Hoher moderner weißgrauer Kraftwerksbau mit einem hohen Schornstein, aus dem gerade kein Rauch kommt.
Das Kraftwerk Kalundborg am Großen Belt verbrennt statt Kohle jetzt Holzhackschnitzel aus Skandinavien. (Bild: Christine Myaskovsky/​Wikimedia Commons)

Wenn Holz oder andere Biomasse in Kraftwerken verbrannt werden, gelangt Kohlendioxid, das durch Fotosynthese beim Wachsen etwa der Bäume gespeichert wurde, wieder in die Atmosphäre. Gelingt es, das CO2 dauerhaft etwa in alten Erdgas-Lagern zu speichern, ließe sich die Atmosphäre von dem Treibhausgas entlasten.

Ein Energiekonzern, der diese Strategie verfolgt, ist das dänische Unternehmen Ørsted – und der US-amerikanische Tech-Multi Microsoft beteiligt sich daran. Microsoft plant, langfristig seine kompletten CO2-Emissionen seit der Gründung 1975 wieder "zurückzuholen".

Es gibt mehrere Konzepte für diese sogenannten "negativen Emissionen". Einerseits natürliche wie die Aufforstung und die Wiedervernässung von Mooren, wobei das Gas biologisch gespeichert wird.

Andererseits technische Konzepte wie die Abtrennung von CO2 aus Kraftwerksabgasen oder direkt aus der Luft durch Filter, jeweils mit nachfolgender geologischer Speicherung. Dafür stehen die Kürzel CCS (Carbon Capture and Storage, CO2-Abtrennung und Speicherung) und DAC (Direct Air Capture).

Eine Form, die beides kombiniert, ist BECCS – Bioenergie mit CCS.

Biomasse-Verbrennung mit CCS

Der Konzern Ørsted entstand vor gut 50 Jahren als Erdgasversorger und firmierte bis 2017 unter dem Namen Dong. Er ist Weltmarktführer im Bereich Offshore-Windenergie und will nach eigenen Angaben schon vom kommenden Jahr an komplett auf fossile Energieträger verzichten.

Ørsted betreibt unter anderem in der Hafenstadt Kalundborg das mit Holzhackschnitzeln betriebene Heizkraftwerk Asnæs und im Großraum Kopenhagen einen mit Stroh befeuerten Block im Heizkraftwerk Avedøre.

Dort baut das Unternehmen jeweils eine CCS-Anlage, die das CO2 aus dem Verbrennungsabgas abtrennt. Das Treibhausgas soll dann zu einem unterirdischen Speicher im norwegischen Teil der Nordsee transportiert und dort dauerhaft gelagert werden.

Interessant ist, dass Microsoft das Projekt aktiv fördert. Der Softwarekonzern beteiligt sich über den Kauf von CO2-Zertifikaten, die durch die Speicherung generiert werden.

Microsoft hat im vergangenen Jahr die Abnahme von Zertifikaten über die Abscheidung von knapp 2,7 Millionen Tonnen CO2 aus dem Kraftwerk Asnæs vertraglich zugesagt, nun folgte eine Vereinbarung über eine Million Tonnen für Avedøre, zusammen also 3,7 Millionen Tonnen. Die Laufzeit beträgt zehn Jahre. Microsoft will damit CO2-Emissionen ausgleichen, die in dem Unternehmen anfallen.

Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, bereits ab 2030 "CO2-negativ" zu wirtschaften, also mehr CO2 einzusparen als entsteht, und bis 2050 die gesamten CO2-Emissionen aus der Atmosphäre zurückzuholen, die es seit der Gründung durch Bill Gates und Paul Allen verursachte. 

Auch Deutschland hat Interesse

In der Hafenstadt Kalundborg plant der dänische Konzern einen "CO2-Hub", über den die Verschiffung des CO2 abgewickelt werden soll, und der Kern einer kompletten CO2-Infrastruktur für Dänemark werden soll. Ørsted teilte dazu mit, die Zusammenarbeit mit Microsoft sei dafür eine wichtige Basis, da sich die BECCS-Technologie noch in einem frühen Stadium befinde.

Indem Ørsted seine Expertise bei BECCS mit dem Engagement von Microsoft für die CO2-Reduzierung kombiniere, "zeigen wir, wie strategische Beziehungen den Übergang zu einer grüneren Wirtschaft beschleunigen können", sagte Ole Thomsen, der bei Ørsted den Geschäftsbereich Bioenergie leitet, zu dem Vertrag mit Microsoft.

Ørsted erwartet, dass über das CCS-Projekt "Ørsted Kalundborg CO2 Hub" künftig insgesamt 430.000 Tonnen CO2 pro Jahr abtransportiert werden – 280.000 Tonnen aus dem Kraftwerk Asnæs und 150.000 Tonnen aus Avedøre.

Die Anlage soll Anfang 2026 in Betrieb gehen. Das verflüssigte Gas wird nach den Plänen dann per Schiff und Pipeline zum Lager "Aurora" des norwegischen Unternehmens Northern Lights transportiert, das die am weitesten entwickelte CO2-Speicherstätte in der Nordsee ist.

Ørsted hat dazu einen Vertrag mit Northern Lights geschlossen, das den Energiekonzernen Equinor, Shell und Total gehört und die CO2-Transport- und -Speicherinfrastruktur entwickelt.

Das CO2 soll nach den Northern-Lights-Plänen in eine Sandsteinformation unter der norwegischen Nordsee gepresst werden, die rund 110 Kilometer von der Westküste des Landes bei Bergen entfernt ist. Die Formation liegt unter 300 Metern Meerwasser und mehr als 2,6 Kilometern Gesteinsschichten.

Geplant ist, dass industrielle Emittenten wie Zement- oder Stahlkonzerne aus ganz Europa den CO2-Speicher nutzen können. Auch die deutsche Bundesregierung hat Interesse daran.

Generell will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die CCS-Technologie, die früher von seiner Partei strikt abgelehnt wurde, zulassen. So weit wie in Dänemark sind Pläne, sie auch für Biomasse-Kraftwerke zu nutzen, hierzulande allerdings noch nicht gediehen.

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