Das Jahr 2024 ist vorbei, aber nicht in der Erinnerung vieler Familien in Afrika, die ihre Angehörigen, ihren Besitz und ihre Lebensgrundlage in den letzten zwölf Monaten durch klimabedingte Wetterextreme verloren haben.

Während sich das Jahr zum wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen entwickelte, nahmen extreme Wetterereignisse sowohl an Häufigkeit als auch an Intensität zu und richteten in Afrika und anderen Teilen des globalen Südens noch mehr Schaden an.

 

Der Kontinent mit 54 Ländern und rund 1,4 Milliarden Menschen ist zwar nur für vier Prozent der Emissionen verantwortlich, die den Klimawandel verursachen. Doch 17 der 20 am stärksten von den Auswirkungen der Erderwärmung bedrohten Länder sind afrikanische Staaten.

Afrika hat die Mehrheit der weltweiten Todesfälle zu beklagen, die im Zusammenhang mit klimabedingten Katastrophen stehen. Dabei werden zum Beispiel Hitzetote oft noch gar nicht gezählt.

Für das Jahr 2024 registrierten sowohl das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten OCHA als auch das Africa Center for Strategic Studies in Washington ungewöhnlich starke Regenfälle in 27 Ländern der tropischen Zone Afrikas. Etwa elf Millionen Menschen waren betroffen, darunter 2.500 Todesopfer und vier Millionen Vertriebene.

Verheerend waren die Folgen in Nigeria, Kamerun, Niger, Tschad, Kenia, Tansania, Somalia und der Demokratischen Republik Kongo. Mosambik und seine Nachbarländer waren die jüngsten Opfer, als der Zyklon Chido Anfang Dezember das französische Überseegebiet Mayotte heimsuchte.

Grund zur Sorge

Für die betroffenen Familien ist der Wiederaufbau ein täglicher Kampf. Aber für viele ist das, was im Jahr 2025 bevorsteht, ein Grund zu noch größerer Besorgnis. Denn die Industrieländer reagieren nicht mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit auf die Klimakrise.

So befürchten die Menschen in Teilen von Uganda, einem eher landwirtschaftlich geprägten ostafrikanischen Land, dass weitere Katastrophen ihre Überlebenschancen noch mehr verschlechtern. Sintflutartige Regenfälle und Dürren fordern nicht nur Menschenleben, sondern schwemmen auch ständig Ackerland weg und lassen Flüsse austrocknen, sodass Dörfer und Städte unbewohnbar werden.

Die Hälfte Kenias war im Frühjahr 2024 von Hochwasser betroffen, woran auch der Klimawandel einen Anteil hatte. (Bild: Voke Wuod Anas/​Wuodshots/​Shutterstock)

"Wir, denen es an Wohlstand fehlt, bekommen die harte Realität der Klimakrise zu spüren. Wir haben sie nicht verursacht, aber wir zahlen den Preis mit Überschwemmungen und Dürren, die das Leben unserer Angehörigen gefordert haben, und wir haben Häuser verloren", sagt Ian Agaba, einer der jungen Ugander, die sich für Klimagerechtigkeit engagieren. "Wir leben täglich in dieser Krise. Wir werden nicht zulassen, dass diese Ungerechtigkeit unsere Zukunft zerstört", protestiert er.

Die Regierungen in Afrika versuchen die Auswirkungen des Klimawandels zu bewältigen und setzen dafür eigene Ressourcen und erhaltene Hilfsgelder ein. Aber viele sind überfordert, denn Wetterextreme und die dadurch verursachten Schäden nehmen Jahr für Jahr zu.

Auch lokale Gemeinschaften und Initiativen reagieren auf die Klimakrise. Doch ihre Anstrengungen, eine der größten CO2-Senken der Welt zu bewahren – von den Regenwäldern des Kongobeckens über die Savannen Ostafrikas bis zu einem weit verzweigten Netz von Gewässern – werden durch mangelnde Unterstützung untergraben.

Aus Sicht lokaler Klimaorganisationen sind die für die Klimakrise verantwortlichen Nationen dem globalen Süden noch immer etwas schuldig und haben es versäumt, die notwendigen Ressourcen bereitzustellen, um das Schlimmste zu verhindern.

Für die Klimabewegung ist das Ergebnis der jüngsten UN-Klimakonferenz in Baku eine Enttäuschung. Die dort getroffene 300-Milliarden-Dollar-Vereinbarung zur Klimafinanzierung empfinden einige als Schlag ins Gesicht (der am wenigsten entwickelten Länder). Für andere ist es eine Katastrophe und ein Verrat.

Mohamed Adow ist Direktor von Power Shift Africa, einer Denkfabrik, die sich für Klimaschutzmaßnahmen in Afrika einsetzt. Für ihn ist die Bereitstellung von weltweit jährlich 300 Milliarden US-Dollar – anstelle der von den Entwicklungsländern geforderten 1,3 Billionen – ein deutliches Beispiel dafür, dass die Klimakrise immer noch nicht mit dem gebührenden Ernst behandelt wird.

"Schließlich geben die Länder eine Billion Dollar pro Jahr für die Subventionierung fossiler Brennstoffe aus. Wenn nicht mehr Mittel für die Klimafinanzierung aufgebracht werden, erhöht sich das Risiko der Zerstörung für Millionen von Menschen", sagt Adow. "Wir sind wie eine Ente, die inmitten eines aufkommenden Sturms gemütlich in ihrem Nest sitzt."

Die Last der Schulden

Aus eigenen Mitteln kann Afrika die Krise nicht bewältigen, selbst wenn die Regierungen Kredite aufnehmen oder Gelder für Entwicklungsprojekte umleiten, um auf die Auswirkungen von klimabedingten Katastrophen zu reagieren. Viele Länder des globalen Südens sind bereits hoch verschuldet und müssen enorme Zinsen zahlen, sodass sie keine finanziellen Spielräume mehr haben, um Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen.

"Es ist besorgniserregend, dass 55 Prozent der öffentlichen Mittel, die den am wenigsten entwickelten Ländern zur Verfügung gestellt wurden, in Form von Krediten vergeben wurden", sagt Gambias Umweltministerin Rohey John-Manjang, die die am wenigsten entwickelten Länder, die sogenannten LDCs, bei den UN-Klimagesprächen vertritt. "Das erhöht unsere Schuldenlast und torpediert unsere Ziele für nachhaltige Entwicklung."

John-Manjang verweist darauf, dass die Klimapläne vieler Entwicklungsländer größtenteils an die externe Bereitstellung von Umsetzungsmitteln gebunden sind. Ohne ausreichende finanzielle Unterstützung, klagt sie, könnten die Pläne, die auch Anpassungsmaßnahmen umfassen, nicht vollständig umgesetzt werden.

 

Auf dem ersten Afrika-Klimagipfel im Jahr 2023 hatte die deutsche Staatssekretärin und Klima-Sonderbeauftragte Jennifer Morgan eine Schuldenumwandlung für Klimaanpassung mit Kenia in Höhe von 60 Millionen Euro angekündigt. Dies löste eine Debatte darüber aus, ob Industrieländer und multilaterale Fonds die Schulden gefährdeter Länder streichen sollten, damit das Geld für Klimaschutzmaßnahmen verwendet werden kann.

Die Regierungen des afrikanischen Kontinents drängen darauf, ungenutzte Reserven, sogenannte Sonderziehungsrechte, von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds zur Bewältigung der Klimakrise zu erhalten.

Die Meinungen sind in dieser Frage immer noch geteilt.

Übersetzung: Verena Kern