Sechs Monate haben die Waldbrände in Australien gewütet. Es war die wohl schwerste Umweltkrise, die das Land erlebt hat. Inzwischen sind die schlimmsten Feuer gelöscht oder zumindest unter Kontrolle. Starke Regenfälle in den letzten Wochen trugen dazu bei, dass sich die Lage entspannt hat – auch wenn die Brandsaison in Down Under noch nicht zu Ende ist.
Eine Reihe von Fachartikeln, veröffentlicht in der Zeitschrift Nature Climate Change, zeigt nun: Die Katastrophe war in der Tat historisch.
Seit Beginn der Aufzeichnungen wurde noch nirgendwo auf dem Globus ein dermaßen großer Anteil eines Waldsystems durch Brände vernichtet. Insgesamt 60.000 Quadratkilometer Wald wurden bisher ein Raub der Flammen, eine Fläche, die fast der Größe Bayerns entspricht. Die Feuer zerstörten damit gut ein Fünftel der Wälder im Südosten Australiens.
Der Vergleich mit Waldverlusten durch Feuer auf anderen Kontinenten fällt eindeutig aus: In anderen Wald-Ökosystemen, in denen Brände häufig sind, liegt der jährliche Verlust meist unter fünf Prozent.
Ausnahmen bilden die tropischen und subtropischen Wälder in Afrika und Asien, wo es bis zu neun Prozent der Flächen sind. In Australien verbrennen in einer normalen Feuersaison im Schnitt nur zwei Prozent – diesmal war es also mehr als das Zehnfache.
Für das Land ist das ein bedrückender Blick in die Zukunft – falls die globalen Treibhausgas-Emissionen weiter wie bisher ansteigen. Ein französisch-amerikanisches Forscherteam prognostiziert in einem Artikel der Nature-Ausgabe, dass dann ein Jahr wie 2019 in Australien um 2040 normal und anno 2060 sogar außergewöhnlich kühl sein wird.
Klimamodelle unzureichend
Die Wissenschaftler warnen zudem davor, dass die bisherigen Klimamodelle die Folgen für Australien unterschätzen könnten. Und sie stellen noch einmal fest: "Zweifellos wären die Rekordtemperaturen des vergangenen Jahres ohne menschlichen Einfluss nicht möglich gewesen."
Joachim Wille ist Chefredakteur des Onlinemagazins Klimareporter°.
Australiens konservative Regierung beeindrucken solche Warnungen nur wenig. Premier Scott Morrison will von seinem Kurs pro Kohle- und Erdgasindustrie nicht abrücken, wie er mehrfach betont hat.
Inzwischen hat er zwar wie angekündigt eine nationale Kommission zur Untersuchung der Buschbrände einsetzen lassen, damit Australien künftig besser auf solche Katastrophen reagieren kann. Doch das allein wird nicht reichen.