Ein Lithium-Ionen-Akku in einem Smartphone.
Häufig werden Lithium-Ionen-Akkus oder -Batterien nicht in den vorgesehenen Sammelstellen wie etwa Bau- oder Elektrofachmärkten entsorgt. (Foto: Carla Constanza)

In Deutschland wurde das Trennen von Müll erfunden und bis zur Perfektion auf die Spitze getrieben. Diese Annahme ist hierzulande weit verbreitet. Doch ein Blick in die Tonne zeigt etwas anderes: Vor allem Kunststoffe und Biomüll könnten die Deutschen noch wesentlich besser sortieren.

Das hat jetzt eine Analyse im Auftrag des Umweltbundesamtes ergeben. Dabei wurde der Inhalt von über 2.800 Mülltonnen untersucht, um herauszufinden, wie sich das Trennen und das Vermeiden von Müll noch verbessern ließen.

Dabei stießen die Müllsortierer:innen auffallend oft auf Müll, der eigentlich nicht in die Restmülltonne gehört: In mehr als 60 Prozent der ausgewerteten Proben wurden ausgediente Batterien und Akkus gefunden.

Für die Entsorgungsunternehmen ist das ein ernsthaftes Problem. "Es vergeht in Deutschland kaum eine Woche, in der es nicht irgendwo bei einem Entsorger im Land brennt", sagt Peter Kurth, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE). "Die Ursachen sind zumeist falsch entsorgte Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus."

Gelangen falsch entsorgte Lithium-Akkus und -Batterien in Müllsortieranlagen, können sie Brände verursachen. Denn werden die Batterien beschädigt, kann es zum Kurzschluss und im schlimmsten Fall zu einem Brand kommen, der nur schwer zu löschen ist. Den Entsorgern entstehen dann hohe Sachschäden.

"Ein großer Teil unserer Mitgliedsunternehmen war schon einmal von einem solchen Brand betroffen", klagt der BDE-Chef. "Die Schäden sind schon jetzt immens, und es grenzt wirklich an ein Wunder, dass solche Brände noch kein Menschenleben gefordert haben."

Mit einer Kampagne will der Verband nun über die Folgen der falschen Entsorgung von Batterien informieren und die Verbraucher:innen zum richtigen Umgang mit Lithium-Ionen-Batterien anregen.

Außerdem fordert der BDE, dass lithiumhaltige Akkus besser und vor allem einheitlich gekennzeichnet werden. Das fehlt bislang. Nur manchmal weisen Beschreibungen wie "Li metal" oder "Li-ion" darauf hin. Nach den Vorstellungen des BDE ist dafür eine EU-weite Regelung sinnvoll.

Batterie-Recycling lohnt sich kaum

Der Forderung pflichtet auch der SPD-Bundestagsabgeordnete und Fraktionssprecher für Kreislaufwirtschaft Michael Thews bei. "Da Lithium-Ionen-Batterien in immer mehr Geräten und Fahrzeugen eingesetzt werden, ist die Kennzeichnung Voraussetzung für die richtige Behandlung und Entsorgung", sagt Thews. Dabei sollte auch eine Pfandpflicht geprüft werden.

Das Umweltbundesamt fordert dagegen, Sammelsysteme für Batterien und Elektrokleingeräte weiter auszubauen – zum Beispiel gekennzeichnete Boxen in Supermärkten. "Wir brauchen möglichst bald ein hochwertiges Recycling, um zum Beispiel die Akzeptanz und Zukunftssicherung von Elektromobilität zu erhöhen", sagt auch Thews. Doch das Batterie-Recycling ist aufwendig, der Materialwert der wiedergewonnenen Rohstoffe reicht bislang oft nicht aus, um die Kosten der Unternehmen zu decken.

Eine höhere Recyclingquote wäre aber trotzdem sinnvoll, denn der Abbau von Kobalt und Lithium im globalen Süden geht in der Regel mit einer massiven Umweltzerstörung und Ausbeutung von Beschäftigten einher.

Lithium ist ein leichtes und extrem reaktionsfreudiges Metall und deshalb für die Herstellung von leichten Batterien und Akkus so beliebt. Allerdings ist es auch leicht brennbar. Selbst in privaten Haushalten kommt es vereinzelt immer wieder zu Bränden von Akkus oder Elektrogeräten.

Zwar ist das Risiko von Bränden nach Ansicht von Sicherheitsexpert:innen eher gering und steht vor allem im Zusammenhang mit unsachgemäßem Umgang. In Brand geratene lithiumhaltige Batterien und Akkus sind aber ein Gesundheits- und Umweltproblem, denn sie können stark reizende, ätzende sowie giftige Dämpfe und Substanzen freisetzen.

2019 wurden 12.700 Tonnen Lithium-Ionen Batterien in Umlauf gebracht. Ob in Elektrofahrzeugen aller Art, in Akkubohrern, Notebooks oder Smartphones – Lithium-Ionen-Akkus sind inzwischen weit verbreitet. Die Laufzeit ist begrenzt, sodass ihre Lebenszyklen nur wenige Jahre umfassen und die Akkus oder sogar die Geräte wieder ausgetauscht werden.

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