Aus einer orangefarbenen Mülltonne steigt Rauch auf, dahinter demonstrieren Jugendliche mit Schildern für Klimaschutz.
Berliner Umweltverbände sind trotzdem nicht zufrieden: Das Verbrennen von Erdgas, Müll und Biomasse sei kein Klimaschutz, kritisieren sie. (Foto: Sandra Kirchner)

Der Stromkonzern Vattenfall will 2040 klimaneutral sein – fünf Jahre, bevor dieses Ziel in Deutschland generell erreicht sein soll. Das hat das Unternehmen, das in Berlin eines der größten deutschen Fernwärmenetze betreibt und hier etwa jede dritte Wohnung versorgt, jetzt bekannt gegeben.

Damit werden die bisherigen CO2-Einsparziele deutlich angehoben. Vattenfall erfüllt damit nach eigenen Angaben in seinem Geschäftsbereich die Voraussetzung, dass die Klimaerwärmung auf die 1,5 Grad begrenzt werden kann, die der Pariser Weltklimavertrag als Ziel vorgibt.

Der schwedische Staatskonzern – hierzulande die Nummer fünf der Stromkonzerne – will die Emissionen im Zwischenschritt bis 2030 um 77 Prozent senken, verglichen mit dem Basisjahr 2017. Dafür sollen unter anderem die Kohleverbrennung in den beiden letzten Berliner Heizkraftwerken Moabit und Reuter West, die noch mit diesem Rohstoff betrieben werden, beendet werden.

Künftig soll die Heizenergie in einer Kombination von Biomasse, Erdgas, Großwärmepumpen und Strom erzeugt werden. Erst im August hatte das Berliner Abgeordnetenhaus beschlossen, dass bis 2030 mindestens 40 Prozent der Energie im Stadtwärmenetz aus erneuerbaren Quellen oder aus Abwärme, etwa aus Industriebetrieben, stammen sollen.

Im Stromsektor plant Vattenfall, die Kapazitäten an Wind- und Solarenergie zu vervierfachen. Industriebetriebe will das Unternehmen bei der Elektrifizierung unterstützen, etwa in den Bereichen Stahl, Zement und Chemikalien. Außerdem soll die Zahl der Ladestationen für E-Autos auf das 25-Fache steigen.

Jetzt mit "Science Based Target"

Bisher hatte Vattenfall seine Geschäftspolitik am weniger ambitionierten Zwei-Grad-Limit orientiert, das der Paris-Vertrag als Mindestszenario vorgibt. Konzernchefin Anna Borg sagte zur Begründung der Verschärfung: "Die globale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen ist nicht genug. Der Unterschied von 0,5 Grad bedeutet für uns sehr viel und ist ein großer Schritt in Richtung eines fossilfreien Lebens innerhalb einer Generation."

Der Konzern hat seine Selbstverpflichtung zur Netto-Null bei den Treibhausgasen im Rahmen der "Science Based Targets Initiative" (SBTI) abgegeben. Diese Initiative unterstützt Firmen dabei, sich CO2-Ziele zu setzen. Dahinter stehen unter anderem die Nachhaltigkeitsinitiative UN Global Compact und die Umweltstiftung WWF. Die Organisation ist von Vattenfall beauftragt, die Einhaltung des Ziels und die Fortschritte in diese Richtung zu überprüfen.

SBTI-Geschäftsführer und Mitbegründer Alberto Carrillo Pineda erklärte: "Dass Vattenfall, eines der führenden Energieunternehmen Europas, diesen mutigen Schritt getan hat und zu den wenigen europäischen Energieunternehmen gehört, die sich verpflichtet haben, ihre Emissionen entsprechend der 1,5-Grad-Marke zu senken, ist sehr erfreulich."

In Deutschland hat der baden-württembergische Energiekonzern EnBW sich ein noch strikteres CO2-Ziel gegeben. Er peilt Klimaneutralität bis 2035 an. Andere Konkurrenten wie Marktführer Eon oder RWE sprechen ebenfalls von 2040, haben sich bisher aber nicht auf das strengere SBTI-Regime verpflichtet.

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