Auf Ackerbrachen kann sich der Boden erholen. (Bild: Jonathan Billinger/​Wikimedia Commons)

Schwefelvögelchen, Magerrasen-Perlmuttfalter, Wiesenvögelchen. Nie gehört? Geht vielen so, die keine eingefleischten Schmetterlingsfans sind. Zumal die Tierchen in unseren Fluren – vulgo: Agrarlandschaften – immer seltener werden.

Vor ein paar Jahren schreckten Untersuchungen die Öffentlichkeit auf, die zeigten, wie stark die Zahl der an Land lebenden Insekten wie Bienen, Ameisen, Heuschrecken oder eben Schmetterlinge zurückgegangen ist. Tatsächlich ist Deutschland hier vorne mit dabei. Leider.

Weltweit haben die Insekten in den letzten drei Jahrzehnten im Schnitt um ein Viertel abgenommen, doch hierzulande ist der Schwund noch größer, wie das Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Idiv in Halle, Jena und Leipzig in einer groß angelegten Studie ermittelte.

Bei uns betrug der Rückgang zwei Prozent pro Jahr. Verlängert man diese Verarmung in die Zukunft, dann flattert, summt und kraucht in unserer Natur bald fast gar nichts mehr.

Der Befund ist schlimm genug. Doch es gibt Auswege. Artenschutz-Fachleute haben festgestellt, dass Ackerbrachen, also das bewusste Nichtbewirtschaften bestimmter Flächen, den Kollaps der Biodiversität verhindern können.

Denn die Brache ist keine "nichtproduktive Fläche", heißt es im einschlägigen Regelwerk "Glöz" – das steht für "guter landwirtschaftlicher und ökologischer Zustand". Im Schnitt 80 bis 100 Pflanzenarten stellen sich auf einer Brache ein, wie unlängst eine Langzeitstudie des Julius-Kühn-Instituts zu brandenburgischen Äckern gezeigt hat.

Das passt jetzt aber gar nicht ...

Zudem regeneriert sich dort der Boden, er speichert mehr Wasser und Kohlenstoff, wichtig für den Klimaschutz, und es siedeln sich wieder mehr Bodenlebewesen an, die Pflanzenreste zu fruchtbarem Humus verarbeiten.

Das heißt: Ackerbrachen bauen das erodierende Naturkapital wieder auf. Sie nützen so auch der umliegenden, intensiv bewirtschafteten Fläche.

Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Tolle Erkenntnis. Nur hat sie aktuell keine Chance.

Die EU-Kommission kippte im Februar eilfertig den Plan aus dem Agrarteil ihres "Green Deal", vier Prozent der Agrarflächen "stillzulegen", genauso wie die Halbierung der Pestizid-Ausbringung bis 2030. Sie wollte damit den europaweit anschwellenden Bauernprotesten Treibstoff nehmen.

Der Bundeslandwirtschaftsminister konnte sich mit einer abgeschwächten Regelung für Deutschland nicht durchsetzen, und auch die Agrarministerkonferenz folgte Ende Mai der neuen ungrünen Linie.

Dabei bräuchte es eigentlich sogar 15 bis 20 Prozent Öko-Flächen wie Brachen und Blühstreifen, um den Artenschwund zu stoppen, wie in einer weiteren Studie nachzulesen ist. Aber wer interessiert sich schon für so was.