativen in Entwicklungsländern oder politische Aktionen einsetzen.
Die Verbraucherzentrale NRW hat nun analysiert, welche Beiträge sinnvoll sind, und einen Ratgeber dazu veröffentlicht.
Die Verbraucherschützer betonen, dass der Schutz von Umwelt und Klima für viele Menschen trotz vielfältiger politischer Krisen – von Ukraine über China/Taiwan bis Gaza – weiterhin ein wichtiges Thema sei. Tatsächlich sind laut der jüngsten Umweltbewusstseinsstudie des Umweltbundesamtes (UBA), die Mitte 2023 herauskam, immerhin 36 Prozent der Deutschen bereit, einen freiwilligen finanziellen Beitrag für den Umweltschutz zu leisten.
Allerdings wird nur relativ wenig fürs Klima gespendet. Laut der Verbraucherzentrale entfielen 2022 nur 3,4 Prozent des gesamten Spendenaufkommens in Deutschland auf den Bereich Umwelt- und Naturschutz, 76 Prozent hingegen auf humanitäre Hilfe.
Die Verbraucherschützer halten das für ausbaufähig und notwendig. Klimaschutz sei als präventive Maßnahme wichtig, um gegen künftige humanitäre Notlagen durch Dürren, Fluten und Brände vorzubeugen. "Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, für Klimaschutz zu spenden oder die eigenen CO2-Emissionen zu kompensieren", sagte Jonas Grauel, Experte für nachhaltigen Konsum bei der in staatlichem Auftrag tätigen Organisation.
Umstrittene CO2-Kompensation
Als gute Möglichkeiten für Spenden in Klimaschutzprojekte, die Treibhausgase vermeiden oder reduzieren, nennen die Verbraucherschützer zum Beispiel die "Moorpatenschaften" des Naturschutzbundes. Moore sind sehr effektive Kohlenstoff-Speicher, ihre Erhaltung und Wiederherstellung durch Vernässung kann die CO2-Bilanz deutlich verbessern.
Auch die Aufforstungsprojekte des gemeinnützigen Vereins Primaklima oder die lokalen Klimafonds von Climate Fair, einem Projekt der Klimaschutz-plus-Stiftung, seien empfehlenswert.
Wer lieber den politischen Einsatz für mehr Klimaschutz unterstützen möchte, könne beispielsweise an die Deutsche Umwelthilfe (DUH), den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) oder an die Organisation Germanwatch spenden.
Die Verbraucherzentrale hält auch die sogenannte CO2-Kompensation für sinnvoll. Anders als bei einer einfachen Spende gibt es hier den Anspruch, dass eine bestimmte Menge CO2 durch Zahlungen an ein Klimaschutzprojekt, das Treibhausgas-Emissionen verringert, ausgeglichen wird.
Dafür müssten allerdings strenge Qualitätsmaßstäbe eingehalten werden, betont die Organisation. So müssten die Berechnungsgrundlagen zuverlässig sein und CO2-Einsparungen dürften nicht doppelt gezählt werden.
Genutzt werden die Kompensationen bisher vor allem, um die Emissionen von Flugreisen auszugleichen. Zahlreiche Recherchen hatten in den vergangenen Jahren Zweifel an CO2-Kompensation und diversen Klimaschutzprojekten, etwa Baumpflanz-Aktionen, geweckt. Ihr Beitrag zur CO2-Speicherung sei vielfach überschätzt worden sein, so die Kritik.
Flüge bleiben klimaschädlich
Einige Fachleute, etwa vom Umweltbundesamt, halten es für falsch, Kompensationsprojekte aufgrund dieser Recherchen nun generell abzulehnen. Andere sehen sich in ihrer grundsätzlichen Kritik bestätigt.
Eine Möglichkeit, solche Klimaschutz-Projekte zu bewerten, liefert die Initiative "Carbon Credit Quality", die das Öko-Institut zusammen mit zwei großen US-Umweltorganisationen gegründet hat. Auf deren englischsprachiger Website können Verbraucher:innen Informationen zu CO2-Projekten eingeben – etwa Art des Projekts, Zertifizierungsstandard, Land der Umsetzung – und erhalten eine Einschätzung zur Qualität der zur Kompensation angebotenen CO2-Zertifikate.
Die NRW-Verbraucherorganisation betont in ihrem Ratgeber, dass Flüge in jedem Fall klimaschädlich seien. Daher gelte es zunächst zu prüfen, ob alternative Reisemöglichkeiten – zum Beispiel per Zug, Bus oder im voll besetzen Auto – denkbar sind.
Lässt sich ein Flug nicht vermeiden, bietet die gemeinnützige Klimaschutzorganisation Atmosfair eine gute Möglichkeit, die dabei pro Person entstehenden Emissionen durch einen freiwilligen finanziellen Beitrag auszugleichen. Die Projekte von Atmosfair zielen auf CO2-Einsparung und nachhaltige Entwicklung vor allem in Ländern des globalen Südens.
Die Stiftung Warentest hat übrigens eine Checkliste erarbeitet, mit der seriöse Organisationen identifiziert werden können. Einer der wichtigsten Punkte ist dabei die Transparenz. Das heißt, die Organisation legt Rechenschaft darüber ab, wie die erhaltenen Spenden genutzt werden.
Dazu gehören auch Informationen darüber, wie viel von den gesammelten Spenden direkt in die Projekte fließt und nicht in Verwaltung oder Werbung. Laut Stiftung Warentest sollten es mindestens 70 Prozent sein. Außerdem sollte die jeweilige Organisation ihre Kontaktdaten zur Verfügung stellen und weiterführende Informationen zu Struktur und Leitung liefern.
Ist eine Organisation nicht in der Lage, eine Spendenquittung auszustellen, ist das ein Anhaltspunkt dafür, dass sie nicht als gemeinnützig anerkannt ist. Eine Spendenquittung ist wichtig, damit größere Spenden in der Einkommenssteuererklärung geltend gemacht werden können.