Verhandlungsraum auf der COP 27: weinroter Fußbodenbelag, Verhandelne sitzen im großen Viereck angeordnet, es ist relativ dunkel, Wände und Decke sind weiß und erinnern eher an ein Veranstaltungszelt.
Letztes Jahr auf dem Klimagipfel im ägyptischen Sharm el-Sheikh wurden nur wenige Fortschritte erzielt. (Foto: Mike Muzurakis/​IISD/​ENB)

Parallel zur Veröffentlichung des sechsten Berichts des Weltklimarates fand in Kopenhagen das erste Klima-Spitzentreffen des Jahres statt. Das Treffen soll den Grundstein für eine erfolgreiche Weltklimakonferenz COP 28 im November und Dezember in Dubai legen.

Der designierte COP‑28-Präsident Sultan Al Jaber aus den Vereinigten Arabischen Emiraten traf auf seinen Vorgänger, den ägyptischen Außenminister Samih Schukri. Gemeinsam mit dem dänischen Klimaminister Dan Jørgensen richteten die beiden die zweitägige Konferenz aus.

"Wir müssen auf dem bei der COP 27 erreichten Fundament aufbauen und von reinen Zielen zur Umsetzung übergehen", sagte Al Jaber in seiner Auftaktrede. In vielen Fragen wurde auf der letzten Weltklimakonferenz nicht der notwendige Fortschritt erzielt. Die Erwartungen an die COP 28 sind deshalb besonders hoch.

Zentrale Themen der Agenda sind: Anpassung an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels, Umsetzung von Klimaschutzstrategien im Einklang mit dem Paris-Abkommen, Klimafinanzierung und Ausgestaltung des Fonds für Verluste und Schäden.

Schon letztes Jahr im ägyptischen Sharm el-Sheikh sollte es um konkrete Taten anstelle bloßer Zielsetzungen gehen, allerdings gelang das nicht. Der neue Anlauf in diesem Jahr kommt keine Sekunde zu früh, wie der neueste Weltklimaratsbericht überdeutlich ausweist.

"Die Entscheidungen und Maßnahmen, die in diesem Jahrzehnt umgesetzt werden, werden sich jetzt und in den kommenden Tausenden von Jahren auswirken", heißt es in dem Synthesebericht. Das Umsteuern muss also in den nächsten paar Jahren passieren. Nur dann besteht noch eine Chance, das 1,5‑Grad-Limit einzuhalten.

Zentrales Element der kommenden Klimakonferenz ist die weltweite Bestandsaufnahme, der Global Stocktake. Dabei soll bewertet werden, wie die Weltgemeinschaft – also nicht jeder einzelne Vertragsstaat – im Kampf gegen den Klimawandel vorangekommen ist.

"Es ist ein Moment, in dem wir den Zustand unseres Planeten genau unter die Lupe nehmen und einen besseren Kurs für die Zukunft ausarbeiten." So beschreiben die Vereinten Nationen die Idee der weltweiten Bestandsaufnahme.

EU will sich für Ausstieg aus Fossilen einsetzen

Minister:innen und hochrangige Beamt:innen aus über 40 Ländern kamen Anfang dieser Woche in Kopenhagen zusammen. Schon jetzt wollen sie ins Gespräch kommen, Prozesse anstoßen und Tagesordnungspunkte für die COP 28 festzurren.

Der dänische Klimaminister Dan Jørgensen erklärte vor dem Treffen: "Natürlich können wir nichts entscheiden, aber wir können die richtigen Grundsteine legen."

Es ist das zweite Jahr in Folge, in dem die dänische Regierung ein Vortreffen zur Weltklimakonferenz ausrichtet. Ob das Treffen letztes Jahr etwas gebracht hat, ist schwer zu sagen. Als besonders erfolgreicher Gipfel ging die COP 27 nicht in die Geschichte der internationalen Klimapolitik ein.

So konnten sich die Staaten in Sharm el-Sheikh aufgrund der Intervention von ölreichen Ländern und einer schwachen ägyptischen COP-Präsidentschaft nicht auf einen Ausstieg aus Öl und Gas einigen. Sogar der Ausstieg aus der Kohle wurde im Schlussdokument von einem phase-out zu einem phase-down abgemildert.

Die Europäische Union hat sich dieses Jahr immerhin vorgenommen, für den weltweiten Ausstieg aus fossilen Energien einzutreten. "Die EU wird sich systematisch für einen weltweiten Übergang zu Energiesystemen ohne unverminderte fossile Brennstoffe weit vor 2050 einsetzen", steht in einem kürzlich veröffentlichten Dokument des EU-Ministerrats.

"Unvermindert" bezieht sich in diesem Zusammenhang darauf, dass bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas keine Technologien zur CO2-Abscheidung und -Speicherung angewandt werden. Die EU-Staaten sehen also auch CCS als Teil der Energiewende.

Al Jaber beschwört Ende des fossilen Zeitalters

Schwierigkeiten könnten aber auch dieses Jahr wieder ölreiche Staaten machen. Es ist kein Geheimnis, dass der Wohlstand des Gastgeberlandes, der Vereinigten Arabischen Emirate, beinahe ausschließlich auf dessen fossilen Vorkommen beruht.

Hinzu kommt die nicht abreißende Kritik an der Personalie für die COP-Präsidentschaft. Sultan Ahmed Al Jaber ist nämlich Geschäftsführer von Adnoc, dem größten Ölkonzern des Landes.

Dennoch zeigt sich Al Jaber in seinen vielen Reden als Klimaschützer durch und durch. So betonte er zu verschiedenen Anlässen, dass er den Tag begrüßen werde, an dem der letzte Tropfen Öl verkauft werde.

Man kann nur hoffen, dass dieser Tag nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird und mit dem Treffen in Kopenhagen der Anfang vom Ende der fossilen Energien eingeläutet wurde.

In jedem Fall dürften einige Landesvertreter:innen im Gespräch mit Al Jaber deutlich gemacht haben, was sie vom diesjährigen Klimagipfel erwarten. Al Jaber führte mit sämtlichen Vertreter:innen bilaterale Gespräche, darunter EU-Klimakommissar Frans Timmermanns und die deutsche Staatssekretärin Jennifer Morgan.

Dan Jørgensen äußerte sich wohlwollend über den neuen COP-Präsidenten. Bei einer Pressekonferenz antwortete er auf die Frage von Klimareporter°, ob er ein Problem darin sehe, dass Al Jaber einen Ölkonzern leitet: "Haben wir eine Chance, die Klimaziele zu erreichen, wenn wir die Erdöl produzierenden Länder und Unternehmen nicht mit ins Boot holen? Die Antwort ist nein."

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