Protest gegen Siemens-Beteilung an Adani
Klimaprotest vor der Siemens-Niederlassung in Freiburg gegen die Beteiligung des Konzerns an der umstrittenen Steinkohlegrube Carmichael in Australien. (Foto: Fridays for Future/​Flickr)

Obwohl die Fakten seit Wochen bekannt sind, will Siemens erst am Montag entscheiden, ob der Auftrag zur Lieferung einer Bahn-Signalanlage für die australische Adani-Kohlemine gestoppt wird.

Nach einem Gespräch mit Luisa Neubauer und Nick Heubeck von Fridays for Future am heutigen Freitag kündigte Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser nunmehr im Handelsblatt an, der Siemens-Vorstand werde am Wochenende darüber beraten.

Kaeser wies gegenüber der Zeitung darauf hin, dass es für die Signal-Anlage einen unterschriebenen Vertrag gebe. Die Verlässlichkeit von Kundenbeziehungen sei wichtig, ebenso gebe es rechtliche Verpflichtungen. Geschäftlich sei der Auftrag nicht entscheidend, so der Konzernchef. Wegen 18 Millionen Euro Umsatz weniger gingen keine Arbeitsplätze verloren.

Der Konzern habe Luisa Neubauer einen Sitz in einem Aufsichtsgremium der neuen Gesellschaft Siemens Energy AG angeboten, erklärte Kaeser noch. Die Fridays-for-Future-Aktivistin wolle darüber nachdenken, wird Kaeser weiter zitiert.

Nach dem Treffen sei klar, dass Siemens genau wisse, was auf dem Spiel stehe, sagte Luisa Neubauer. "Wir erwarten daher weiterhin von Siemens ein klares Bekenntnis zu den Klimazielen von Paris, dies kann nur eine vollständige Abkehr vom Adani-Projekt bedeuten."

Eine Beteiligung an der sogenannten Carmichael-Mine komme für Siemens einem Verrat an den eigenen Klimazielen und an "unser aller Zukunft" gleich, sagte Fridays-Aktivist Nick Heubeck. Carmichael würde desaströse Auswirkungen auf das Weltklima haben. "Fraglich ist, ob dann noch das 1,5-Grad-Ziel erreichbar ist".

"Das würde Siemens bereuen"

Der Aufschub der Entscheidung durch Siemens trifft bei Umweltschutzgruppen in Australien und Deutschland auf Unverständnis. "Sich an einem solchen Klimakiller-Projekt beteiligen und gleichzeitig als klimafreundliches Unternehmen auftreten wollen, das ist unvereinbar", betonte Regine Richter, Energiemarktexpertin bei Urgewald. Die Pläne von Siemens, bis 2030 CO2-neutral zu werden, wären damit "reines Greenwashing".

Eine Unterstützung des "umstrittensten fossilen Projekts in der Geschichte Australiens" werde Siemens bereuen, warnte Julien Vincent von der australischen Umweltorganisation Market Forces. "Eine so gewaltige Kohlemine aufschließen zu wollen, nachdem eine Fläche von einem Fünftel der Größe Deutschlands gerade in den australischen Buschfeuern verbrannt ist, ist widerlich."

Die Bahnanbindung für die Kohlegrube hat dabei eine über das Adani-Projekt hinausgehende Bedeutung, wie der Verband der Kohleimporteure in seinem Jahresbericht für 2019 schreibt. In der betreffenden Region, dem Galilee-Becken, seien noch weitere Großprojekte zum Steinkohleabbau möglich.

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