Ab diesem Jahr sollen die globalen Klimahilfen von jährlich 100 Milliarden US-Dollar bis 2035 auf 300 Milliarden steigen. Für die vom Klimawandel bedrohten Länder in Afrika und darüber hinaus ist dieser Beschluss des Klimagipfels im vergangenen November in Baku eine Enttäuschung. Doch das ist nicht das einzige Problem.

Auch die Art, wie die Gelder ausgezahlt werden, steht in der Kritik. Klimagerechtigkeitsaktivisten verweisen darauf, dass die Modalitäten für die Auszahlung eine erhebliche Hürde darstellen und den Fluss der Mittel dorthin, wo sie gebraucht werden, behindern.

Entweder sind die Förderbedingungen für lokale Akteure und Klimainitiativen zu komplex, um sich zu qualifizieren, oder die Gelder werden nur in Form von Krediten ausgezahlt, die die Empfänger zurückzahlen müssen. Das gilt auch für den Großteil der Klimafinanzierung, die über Stiftungen und private Quellen für Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern mobilisiert wird.

"Ein erheblicher Teil der zugesagten Klimafinanzierung erreicht die lokalen Akteure oder die am stärksten Betroffenen nicht, weil die Verwaltung ineffizient ist, Organisationen zwischengeschaltet werden und die Bedingungen eher an Darlehen als an Zuschüsse geknüpft sind", sagt Njenga Kahiro gegenüber Klimareporter°.

Der Zugang zu Hilfsgeldern ist gerade für Betroffene voller Hürden. (Bild: Kristina Blokhin/Shutterstock)

Kahiro arbeitet für Maliasili, eine gemeinnützige Organisation in Kenia, die sich gegen die Schädigung und Zerstörung natürlicher Ökosysteme engagiert. Maliasili hat mit lokalen Umweltorganisationen, die direkt mit Gemeinden in ganz Afrika zusammenarbeiten, Umfragen durchgeführt und so ermittelt, mit welchen Hindernissen die Leute zu kämpfen haben.

Demnach müssen lokale Akteure in manchen Fällen nachweisen, dass sie in der Vergangenheit mindestens eine Million US-Dollar verwaltet haben – eine Schwelle, die viele nicht erreichen können. Zudem sind lokale Akteure oftmals nur dann förderfähig, wenn sie sich gemeinsam mit internationalen Nichtregierungsorganisationen bewerben. Diese legen ihre eigenen Strategien fest und verstehen die lokalen Gegebenheiten kaum, was die Arbeit vor Ort zusätzlich erschwert.

Dazu kommen schwierige Berichterstattungsanforderungen, so zeigen es die Untersuchungen von Maliasili. Insgesamt führen diese Faktoren dazu, dass Klimaschutzmaßnahmen vor Ort im Allgemeinen unterfinanziert sind.

Ohne lokale und indigene Gemeinschaften scheitert Klimaschutz

Schätzungsweise 80 Prozent des afrikanischen Landes mit wichtigen Ökosystemressourcen liegen in den Händen lokaler Gemeinschaften und indigener Völker. Ohne ihre Beteiligung ist die Bewältigung globaler Umweltprobleme in diesem Teil der Welt zum Scheitern verurteilt.

"Wir haben Dutzende lokal geführte Umweltorganisationen auf dem gesamten Kontinent befragt, und die Ergebnisse zeigen, dass die Finanzierungsmechanismen systemische Hindernisse aufweisen", sagt Kahiro. "Die Industrieländer und Stiftungen müssen gerechtere und wirkungsvollere Ansätze für die Klimafinanzierung verfolgen und dabei den von unten und von den Gemeinden getragenen Bemühungen Vorrang einräumen."

 

Nach Ansicht von Klimagerechtigkeitsaktivisten tragen multilaterale Entwicklungsbanken wie die Weltbank, die für einen Großteil der von den Industrieländern bereitgestellten Klimafinanzierung verantwortlich sind, die Hauptschuld an den bestehenden Zugangshürden.

Der Unmut über das System, das die Klimafinanzierung verwaltet, wurde bei den jüngsten UN-Klimagesprächen in Baku besonders deutlich, als die ugandische Klimaaktivistin Denise Ayebare das Thema als "Elefanten im Raum" bezeichnete. Die junge Aktivistin ist eine von vielen, die eine Reform der Strukturen von Weltbank und IWF fordern, "damit sie besser für den globalen Süden arbeiten."

Die Enttäuschung wurde noch größer, als der ursprüngliche Plan scheiterte, Kenia als Sitz des Sekretariats des Santiago-Netzwerks auszuwählen. Stattdessen ist die Einrichtung, die Maßnahmen bei klimabedingten Schäden und Verlusten koordiniert, nun in Genf angesiedelt.

Für viele Menschen im globalen Süden würde es einen großen Unterschied machen, wenn dieses Sekretariat dort seinen Sitz hätte, wo Millionen tagtäglich von den Auswirkungen der tobenden Klimakrise betroffen sind.

"Der Grund für unseren Kampf ist, dass wir diese Strukturen, die nicht für uns gearbeitet haben, überwinden wollen", sagt Klimaaktivistin Ayebare. "Wir müssen dafür sorgen, dass das Geld vor Ort ankommt und die marginalisierten Menschen erreicht, die am meisten betroffen sind."

Die Kritik an den multilateralen Entwicklungsbanken wird von vielen Stimmen in der Zivilgesellschaft geteilt. Im vergangenen Oktober veröffentlichte die in Großbritannien ansässige Nichtregierungsorganisation Oxfam einen Bericht, wonach die Weltbank in den letzten sieben Jahren Klimagelder von bis zu 41 Milliarden US-Dollar nicht verbucht hat – sodass unklar ist, wohin die Mittel geflossen sind und ob sie überhaupt für klimarelevante Initiativen ausgegeben wurden.

Antragsverfahren zu komplex und bürokratisch

Wie Maliasili kritisiert auch Oxfam, wie der Zugang zu Klimahilfen derzeit gestaltet ist. Lokale Akteure und Basisinitiativen würden benachteiligt, sagt David Abudho, Berater für Klimagerechtigkeit bei Oxfam in Afrika, gegenüber Klimareporter°.

Abudho sieht einen Mangel an Transparenz, während bürokratische Anforderungen den direkten Zugang zu diesen finanziellen Ressourcen ausgerechnet für die Gemeinschaften behindern, die von der Klimakrise am meisten betroffen sind.

Die Antragsverfahren seien oft zu komplex, so der Oxfam-Experte. Zudem begünstigten sie große, etablierte Organisationen, die in der Lage seien, die ihnen auferlegten bürokratischen Anforderungen zu erfüllen – wie Finanzberichte, Genehmigungsschreiben, Umwelt- und Sozialgarantien, nachgewiesene Erfahrung in der Verwaltung großer Budgets und Registrierungsunterlagen.

"Der Großteil der Klimafinanzierung geht an internationale Organisationen", sagt Abudho. Das zeige, wie stark lokale Akteure immer noch ausgegrenzt würden, wenn es um den direkten Zugang zu Klimaprojekten und -initiativen geht, die aus internationalen öffentlichen Mitteln finanziert werden.

 

Dies könnte zum Teil erklären, warum die westafrikanische Sahelzone – eine der am stärksten vom Klimawandel bedrohten Regionen der Welt – nur knapp 13 Prozent der benötigten Klimafinanzierung erhalten hat, die die betroffenen Länder in ihren Klimaplänen als Finanzbedarf veranschlagen. Das zeigt eine Oxfam-Auswertung.

Die Region umfasst die Länder Burkina Faso, Tschad, Ghana, Mali, Mauretanien, Niger, Nigeria und Senegal. Insgesamt erhielten diese Staaten zwischen 2013 und 2019 laut Bericht schätzungsweise 11,7 Milliarden US-Dollar an Klimafinanzierung. Von diesen Mitteln wurden 62 Prozent in Form von Schuldtiteln gewährt, die Empfänger müssen das Geld also zurückzahlen. Zuschüsse machten nur 38 Prozent aus.

An lokale Akteure, die Klimainitiativen durchführen, ging weniger als ein Prozent der ausgezahlten Mittel.

Übersetzung: Verena Kern

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