Seife mit Aktivkohle in Form von Kohlestücken
Kohle reinwaschen? Seife mit Aktivkohle im Pavillon von Katowice auf dem Klimagipfel COP 24. (Foto: Friederike Meier)

Noch bevor die Klimakonferenz in Katowice am Sonntag begann, war das Gastgeberland Polen bei vielen Klimaschützern schon in Ungnade gefallen. Denn einige Tage vor Beginn der Konferenz wurde bekannt, wer den Klimagipfel sponsert: Die polnischen Kohlekonzerne PGE, Tauron, JSW und der Gaskonzern PGNiG.

"Das wirft die Frage auf, welchen Zugang und Einfluss die Sponsoren sich kaufen, und es könnte die Legitimität der Verhandlungen in Frage stellen, noch bevor sie überhaupt beginnen", schimpfte Sriram Madhusoodanan von der konzernkritischen Organisation Corporate Accountability.

Auch jetzt, nach Beginn der COP 24, ist die Kritik nicht verstummt. "Es ist lächerlich, dass die Regierung die Unterstützung der Kohlekonzerne akzeptiert", sagt Anna Ogniewska, Energieexpertin bei Greenpeace Polen, gegenüber Klimareporter°. "Aus unserer Sicht ist das ein Kohle-Gipfel."

Das polnische Umweltministerium sieht das ganz anders: "Alle diese Unternehmen betonen, dass sie seit Jahren umweltfreundliche Veränderungen eingeführt haben", schreibt das Ministerium als Antwort auf eine Anfrage von Klimareporter°. Außerdem gebe es zahlreiche Sponsoren, die keine Kohlekonzerne sind, wie T-Mobile Polska oder Ikea.

Können die Kohlekonzerne Einfluss nehmen?

Anschließend zählt das Ministerium in einer halbseitigen Auflistung die ökologischen Errungenschaften der betreffenden Konzerne auf. Der zweitgrößte polnische Energiekonzern Tauron beispielsweise habe 23 Carsharing-Stationen und 20 Elektroautos für das Carsharing-System in Katowice zur Verfügung gestellt, das sowohl den Anwohnern als auch den Gästen der COP 24 zur Verfügung stehe.

Dass das Ministerium so für ein Unternehmen in die Bresche springt, überrascht weniger, wenn klar ist, dass Tauron teilweise dem polnischen Staat gehört – genauso wie PGE, JSW und PGNiG. Polen ist noch immer sehr stark von der Kohle abhängig – derzeit kommen etwa 78 Prozent des Stroms aus dieser Quelle.

Auf die Frage, ob die Kohlekonzerne durch ihre Sponsorenrolle die Verhandlungen beeinflussen, reagiert das Umweltministerium etwas verschnupft: "Die Auswahl der Partner beeinträchtigt den Erfolg des Klimagipfels nicht." Polen habe in den vergangenen 30 Jahren seine Emissionen reduzieren können, obwohl die Wirtschaft gewachsen sei. Deshalb sei das Land ein vertrauenswürdiger Gastgeber.

"Polens Anstrengungen reichen nicht"

Die gleiche Argumentation verwendet auch der polnische Präsident Andrzej Duda am Montag bei der offiziellen Eröffnung des Klimagipfels. "Die Emissionen in Polen gehen zurück, während die Wirtschaft wächst", so der Präsident. Für ihn ist die Verwendung der "heimischen Ressourcen" – also der Kohle – kein Widerspruch zum Klimaschutz.

Anna Ognieszka ist entsetzt über diese Aussagen: "Es war schockierend, zu hören, dass er an diesem Ort diese Rede gehalten hat." Sie weist darauf hin, dass der Unterschied zur Rede, die UN-Generalsektrektär António Guterres am gleichen Vormittag gehalten hatte, riesig gewesen sei. Guterres hatte darauf gepocht, dass die Staaten ihre Anstrengungen für den Klimaschutz enorm verstärken müssen.

Zwar ist der kurz vor der COP veröffentlichte Entwurf für eine neue polnische Energiestrategie bis 2040 etwas ehrgeiziger, als die Regierung zuvor verkündet hatte. Im Jahr 2030 sollen noch etwa 60 Prozent des Stroms aus Kohle erzeugt werden, 2040 sollen es noch um die 30 sein – die Kraft-Wärme-Kopplung mitgezählt. Vorher war von 50 Prozent Kohle noch im Jahr 2050 die Rede gewesen.

Ogniewska reicht das aber bei Weitem nicht. "Laut dem 1,5-Grad-Bericht des Weltklimarats müssen alle OECD-Länder – und damit auch Polen – bis 2030 aus der Kohle aussteigen", sagt die Greenpeace-Expertin.

Alle Beiträge zur Klimakonferenz COP 24 in Polen finden Sie in unserem Katowice-Dossier