Die Äcker seit Wochen knochentrocken, Stromausfälle, Warnungen vor einer drastischen Gletscherschmelze im Himalaya – Schlaglichter zur aktuellen Hitzewelle, die Indien und Pakistan heimsucht. Seit Tagen hängt eine gefährliche Hitzeglocke über den beiden Ländern.
Die Frühlingshitze ist brutal – und ein Ende der seit Wochen anhaltenden Extremwetterlage noch nicht abzusehen. Unübersehbar: Die Klimakrise schlägt wieder zu.
Die gemessenen Temperaturen von teils deutlich über 40 Grad sind eigentlich nicht ungewöhnlich für die Region. Ungewöhnlich ist jedoch der Zeitpunkt. Normalerweise werden solche Werte erst im Juni erreicht, bevor dann der einsetzende Monsun Kühlung bringt.
Doch die jetzige Hitzewelle hat schon vor Wochen begonnen. Laut der indischen Wetterbehörde war der vergangene März der wärmste seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen vor 122 Jahren. Und in den kommenden Tagen soll die Hitze weiter ansteigen – auf bis zu 50 Grad.
Ein Grund für das frühe Auftreten der Hitzewelle ist das Wetterphänomen La Niña, das alle zwei bis sieben Jahre im Pazifik auftritt und diesmal bereits seit eineinhalb Jahren anhält. Es führt zu trocken-heißen Frühjahren in Südasien, und so fielen der März und April diesmal von Iran bis Westchina um drei Grad zu warm aus.
Zwölfmal häufiger
Doch eigentlich kein Wunder: Die Klimaforschung findet immer stärkere Belege dafür, dass die extreme Hitze in Indien und Pakistan als Folge der Erderwärmung häufiger auftritt als früher.
Gerade haben die Klimaforscherinnen Mariam Zachariah und Friederike Otto vom Imperial College London eine Analyse dazu vorgelegt. Vor dem Anstieg der globalen Temperaturen wäre danach eine Hitze wie in diesem Monat auf dem Subkontinent etwa einmal in 50 Jahren aufgetreten. Inzwischen kommt so ein Ereignis viel häufiger vor – etwa alle vier Jahre.
Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.
Und die beiden warnen: Solange der globale Ausstoß von Treibhausgasen nicht gestoppt wird, werden die Hitzewellen in Indien immer heißer und gefährlicher werden – und auch anderswo.
Denn es ist logisch, dass die Temperaturspitzen nicht nur in Asien zunehmen. Erst 2021 gab es neue Rekorde in einer Weltregion, in der man "indische" Werte wohl kaum erwartet hätte – im kanadischen British Columbia und in den US-Bundesstaaten Oregon und Washington. Messungen zeigten hier bis zu 49,6 Grad.
Redaktioneller Hinweis: Klimaforscherin Friederike Otto gehört dem Herausgeberrat von Klimareporter° an.