Waldbrand
Naturnahe Wälder brennen schwerer, aber Kiefernstangenforste bringen mehr ein – solange sie nicht abbrennen. (Foto: Skeeze/Pixabay)

Am Freitag reiste der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands Hartmut Ziebs nach Schweden, um den Einsatz seiner Leute zu unterstützen. Dort helfen sie, die heftigen Waldbrände zu löschen. Zwölf Löschfahrzeuge und 52 Feuerwehrleute aus dem Landkreis Nienburg kämpfen gegen die Flammen, nachdem ein Hilferuf aus Schweden gekommen war – das erste Mal überhaupt, so der Feuerwehrverband.

Während Ziebs noch unterwegs war, loderten aber auch in Deutschland die Flammen. Im Landkreis Potsdam-Mittelmark brannte ein 50 Hektar großer Kiefernwald, was auch die nahe Ortschaft Fichtenwalde bedrohte. Etwa 200 Feuerwehrleute versuchen den Brand noch immer zu löschen, selbst ein Löschpanzer wurde angefordert, der durch den Brandherd Schneisen fahren soll. "Die Brände sind unglaublich personalintensiv und eine Sisyphusarbeit für die Feuerwehrleute", sagt Carsten-Michael Pix, Sprecher des Feuerwehrverbands, gegenüber Klimareporter°.

Brandenburg ist besonders anfällig

Seit einigen Tagen schon warnen Experten davor, dass nach Schweden und Griechenland auch in Deutschland die Wälder brennen könnten. Dass es jetzt Brandenburg getroffen hat, ist kein Zufall. An sich sind Waldbrände hier nichts Ungewöhnliches, in den vergangenen Jahren gab es etwa 200 pro Jahr. Brandenburg ist das Bundesland mit dem höchsten Waldbrandrisiko. 37 Prozent der Fläche bestehen aus Wäldern, die meist auf Sandböden wurzeln und vor allem aus Kiefern bestehen. Sie bilden große zusammenhängende Gebiete.

Hinzu kommt, dass es in der Region unterdurchschnittlich wenig regnet – im Mittel nur 500 Millimeter pro Jahr. In den vergangenen Monaten war es besonders trocken. "Der warme Wind zieht dann wie ein Heißluftfön über das Gelände", sagt Pix. "Das kann dann ganz von selbst losgehen."

Inzwischen haben die Feuerwehrleute den Brand einigermaßen unter Kontrolle gebracht, erschwerend kommt aber hinzu, dass Munition aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden wurde, die explodieren könnte.

Mit Bränden wie in Schweden oder Griechenland rechnet der Feuerwehrverband in Deutschland trotz allem nicht. Dafür sei die Vegetation zu verschieden und die Feuerwehr im dicht besiedelten Land zu gut aufgestellt. "Schweden hat größere Waldflächen bei geringerer Bevölkerungszahl, während in Griechenland die Feuerwehr nicht unbedingt in zehn Minuten kommt – da haben die Brände Zeit, sich zu entwickeln", sagt Pix. "Hierzulande gibt es dank der freiwilligen Feuerwehr sehr viel mehr Feuerwehrkräfte, die in kürzester Zeit Brände löschen können."

Frühwarnsystem spürt Brände schneller auf

Brandenburg ist besonders gut vorbereitet – vor allem dank eines elektronischen Überwachungssystems. Früher leistete das noch der Mensch: Auf 133 Beobachtungstürmen mit einer Höhe von 37 Metern spähten Waldarbeiter seit den 1960er Jahren nach Brandherden und gaben Meldungen per Telefon oder Funkgerät weiter.

1997 startete dann ein elektronisches Frühwarnsystem mit dem Namen "Firewatch", das auf Weltraumtechnologie basiert. Mithilfe von Kameras können Rauchschwaden lokalisiert werden. Darüber hinaus erkennen die 110 Messeinrichtungen, ob es sich lediglich um einen Mähdrescher handelt, der ein Feld aufwirbelt, oder ob ein Wald brennt. Ist es ein Waldbrand, bekommt die nächste Feuerwehr-Leitstelle auf einem Monitor die Warnung.

Brandenburg hat als erstes Bundesland solch ein Frühwarnsystem aufgebaut, andere stark gefährdete Flächenländer wie Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Sachsen zogen nach. Etwa die Hälfte der Brände wird durch "Firewatch" entdeckt, das den Rauch schon erkennen kann, bevor er sichtbar ist. Damit wurde der Umfang der Waldbrände seither enorm verringert.

Trotzdem muss dem Feuerwehrverband zufolge einiges passieren, damit Deutschland für die Zukunft gewappnet ist, in der es noch trockener wird und Waldbrände noch wahrscheinlicher werden. Fahrzeuge müssten ausgetauscht werden, auch fehle es an großen Löschhubschraubern, die bislang nur die Bundeswehr besitzt und die oft im Auslandseinsatz sind. Auch sollten stärker vorbeugende Maßnahmen bedacht werden, etwa Schneisen zu schlagen und Totholz zu sammeln. "Die Wälder müssen in Schuss gehalten werden", sagt Pix.

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