Mehr als sieben Jahre ist es her, dass in Paris das Weltklimaabkommen geschlossen wurde. Ziel: die Erderhitzung deutlich unter zwei Grad zu stoppen, besser aber bei 1,5 Grad.

Auf dem kommenden UN-Klimagipfel COP 28 im Dezember in Dubai soll nun erstmals offiziell Bilanz gezogen werden, wie es darum steht. Also, ob die 195 Paris-Unterzeichnerstaaten genug tun – und wie stark nachzubessern ist.

Vorbereitungen für diesen "Global Stocktake", der ausgerechnet im fossilen Eldorado der Vereinigten Arabischen Emirate stattfinden wird, laufen seit Montag auf der turnusmäßigen Gipfel-Vorkonferenz in Bonn, am Sitz des UN-Klimasekretariats.

Und schon zum Auftakt zeigte sich: In Dubai wird es schwer werden, den nötigen Klimaschutz-Nachbrenner zu zünden. 

Die deutsche Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, Jennifer Morgan, beschwor zum Auftakt in Bonn die Dringlichkeit von Fortschritten. "In den kommenden zwei Wochen werden wir gemeinsam mit der EU daran arbeiten, eine breite Koalition für eine ambitionierte globale Klimapolitik aufzubauen", sagte sie.

Damit könne man in Dubai dann wegweisende Entscheidungen treffen, "durch welche wir einen großen Sprung in Richtung einer klimafreundlichen, nachhaltigen und damit besseren Welt machen".

Und UN-Klimachef Simon Stiell appellierte an alle Teilnehmer: "Die Parteien wissen, was auf dem Spiel steht, jetzt muss jedes Land liefern."

Um das 1,5-Grad-Limit noch einhalten zu können, muss der CO2-Ausstoß global laut Weltklimarat IPCC bis 2030 halbiert werden. Dazu müssten in Dubai die Weichen gestellt werden. Auch Jennifer Morgan unterstrich dieses Ziel.

Lange Liste offener Fragen

Überschattet wird allerdings schon die Bonner Konferenz davon, dass eine Senkung der Emissionen nicht unter den Prioritäten ist, die der designierte COP-Präsident, der Ölkonzern-Chef Sultan Al Jaber, für die COP 28 aufgestellt hat.

Al Jaber sprach unlängst beim Petersberger Klimadialog in Berlin nur von einem "Ausstieg aus fossilen Emissionen". Damit wäre eine Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas weiter möglich, solange sie mit CO2-Abtrennung und -Speicherung (CCS) gekoppelt wird.

Morgan hingegen fordert eine "klare Roadmap, die einen Weg zum Ausstieg aus den fossilen Energien aufzeigt".

Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch warnt denn auch: "Alles deutet darauf hin, dass die Vereinigten Arabischen Emirate versuchen werden, ihre Agenda zur Verlängerung des Zeitalters von Öl und Gas massiv voranzutreiben." Es werde harte Verhandlungen unter hohem Druck der fossilen Lobby geben.

Weitere Hauptthemen in Bonn sind Verhandlungen über ein globales Ziel zur Anpassung an den Klimawandel mit konkreten Maßnahmen dazu, außerdem geht es darum, den geplanten Fonds für "Schäden und Verluste" handlungsfähig zu machen, der Ländern bei klimawandelbedingten Katastrophen helfen soll.

Auf der Agenda stehen außerdem das Arbeitsprogramm für einen gerechten Übergang (just transition) sowie Klimamaßnahmen im Bereich Landwirtschaft und Ernährungssicherheit.

 

Der Stab von Klimachef Stiell hat Mitte Mai in einem Papier zusammengefasst, was dazu und zu anderen Themen bis zur COP 28 noch besprochen werden muss. Allein diese Auflistung umfasst 24 eng beschriebene Seiten. 

Ob all diese Fragen auf der knapp zweiwöchigen Konferenz in Bonn abgearbeitet werden können, ist völlig ungewiss.

Die beiden Vorsitzenden des Treffens, Harry Vreuls aus den Niederlanden und Nabeel Munir aus Pakistan, warnten bereits vor einer "erhöhten Arbeitsbelastung" und mahnten ein "effizientes Zeitmanagement" an.

Für den Klimagipfel in Dubai sind das keine ermutigenden Zeichen.