Die Weltbank hat ihren Kapitalstock für die ärmsten Länder der Welt aufgestockt. Die Weltbank-Tochter International Development Association (IDA) bekommt von 59 Ländern insgesamt 23,7 Milliarden US-Dollar für die kommenden drei Jahre. Damit hat sie den Wert der letzten Rekapitalisierung von 2021 knapp übertroffen und einen erneuten Rekord aufgestellt.
Im Anschluss an die IDA-Konferenz in Südkorea sagte Weltbank-Chef Ajay Banga: "Im vergangenen Jahr haben wir uns durch ein unglaublich schwieriges globales Umfeld bewegt, das durch wirtschaftliche Unsicherheit, steigende Verschuldung und Klimaschocks geprägt war. Doch inmitten dieser Herausforderungen hat sich etwas Bemerkenswertes entwickelt: eine kollektive Anstrengung für die Schwächsten der Welt."
Die IDA vergibt nicht nur Kredite, sondern auch Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Dank Rückflüssen früherer Kredite und der Möglichkeit, das eigene Kapital zu hebeln, indem Geld an den Kapitalmärkten aufgenommen wird, hat die Entwicklungsbank nun rund 100 Milliarden Dollar für die nächsten drei Jahre zur Verfügung.
Damit bleibt die Wiederauffüllung hinter einer Forderung der afrikanischen Länder zurück. Diese hatten ein Gesamtvolumen von 120 Milliarden verlangt. Für die kenianische Entwicklungsexpertin Hannah Ryder von der Organisation Development Reimagined ist das Ergebnis daher eine Enttäuschung.
Auch China und andere Schwellenländer unter den Gebern
"Die Weltbank und die Geber werden natürlich darauf bedacht sein, dieses Ergebnis als Gewinn darzustellen, vor allem angesichts der vielen schlechten Nachrichten dieser Tage. Und in gewisser Weise ist es das auch – es ist ein Rekord in nominaler Hinsicht", sagte Ryder. "Insgesamt ist dies aber eine enttäuschende Demonstration dessen, was 'globale Solidarität' heute bedeutet."
Die IDA ist die Weltbanktochter, die sich um die ärmsten Länder der Welt kümmert. Derzeit können 78 Länder von der Organisation Kredite zu besonders günstigen Konditionen oder sogar Zuschüsse bekommen. Dieses Geld wird in Gesundheit, Bildung, Infrastruktur und die Anpassung an die Klimakrise investiert.
Ohne die IDA hätten viele dieser Länder keinen Zugang zu Mitteln für solche Investitionen. Von allen Finanzflüssen, die in die 78 IDA-Länder flossen, entfiel ein Drittel auf die Weltbank. Und dieses Geld kann beachtliche Entwicklungsschübe auslösen.
Südkorea, der diesjährige Gastgeber der IDA-Konferenz, war von 1961 bis 1973 so arm, dass es Anspruch auf IDA-Mittel hatte. Doch mittlerweile ist Südkorea selbst ein IDA-Geberland. Das Gleiche gilt für China und Indien.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze sagte daher: "Es ist gut, dass sich mit Staaten wie China, Saudi-Arabien, Südkorea, Indien, Brasilien und Südafrika auch Schwellenländer an der Unterstützung der ärmsten Länder der Welt beteiligen."
Nach den USA, Japan und Großbritannien liegt Deutschland mit einem Beitrag von 1,62 Milliarden Euro auf Platz vier der großzügigsten Geberländer. Bemerkenswert ist: Auf Platz fünf folgt bereits China.
Im November wäre die 29. UN-Klimakonferenz (COP 29) beinahe daran gescheitert, ein neues Ziel für die Klimafinanzierung zu beschließen, weil sich die Vertragsstaaten nicht auf den Kreis der Geberländer einigen konnten.