2018 erlebte Kalifornien Waldbrände ungekannter Ausmaße. Extreme Hitze und Trockenheit hatten sie begünstigt. (Bild: Mel Melcon/AP Photo/​Los Angeles Times/​Daria Devyatkina/​Flickr)

Es war eine Steilvorlage für alle Klimawandel-Leugner. Der US-Wissenschaftler Patrick Brown, Hauptautor einer im renommierten Journal Nature erschienenen Studie zu den Waldbränden in Kalifornien, behauptete eine Woche nach Erscheinen des Artikels: "Ich habe nicht die ganze Wahrheit gesagt, damit mein Klimawandel-Papier veröffentlicht wurde."

Die wichtigen Wissenschafts­publikationen hätten sich nämlich dem "negativen Narrativ" des Klimawandels verschrieben, schrieb er auf der Whistleblower-Plattform The Free Press

Mit anderen Worten: Wer als Forscher:in die Klimaveränderungen nicht in den grellsten Farben malt, hat keine Chance, dort zu publizieren und kann seine Karriere gleich an den Nagel hängen. Nur Kassandra darf schreiben.

Das wäre, wenn es denn stimmte, harter Tobak. Und es wäre Wasser auf die Mühlen derer, denen das ganze Thema sowieso gegen den Strich geht.

Kein Wunder also, in den USA stiegen rechtslastige Internetplattformen und die konservative Boulevardzeitung New York Post auf Browns Anklage ein, und auch hierzulande gaben Medien wie Die Welt und Tichys Einblick ihr viel Raum, ohne die schöne Story kritisch zu hinterfragen.

Brown war früher Assistenzprofessor an der kalifornischen San José State University, jetzt arbeitet er für die private Denkfabrik The Breakthrough.

Er behauptet ernsthaft, seine Arbeit wäre bei Nature und Co nicht angenommen worden, wenn er in der von ihm geleiteten Studie neben dem Klimawandel auch die anderen Faktoren behandelt hätte, die bei der Zunahme der Waldbrände eine Rolle spielen, also etwa Brandstiftung, schlechtes Forstmanagement und die Art der Vegetation. Daher habe er den Klimaaspekt "überbetont".

Natürlich musste die Nature-Chefredakteurin Magdalena Skipper die Vorwürfe abstreiten, sonst hätte sie ihren Rausschmiss riskiert. Sie verwies auf Artikel, in denen der Klimawandel ausdrücklich entlastet wird. 

Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Doch nicht nur das. Aus drei vorgelegten Peer-Review-Gutachten zur Brown-Studie wurde klar, dass die Autor:innen sogar ausdrücklich aufgefordert worden waren, auch auf die anderen Waldbrand-Aspekte einzugehen.

Das aber hatten Brown und Co abgelehnt. Begründung: Es sei "sehr schwierig, Veränderungen bei all diesen Variablen ... gleichzeitig zu berücksichtigen". Man wolle daher allein den Einfluss des Klimas sauber herausarbeiten.

Browns Anklage implodierte damit. Es müsste ihm mindestens peinlich sein.