Extinction Rebellion-Fahnen vor der Siegessäule
Die Aktivistinnen und Aktivisten von Extinction Rebellion haben im vergangenen Oktober den Großen Stern in Berlin blockiert. Dieses Jahr soll es keine Straßenblockaden geben. (Foto: Friederike Meier)

Über eine Woche lang wollen Aktivist:innen von Extinction Rebellion (XR) mit Protestaktionen für mehr Klima- und Artenschutz demonstrieren. In über 40 deutschen Städten sind ab heute dezentrale Aktionen unter dem Motto "Weiter so war gestern" geplant.

Die Proteste richten sich an Konzerne, die Politik und Lobbyverbände, die aus Sicht der Bewegung nicht genug für den Klimaschutz tun. "Wir wollen die Blockierer blockieren", kündigte XR-Aktivistin Annemarie Botzki an und meint damit Konzerne, die gegen Klimaschutz lobbyieren, und Politiker:innen, die ihnen dabei helfen. 

Nach der Coronakrise könne es nicht zur alten Geschäftsordnung zurück gehen. Klimakippelemente wie der tauende Permafrost und der Regenwald am Amazonas, die bereits angestoßen seien, zeigten in aller Deutlichkeit, dass nur noch wenige Jahre für ein Umsteuern bleiben. "Wir müssen die Transformation innerhalb der nächsten Jahre vollzogen haben, weil nur noch ein ganz begrenztes CO2-Budget zur Verfügung steht", warnte Botzki.

Extinction Rebellion fordert deshalb ein gerechtes Transformationspaket und eine Neuausrichtung der Bundespolitik. Mit dem Konjunkturpaket, das die Bundesregierung in der vergangenen Woche vorgestellt hatte, um die Corona-geschwächte Wirtschaft wieder anzukurbeln, sind die Aktivist:innen unzufrieden. 

"Die Abwrackprämie hat es zwar nicht ins Konjunkturpaket geschafft, aber die Förderung von Plug-in-Hybrid-Modellen ist nichts anderes als eine Kaufprämie durch die Hintertür", sagte Tino Pfaff von Extinction Rebellion. Für den notwendigen Klimaschutz und die entsprechende Transformation reiche das vorgestellte Paket bei Weitem nicht aus. 

Das ganze Wochenende über soll ein Klimafestival im Internet mit Workshops, Diskussionen und Filmen stattfinden. Geplant sind rund 50 verschiedene Beiträge. Auch die Proteste aus dem globalen Süden sollen gezeigt werden.

Ein Aktivist aus Nairobi erzählt von einem stark gefährdeten Nationalpark, Aktivist:innen aus Indien berichten über Extremwetter-Häufungen, die schon infolge des Klimawandels eingetreten sind. Zum Auftakt am heutigen Freitagabend sollen Vertreter:innen verschiedener Glaubensrichtungen über die Klimakrise und mögliche Gegenmaßnahmen sprechen.

Virtuelle Demonstrationen in Computerspielen

Bekannt geworden ist Extinction Rebellion mit Straßenblockaden. 2018 gründete sich die Protestbewegung in Großbritannien und verbreitete sich dann schnell weltweit. Auch in Deutschland fanden im vergangenen Jahr Protestaktionen in mehreren Städten statt.

Wegen der Corona-Pandemie hat die Bewegung aber umgeplant. "Straßenblockaden wird es in diesem Jahr nicht geben", sagt Annemarie Botzki. Stattdessen soll es in der kommenden Woche kleinere dezentrale Aktionen zivilen Ungehorsams geben. 

Für Montagmorgen ist eine Kundgebung vor dem Bundeswirtschaftsministerium in Berlin geplant. 24 Stunden lang sollen Lösungen gegen die Klimakrise vorgestellt werden, Aktivist:innen und Politiker:innen werden über Klimagerechtigkeit, Postwachstum und Transformation sprechen. Zudem stehen Diskussionen, Theater, Tanz, Yoga und Kino auf dem Programm.

In Städten wie Bielefeld, Leipzig, Dresden, Mainz, München, Siegen und Wiesbaden sollen ebenfalls die ganze Woche über Aktionen stattfinden. Auch online will Extinction Rebellion die Klimakrise und das Artensterben sichtbar machen, zum Beispiel durch Hinweise auf klimaschädliche Produkte oder virtuelle Demonstrationen in Computerspielen. 

Nach dem Willen der Protestbewegung soll die Welt 2025 treibhausgasneutral sein, also nur noch so viel Treibhausgase emittieren, wie die Erde auf natürliche Weise verarbeiten kann. Wie das erreicht werden kann, sollen Bürger:innenversammlungen erarbeiten.

"Frankreich, Polen und Belgien haben das schon geschafft und eine Bürgerversammlung eingerichtet", sagte Pfaff. "Wir müssen in die Gesellschaft reinhören und tun, was für die Gesellschaft am besten ist – und nicht für die Wirtschaft."

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