Die jüngste Hitzewelle im Westen der USA hat neue Temperaturrekorde an vielen Orten mit Werten zwischen 40 und 50 Grad Celsius gebracht – vor allem in Kalifornien. Die Behörden befürchten nun, dass der Bundesstaat ein weiteres Rekordjahr der Waldbrände erleben könnte.
Laut der kalifornischen Brandschutzbehörde Cal Fire wurde vom 1. Januar bis zum 11. Juli schon mehr als die dreifache Fläche ein Opfer der Flammen wie im gleichen Zeitraum 2020. Im Vorjahr hatte Kalifornien eine Rekord-Brandsaison erlebt, die bis Oktober dauerte. Mehr als 30 Menschen kamen ums Leben, über 10.000 Gebäude wurden beschädigt oder zerstört.
Verstärkt werden die Sorgen gerade durch einen schnell um sich greifenden Waldbrand in der Nähe des berühmten Yosemite-Nationalparks. Das sogenannte River Fire sei rasch auf eine Fläche von 32 Quadratkilometern angewachsen, teilten die Behörden am Montagnachmittag mit.
Rund 500 Helferinnen und Helfer kämpften gegen das Feuer in den Bezirken Madera County und Mariposa, 30 Kilometer vom Nationalpark entfernt. Mehrere hundert Menschen mussten ihre Häuser verlassen.
Im letzten September hatte das Yosemite-Tal wegen dichten Rauchs in der Region eine Woche lang für Gäste schließen müssen. Der Nationalpark, der für seine Wasserfälle und riesigen Granitfelsen bekannt ist, lockt jährlich Millionen an.
Für die Regionen an der US-Westküste sind Wald- und Buschbrände eigentlich nichts Ungewöhnliches. Für viele Ökosysteme, die sich erst mit den natürlichen Bränden entwickelt haben, sind sie sogar wichtig, um stabil zu bleiben. Unbestritten ist aber: Die Häufigkeit und die Größe der Feuer hat sich in den letzten Jahrzehnten erhöht.
Hitzewellen häufiger und stärker
In den gesamten USA ist die Waldbrandsaison inzwischen drei Monate länger als noch vor einem halben Jahrhundert. Speziell in Teilen Kaliforniens brennt es in den Wald- und Buschregionen fast ganzjährig, abgehen von ein paar Wochen im tiefen Winter. 2019 zeigte eine Statistik der Forstbehörde, dass sich 15 der 20 zerstörerischsten Brände dort seit dem Jahr 2000 ereigneten.
Die Wetterdienste führten die jüngste Hitzewelle, die sich laut den Prognosen ab Dienstag abschwächen soll, auf ein außergewöhnlich großes und starkes Hochdruckgebiet über der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada zurück, das die Temperaturen um zehn bis 15 Grad über den Normalwert steigen ließ.
Solche Ereignisse sind zwar typisch für diese Jahreszeit. Fachleute warnen jedoch, dass sie häufiger und intensiver werden. "Das ist nicht normal", sagte Ivory Small, Chefmeteorologe beim Wetterdienst in San Diego, zu den 48,8 Grad Celsius in Palm Springs. Gut 47 Grad waren am Samstag in Las Vegas gemessen worden, im kalifornischen Death Valley, das für seine Hitze berüchtigt ist, sogar mehr als 54 Grad.
Erst zu Monatsbeginn hatte eine Hitzewelle das westliche Kanada und den Nordwesten der USA und mit Temperaturen bis knapp 50 Grad erfasst. Die Hitze hatte zu zahlreichen Todesfällen beigetragen. In der kanadischen Gemeinde Lytton rund 260 Kilometer nordöstlich von Vancouver waren 49,6 Grad gemessen worden – zuvor hatte der Rekord in Kanada bei 45 Grad gelegen, fast fünf Grad niedriger.
Eine Studie von Klimaexperten zeigte, dass die Hitzewelle dieses Ausmaßes ohne den Klimawandel praktisch unmöglich gewesen wäre. Co-Autorin Friederike Otto von der Universität Oxford sagte: "Was wir sehen, ist beispiellos. Es ist nicht normal, dass Wärmerekorde um vier oder fünf Grad Celsius gebrochen werden." Auch die neue Hitzewelle passt in das Muster.
Hitzenachrichten aus vielen Teilen der Welt
Mitteleuropa ist zwar bisher von einem solchen Extremsommer verschont worden. Aus anderen Regionen aber werden durchaus Hotspots gemeldet, deren Intensität mit der globalen Erwärmung zu tun haben könnte.
So wurde in Lappland in Nordfinnland unlängst bereits eine Spitzentemperatur von 33,6 Grad gemessen. Auch in anderen Landesteilen war es zehn bis 15 Grad wärmer als üblich. Meteorologen zufolge steht dies im Zusammenhang mit dem Hitzestau in Nordwest-Amerika.
Gleichzeitig kämpft Südeuropa seit gut einer Woche mit einer starken Hitzewelle. In der Stadt Murcia im Südosten Spaniens wurden rund 45 Grad gemessen. Meteorologen spekulieren, demnächst könnte sogar der europäische Temperaturrekord geknackt werden, der bei 48 Grad liegt, gemessen 1977 in Athen. Grund für die Hitze ist ein Tiefdruckgebiet, das aus der Sahara nach Spanien zieht.
Hitzenachrichten kommen auch von anderswo in der Welt: Mexiko verzeichnete die heißeste bisher gemessene Juni-Temperatur mit 51,4 Grad. Indiens Hauptstadt Neu-Delhi und andere Regionen des Landes erlebten Anfang Juli eine extreme Hitzewelle mit bis zu 43,1 Grad, sieben Grad mehr als normal. Der Monsun kam um eine Woche verspätet.
In Neuseeland, wo gerade Winter ist, wurden jüngst 22 Grad Celsius gemessen. Der Juni war der wärmste seit Beginn der Messungen vor 110 Jahren. Die mittlere Temperatur ist um zwei Grad gestiegen.
Redaktioneller Hinweis: Klimaforscherin Friederike Otto gehört dem Herausgeberrat von Klimareporter° an.