Man stelle sich vor, ein Autokonzern würde gezwungen, sein Fahrzeug innerhalb von drei Jahren um mehr ein Drittel billiger zu verkaufen – diese Idee würde sicher als wirtschaftsfeindlich gebrandmarkt werden. Mit so einem Preisverfall mussten allerdings Ökostromproduzenten, die nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert wurden, beim Bau neuer Anlagen zurechtkommen.
Erhielten neu in Betrieb gehende EEG-Anlagen 2011 im Schnitt noch etwas mehr als 20 Cent je Kilowattstunde, so sank diese Vergütung innerhalb der folgenden drei Jahre auf unter zwölf Cent. Das gibt die Bundesregierung in ihrer jetzt bekannt bekannt gewordenen Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion an.
Zwar stieg 2015 die durchschnittliche EEG-Vergütung noch einmal auf gut 14 Cent an – allerdings nur aus dem Ausnahmegrund, weil in diesem Jahr viele Offshore-Windkraftbetreiber eine spezielle Vergütungsvariante – das sogenannte Stauchungsmodell – wählten. Bei diesem erhalten sie in den ersten Jahren den Strom mit 19 Cent je Kilowattstunde vergütet, dafür endet der Förderzeitraum dann eher als mit den sonst geltenden 20 Jahren.
2016 hatten sich die EEG-Vergütungen für neue Anlagen dann mit 11,6 Cent schon wieder auf das Niveau von 2014 eingepegelt. Hauptsächlich betroffen von dem Rückgang war, wie die Antwort der Bundesregierung offenlegt, die Photovoltaik. Bei neuen Freiflächenanlagen ging die Vergütung von rund 43 Cent im Jahr 2005 auf unter fünf Cent im Jahr 2017 zurück. Dagegen bewegte sich die Windkraft im selben Zeitraum recht stabil zwischen acht und zehn Cent je Kilowattstunde und "unterbot" erst in diesem Jahr dauerhaft die Grenze von acht Cent.
Gesamtkosten des EEG gehen noch nicht zurück
In den kommenden Jahren sorgt das Ausschreibungsmodell dafür, dass der Kostendruck hoch bleibt. So müssen Windkraft-Projekte an Land, die 2017 oder 2018 den Zuschlag erhielten und ab 2020 in Betrieb gehen sollen, mit einer EEG-Förderung von fünf bis sechs Cent je Kilowattstunde leben.
Trotz des drastischen Rückgangs der Förderung für neue EEG-Anlagen werden allerdings Energiewende-Gegner vom Schlage der AfD vorerst weiter auf angeblich unbezahlbaren Kosten herumreiten können. Nach Auskunft der Bundesregierung prognostizieren die Netzbetreiber die sogenannten Differenzkosten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes für 2018 mit rund 25,6 Milliarden Euro. 2017 hatten diese bei 24,5 Milliarden Euro gelegen.
Als Differenzkosten wird im Wesentlichen der Betrag bezeichnet, der von den Stromkunden als EEG-Umlage noch zu bezahlen ist, nachdem die EEG-Anlagen ihren Strom zwangsweise an der Strombörse verkauft haben. Seit April dieses Jahres ist der Börsenpreis übrigens um gut ein Drittel gestiegen – von vier auf fast sechs Cent pro Kilowattstunde, nähert sich also dem 2018 geltenden EEG-Satz von 6,8 Cent an. Ob sich das im Laufe des Jahres in sinkenden EEG-Zahlungen auswirkt, bleibt abzuwarten. Bei den Stromkunden würden Einsparungen sowieso erst 2019 ankommen, wenn die EEG-Umlage möglicherweise sinkt.
Noch keine Klarheit über Sonderausschreibungen
Demgegenüber scheinen die Möglichkeiten des Ausschreibungsmodells, den Preisdruck auszureizen, erschöpft. Laut der Auskunft der Bundesregierung ist zwischen Januar 2017 und Juli 2018 nur ein Zubau von etwas mehr als 2.300 Megawatt Land-Windkraft genehmigt worden. Das liegt deutlich unter der ursprünglich geplanten Menge, die per Ausschreibung vergeben werden sollte. Für das kommende Jahr rechnet die Regierung bei Wind an Land nur noch mit einem Zubau von 1.500 bis 2.000 Megawatt.
Wie zugleich die – laut Koalitionsvertrag – zusätzlich geplanten Wind-Ausschreibungen von 2.500 Megawatt für 2019 und 2020 realisiert werden, steht noch in den Sternen. Zu diesen Sonderausschreibungen verkündet die Bundesregierung in ihrer Antwort an die Linksfraktion nichts Neues. Derzeit erarbeite das Wirtschaftsministerium "Optionen für die Umsetzung", heißt es nur.
Eine gute Nachricht hält die Antwort der Bundesregierung aber noch bereit: Neben dem Ausbau der Erneuerbaren sieht sie kurzfristig keinen Bedarf an neuer konventioneller Stromerzeugung, "da die europäischen Strommärkte weiterhin von deutlichen Überkapazitäten geprägt sind".
Wenigstens neue fossile Kraftwerke bleiben dem Land also vorerst erspart.