Die Havarie des Frachters "Fremantle Highway" vor der niederländischen Küste ist glimpflich ausgangen. Nachdem das Feuer an Bord erloschen war und Experten das Schiff als stabil genug für den Transport bewerteten, wurde es gestern in den niederländischen Seehafen Eemshaven geschleppt.
Dort soll die "Fremantle Highway" nun entladen werden. Das 200 Meter lange Schiff einer japanischen Reederei hat rund 3.800 Autos geladen, davon 500 Elektroautos.
Ob eines dieser E-Autos den Brand ausgelöst hat, ist weiterhin unklar. Doch klar ist: Die in E‑Autos, E‑Bikes, E‑Scootern, Stromspeichern und unzähligen anderen Geräten verbauten Lithium-Ionen-Akkus bergen grundsätzlich eine Brandgefahr. Es ist wichtig, korrekt mit ihnen umzugehen.
Das Umweltbundesamt (UBA) warnt vor einem "erhöhten Gefahrenpotenzial" bei Akkus und Batterien, die auf Lithium basieren, dem leichtesten Metall auf der Erde, stellt aber auch fest: Bei "ordnungsgemäßen Umgang" seien sie "sicher".
Das ist wichtig, weil die Akkus dieser Technologie derzeit nicht nur für elektronische Geräte wie Handys oder Laptops unverzichtbar sind, sondern auch eine zentrale Komponente für die Energie- und Verkehrswende darstellen. Elektroautos brauchen große Akkus, die im Schnitt eine halbe Tonne wiegen, und auch die zunehmend als Ergänzung zu Photovoltaik-Anlagen genutzten Stromspeicher im Hauskeller fallen in diese Kategorie.
Ein Lithium-Ionen-Akku kann zu brennen beginnen, wenn er zu heiß wird, etwa aufgrund eines Kurzschlusses, einer Beschädigung oder eines Produktionsfehlers. Schmelzen die Kunststoffwände im Gerät, tritt Sauerstoff ein und das Lithium reagiert sehr heftig damit.
Weiteres Problem: Es kommt dann zu einem Kaskadeneffekt, einer explosionsartigen Ausbreitung des Brandes. Die benachbarten Zellen fangen Feuer, bis alle Zellen ausgebrannt sind. Bei den Lithium-Akkus kann diese Reaktion bereits ab 80 Grad Celsius einsetzen, während Nickel-Metall-Versionen bis 200 Grad sicher sind.
Fachleute sprechen von einem "Thermal Runaway" der Lithium-Akkus, einem thermischen Durchgehen. Dabei können Temperaturen von mehreren hundert Grad entstehen. Das ist nicht nur gefährlich, weil das Feuer auf die weitere Umgebung übergreifen kann, sondern auch, weil brennende Akkus stark reizende, ätzende sowie giftige Dämpfe und Substanzen freisetzen können.
Fähr-Reedereien geben sich gelassen
Der Brand auf dem Frachter vor der niederländischen Küste hat die Diskussion über bessere Schutzvorkehrungen angefacht – in Bezug auf die Vorschriften, aber auch das Verhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher.
So arbeitet die Internationale Seeschifffahrts-Organisation IMO an einer Anpassung der Vorschriften für den Transport von Fahrzeugen auf Schiffen. Dies sei eine Reaktion "auf die zunehmende Zahl von Zwischenfällen mit Bränden, die auf die Beförderung von Fahrzeugen mit alternativen Energien, einschließlich Autos mit Lithium-Ionen-Batterien, zurückzuführen sind", teilte eine Sprecherin der in London ansässigen Organisation auf Anfrage der Agentur DPA mit.
Ein ähnliches Unglück wie das aktuelle hat es zum Beispiel vor anderthalb Jahren im Atlantik vor den Azoren gegeben. Die "Felicity Age" mit 4.000 Autos an Bord sank im Februar 2022 nach tagelangen Lösch- und Schleppversuchen. Das Schiff gehörte ebenfalls einer japanischen Reederei.
Deutsche Fähr-Reedereien geben sich dagegen gelassen. Die Reederei TT-Line mit Sitz in Lübeck-Travemünde zum Beispiel hält die Gefahr durch Brände von E‑Fahrzeugen auf den Autodecks ihrer Fähren für gering. Nach aktueller Studienlage sei die Wahrscheinlichkeit eines Brandes bei einem E‑Auto gleich hoch wie bei Verbrennern oder sogar geringer, hieß es dort.
Ähnlich äußerte sich die schwedische Reederei Stena Line, die unter anderem die Verbindung Kiel–Göteborg betreibt. Da sich die Brandszenarien bei Elektro- und Verbrenner-Autos jedoch unterschieden, würden entsprechende Szenarien mit der Besatzung regelmäßig trainiert, damit jeder wisse, was im Brandfall zu tun sei, sagte ein Sprecher.
Tipps für Heimspeicher und Kleingeräte-Akkus
Auch bei Stromspeichern für Solaranlagen, die im Zuge der Energiewende einen Boom erleben, ist das theoretische Brandrisiko groß, weil sie weit größere Strommengen als etwa eine E‑Bike-Batterie aufnehmen können müssen und daher viel mehr Zellen enthalten.
Auch hier kann es zu einer Selbstentzündung kommen, etwa bei älteren Anlagen oder durch Produktionsfehler. Allerdings geschieht das extrem selten, zumal die Gefahr von Beschädigungen durch einen Unfall oder schlichtes Herunterfallen, wie bei E‑Bikes, Laptops oder Handys möglich, nicht besteht.
Bei den stationären Stromspeichern, von denen Ende 2022 deutschlandweit bereits fast 630.000 Stück installiert waren, gibt es zudem Sicherheitsvorrichtungen wie eine Selbstabschaltung. Insgesamt halten Fachleute das Risiko eines Brandes durch ein Problem an der Elektroinstallation für deutlich höher.
Bei den kleinen Geräten mit Akkus sind Brände zwar auch relativ selten. Es wird aber trotzdem geraten, beim Aufladen und im Betrieb sorgsam damit umzugehen.
So sollte der Ladevorgang fernab brennbarer Materialien geschehen, also etwa nicht in der Nähe von Papier auf dem Schreibtisch, Holzspänen im Werkzeugkeller oder auch Mehl in der Küche, und am besten in einem Raum mit Rauchmelder. Dringend empfohlen wird auch, nur Ladegeräte und -kabel zu benutzen, die für den Akku oder das entsprechende Gerät vorgesehen sind.
Das Lagern von Akkus sollte nicht im Außenbereich, nicht in feuchten Räumen und nicht an Orten erfolgen, an denen sehr hohe Temperaturen zu erwarten sind, also etwa im Gartenhaus oder hinter der Windschutzscheibe im Auto.
Beschädigte oder verformte Akkus und Batterien sollten in keinem Fall weiterbenutzt werden und aus dem jeweiligen Gerät entfernt sowie sachgerecht entsorgt werden. Kommt es doch einmal zum Brandfall, hilft, wo möglich, nur Abkühlen mit viel Wasser.