Das Wichtigste aus 52 Wochen: Sonst befragen wir die Mitglieder unseres Herausgeberrats im Wechsel jeden Sonntag zu ihrer klimapolitischen Überraschung der Woche. Zum Jahresende wollten wir wissen: Was war Ihre Überraschung des Jahres? Heute: Professor Andreas Knie, Sozialwissenschaftler mit den Schwerpunkten Wissenschaftsforschung, Technikforschung und Mobilitätsforschung.
Die Messstellen der Berliner Verkehrsverwaltung und auch die Erhebungen der Bundesanstalt für Straßenwesen haben es ermittelt: Wir fahren weniger!
Seit 2016 sind die gefahrenen Strecken mit dem Pkw und auch mit dem Lkw tendenziell rückläufig: im Durchschnitt – die Pandemie bereits eingerechnet – pro Jahr um ein bis zwei Prozent. In den großen Städten sinkt auch die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge pro 1.000 Einwohner.
Es passt alles zu einem neuen Bild: Wir haben offenkundig den Peak auch beim Autofahren erreicht.
Es ist kein wirklich überraschendes Ergebnis. Das tatsächlich Interessante ist: Die Ergebnisse werden im Bundesverkehrsministerium völlig ignoriert, nach dem Motto: Was nicht sein darf, das kann es auch nicht geben.
Die Verkehrsprognosen des Ministeriums gehen weiter von kräftigen Wachstumsschüben beim Verkehr aus und begründen damit den weiteren Ausbau der Autobahnen.
Die Hauptstadt spart, der Straßenbau geht weiter
Besonders absurd ist es in Berlin. Das Geld reicht nicht mehr für den Erhalt des vorhandenen Verkehrsnetzes, doch weiterhin wird die Stadtautobahn A 100 ausgebaut.
Und weil das nicht reicht, setzt der Berliner Senat mit seiner "Tangentialen Verbindung Ost" (TVO) durch die Wuhlheide noch eine Landesautobahn obendrauf. Ohne Sinn und Verstand sollen hier in den nächsten Jahren knapp eine Milliarde Euro verbaut werden.
In Berlin lässt man lieber Kultur, Wissenschaft und Gesundheitsversorgung bluten, verteuert das Sozialticket für den ÖPNV auf mehr als das Doppelte – und baut einfach immer mehr Straßen. Alles wie früher, nur dass es früher nicht mehr gibt.