Der Präsident der UN-Klimakonferenz setzt auf ein Wunder: "Nur durch ein Wunder können wir Erfolg haben", sagte der polnische Umweltstaatssekretär Michał Kurtyka vor der Konferenz. Wunder seien aber "eine polnische Spezialität".
Für den nur verhaltenen Optimismus gibt es zwei Gründe: den Stand der Vorbereitungen und die vielen Spannungen auf der Welt. "Die geopolitische Situation im Jahr 2015 war zweifellos viel einfacher, um globale Abkommen auszuhandeln, als die Lage, die wir im Jahr 2018 haben."
Im Jahr 2015 wurde das Pariser Klimaabkommen verabschiedet, dessen Regelbuch, eine Art "Bedienungsanleitung", nun dieses Jahr nachgereicht werden soll. Der deutsche Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth nannte die Konferenz in Katowice daher einen "Meilenstein der internationalen Klimapolitik".
Das Abkommen verknüpft zwei Ansätze, die Flasbarth so beschreibt: "Die Klimaschutzziele werden national festgelegt, aber die Umsetzung, das Messen und Überprüfen muss international für alle verbindlich gelten." In Paris wurde allerdings nur der "Rohbau" dieses Klimaregimes geschaffen – die "Innenausstattung" soll nun in Katowice folgen.
"Es wird ein Lauf gegen die Zeit"
Dabei steht einmal mehr die Unterscheidung zwischen armen und reichen Ländern im Vordergrund. Die EU und die USA wollen erreichen, dass insbesondere für China die gleichen Regeln gelten wie für sie selbst. China und viele andere Staaten verlangen hingegen unterschiedliche Regeln für Industrie- und Entwicklungsländer. Dieser Gegensatz zieht sich wie ein roter Faden durch die Entwürfe für die verschiedenen Kapitel des Regelwerks und droht die Verhandlungen zu verzögern.
Dabei ist die Zeit äußerst knapp: Die Verhandlungstexte seien "mengenmäßig noch viel zu umfassend" sagt Franz Perrez, der Leiter der Schweizer Delegation. "Daher werden die zwei Verhandlungswochen ein Lauf gegen die Zeit."
Wenn die Regeln feststehen, sollen die Länder dann neue und ehrgeizigere Klimapläne beim UN-Klimasekretariat einreichen. Denn mit den bestehenden Plänen wird sich das Klima bis zum Jahr 2100 um drei Grad erwärmen und anschließend noch mehr. Dabei hat gerade ein Sonderbericht des Weltklimarats IPCC gezeigt, dass schon eine Erwärmung um zwei Grad katastrophale Folgen haben wird und die Welt die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad begrenzen muss.
Dies ist technisch noch möglich, erfordert aber ein extrem schnelles Umsteuern: Die CO2-Emissionen sind im vergangenen Jahr auf 54 Milliarden Tonnen gestiegen und müssen in den nächsten zwölf Jahren mehr als halbiert werden, um die Klimaerwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen.
Der IPCC-Bericht und die zukünftigen Klimaziele der Länder werden aber erst in der zweiten Konferenzwoche im Vordergrund stehen, wenn auf Ministerebene über den Stand des Klimaschutzes diskutiert wird.
Auch um Geld wird wieder gefeilscht
Nur wenige Länder werden allerdings dem Beispiel der Marshallinseln folgen. Der 53.000-Einwohner-Staat hat bereits einen neuen Klimaplan eingereicht. Hilda Heine, die Präsidentin des Inselstaats, sagte dazu: "Wenn wir mehr für den Klimaschutz tun können, dann können das auch andere Länder, ja müssen das auch andere Länder."
Unklar ist noch, wie wichtig die Klimafinanzierung in den Verhandlungen wird. Ein neuer Bericht des UN-Klimasekretariats zeigt, dass die Industriestaaten ihre Unterstützung für die Entwicklungsländer vorletztes Jahr um 15 Prozent auf knapp 75 Milliarden Dollar gesteigert haben. Das Echo etwa von der Umweltorganisation World Resources Institute war denn auch positiv: "Wenn der Mittelfluss weiter in diesem Tempo steigt, dann sind die Industriestaaten auf Kurs, um das 100-Milliarden-Ziel bis zum Jahr 2020 zu erreichen."
Der Schweizer Verhandlungsleiter Perrez zeigt sich allerdings skeptisch, dass deshalb weniger um Geld gefeilscht wird: "Gewisse Länder werden aus Prinzip versuchen, mit dem Hinweis auf ungenügende Unterstützung von ihrer eigenen Verantwortung abzulenken."
Lesen Sie dazu das Interview mit Wendel Trio vom Climate Action Network Europe: "Die EU und China sind die beiden Hauptakteure"
Alle Beiträge zur Klimakonferenz COP 24 in Polen finden Sie in unserem Katowice-Dossier