Hellgraue Rohrleitungen in einer Energie- oder Industrieanlage.
Die Raffinerien herunterzufahren, ist für viele Staaten kein Thema. (Bild: B. Stádnik/​Pixabay)

Der Weltklimarat IPCC hat als Leitlinie genannt: Die globalen CO2-Emissionen müssen bis 2030 praktisch halbiert werden, damit die Welt das 1,5-Grad-Limit der Erderwärmung nicht überschreitet. Ein neuer Report zeigt nun jedoch, dass die Regierungen der Welt mit großen Erdöl-, Erdgas- und Kohlevorkommen viel zu hohe Produktionsziele verfolgen.

Die Länder planen danach, mehr als doppelt so viele fossile Brennstoffe zu gewinnen, als es mit dem 1,5-Grad-Ziel vereinbar wäre, nämlich 110 Prozent zu viel. Und selbst beim weniger ambitionierten Zwei-Grad-Limit sind es noch 69 Prozent.

Laut dem Report, an dessen Erarbeitung das UN-Umweltprogramm Unep beteiligt war, würden die Regierungspläne zu einem Anstieg der weltweiten Kohleproduktion bis 2030 und der weltweiten Öl- und Gasproduktion sogar bis mindestens 2050 führen. Dadurch werde sich die Lücke zwischen den CO2-Einsparerfordernissen und den Emissionen aus den fossilen Brennstoffen immer weiter vergrößern statt verkleinern.

Das Autorenteam verweist darauf, dass diese Pläne auch an der erwarteten Entwicklung der weltweiten Nachfrage nach Kohle, Öl und Gas vorbeigehen. Diese soll, etwa nach den Prognosen der Internationalen Energieagentur IEA, in diesem Jahrzehnt ihren Höhepunkt erreichen.

Der Bericht empfiehlt einen fast vollständigen weltweiten Ausstieg aus der Kohle bis 2040 und eine Reduzierung der Öl- und Gasproduktion und -nutzung um mindestens drei Viertel bis 2050 gegenüber dem Stand von 2020.

Keine großen Chancen attestieren die Autorinnen und Autoren den Plänen, die Emissionen der fossilen Energien durch CO2-Abscheidung und -Speicherung im tiefen Erduntergrund – das sogenannte CCS-Verfahren – unschädlich zu machen. Sie seien unwägbar und risikoreich, heißt es dazu.

Empfohlen wird Regierungen, die über größere Möglichkeiten zum Ersatz fossiler Brennstoffe verfügen, ehrgeizigere Reduktionen als bisher anzustreben und den Transformationsprozess in ärmeren Ländern zu unterstützen.

Die Hauptursache der Klimakrise

UN-Generalsekretär António Guterres kommentierte den Bericht mit den Worten: "Die Regierungen verdoppeln buchstäblich die Produktion fossiler Brennstoffe, das bedeutet doppeltes Ungemach für die Menschen und den Planeten." Es sei unmöglich, die Klimakatastrophe zu bewältigen, ohne ihre Ursache zu bekämpfen, nämlich die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.

Die 28. UN-Klimakonferenz (COP 28) in Dubai müsse ein klares Signal aussenden, "dass das Zeitalter der fossilen Brennstoffe vorbei ist, dass sein Ende unausweichlich ist", sagte Guterres. Nötig seien dort glaubwürdige Zusagen für den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe, den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Steigerung der Energieeffizienz bei gleichzeitiger Gewährleistung einer gerechten und ausgewogenen Transformation. Die COP 28 beginnt am 30. November.

Obwohl die fossilen Brennstoffe die Hauptursache für die Klimakrise sind, wurden sie bei den internationalen Klimaverhandlungen in den letzten Jahren weitgehend ausgeklammert.

Auf der COP 26 in Glasgow vor zwei Jahren verpflichteten sich die Staaten, ihre Bemühungen um den "schrittweisen Ausstieg aus der ungebremsten Kohleverstromung und die Beendigung ineffizienter Subventionen für fossile Brennstoffe" zu beschleunigen, sie setzten sich jedoch keine konkreten Ziele dafür. Die Hoffnung ist nun, dass die COP 28 das nachliefert.

 

Der neue Bericht über die "Produktionslücke" enthält Länderprofile für die 20 wichtigsten Länder, die fossile Brennstoffe produzieren: Australien, Brasilien, China, Deutschland, Großbritannien, Indien, Indonesien, Kanada, Kasachstan, Katar, Kolumbien, Kuwait, Mexiko, Nigeria, Norwegen, Russland, Saudi-Arabien, Südafrika, die USA und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Diese Profile zeigen, dass die meisten Regierungen die Produktion fossiler Brennstoffe weiterhin politisch und finanziell in erheblichem Umfang unterstützen. Neben dem Unep waren das Stockholm Environment Institute (SEI) und die Thinktanks Climate Analytics, E3G sowie das International Institute for Sustainable Development (IISD) an der Zusammenstellung des Berichts beteiligt.