Weg vom Dreck? VW versucht es mit grünem Strom. (Foto: Domonomnom/​Flickr)

Die neue EU-Emissionsgrenze für Neuwagen ab 2030 gerät immer wieder in die Kritik wegen der Anrechnung von Elektroautos. Diese werden als komplett CO2-neutral verbucht. Die Rechnung geht aber nur auf, wenn auch der Strom gänzlich CO2-frei produziert wird.

Genau das will der Autokonzern VW seinen Kunden nun anbieten. Mit einer zarten, jungen Frau in Pastellfarben, die ein grünes Blatt in die Kamera hält, bewirbt VW seine neue Tochtergesellschaft Elli.

Elli steht für "Electric Life", E-Mobilität soll damit nach Angaben des Konzerns in den Alltag integriert werden. Über die neue Marke will VW bald Ökostrom vertreiben. So versucht der Autokonzern, Kunden aus dem Elektrogeschäft an sich zu binden und direkt mit grünem Strom zu versorgen.

Ab 2020 will VW mit der ID-Serie stärker ins Elektromobilitätsgeschäft einsteigen. Bis dahin soll Elli die dazugehörige Infrastruktur ausbauen. In ganz Europa will der Konzern 80.000 Ladestationen installieren, etwa vor Supermärkten, bei VW-Händlern oder im öffentlichen Raum. Zum Vergleich: Derzeit gibt es in der EU ungefähr 31.000 Ladestationen mit 91.000 Ladepunkten.

Die Ladesäulen gehören unterschiedlichen Betreibern, die den Strom zu unterschiedlichen Konditionen anbieten. Für die Kunden ergibt sich daraus ein chaotischer Zustand mit undurchsichtiger Preisstruktur. Roaming-Anbieter wie Plugsurfing oder Newmotion versuchen dem entgegenzuwirken und verschaffen den Kunden Zugang zu diversen Ladenetzen.

Mit der VW-Tochter kommt nun ein neuer Betreiber mit eigenem Bezahlsystem hinzu. Den Strom sollen Elli-Kunden künftig über eine Ladekarte digital bezahlen, was bei Roaming-Anbietern bereits üblich ist.

Private Wandladestationen der VW-Tochter sollen sich Besitzer mit Nachbarn teilen können, dafür sieht Elli unkomplizierte Abrechnungsverfahren vor. Neue mobile Schnellladesäulen hatte VW bereits Ende des Jahres angekündigt.

Ökostrom auch für Zuhause

Der Ökostrom soll auch für Personen erhältlich sein, die keinen VW fahren. Der Strom, der aus Wasserkraftwerken in Deutschland, Österreich und der Schweiz stammt, kann auch für den Heimbedarf bezogen werden, und zwar ab diesem Frühjahr.

Damit reiht sich VW in die wachsende Zahl der Ökostromanbieter ein. Laut einer Analyse des Branchendienstes Energie & Management stieg im vergangen Jahr die Anzahl der Anbieter in Deutschland auf 867. Davon gelten jedoch nur 20 Prozent reine Ökostromanbieter, die ausschließlich grünen Strom verkaufen – neben den bekannten unabhängigen Ökostromern sind das vor allem Stadtwerke.

Die Volkswagen-Gruppe kooperierte vor einigen Jahren mit dem Ökostrom-Marktführer Lichtblick bereits in Sachen Verkehrsstrom. Jedoch scheiterte das Projekt – laut einem Sprecher von Lichtblick aufgrund der geringen Nachfrage. Mit dem eigenen Tochterunternehmen wagt der Auto-Konzern nun den Neuversuch.

Laut einem Sprecher der Volkswagen-Gruppe können an den neuen Ladesäulen auch Elektrofahrzeuge anderer Hersteller laden. Der verwendete Typ-2-Stecker ist der europäische Standard.

Gero Lücking vom Ökostromanbieter Lichtblick ist jedoch skeptisch, ob sich die Umsetzung in die Praxis tatsächlich so einfach gestaltet. "In der Vergangenheit waren die Hersteller jedenfalls sehr restriktiv", sagte Lücking gegenüber Klimareporter°. So habe es beispielsweise Probleme mit Garantieansprüchen gegeben, wenn bei Wartungsarbeiten Werkstätten konsultiert wurden, die über keine Verträge mit dem Autohersteller verfügen.

Regierung will Ausbau vorantreiben

Auch von staatlicher Seite erfährt die Elektromobilität mehr Unterstützung. Das Bundeswirtschaftsministerium startete am Sonntag eine neue Förderung für den schnelleren Ausbau von Ladestationen. Das Maßnahmenpaket "Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge" ist Teil eines seit 2017 laufenden Programms für saubere Luft, das die Verkehrswende voranbringen soll.

Mit dem Förderprogramm will das Ministerium "Lademöglichkeiten für private Fahrzeugbesitzer schaffen, die über keinen eigenen Parkplatz verfügen, und Unternehmen motivieren, Lademöglichkeiten für Firmen- und Mitarbeiterfahrzeuge aufzubauen", wie Staatssekretär Oliver Wittke erkärte.

Redaktioneller Hinweis: Lichtblick-Geschäftsführer Gero Lücking ist Kuratoriumsmitglied von Klimareporter°

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