Im September 2018 sorgte Hurrikan Florence für Starkregen über North und South Carolina mit 51 Toten und Schäden von 17 Milliarden US-Dollar. (Bild: Brian Calhoun/​US Army)

Aufgrund des Klimawandels müssen immer mehr Menschen ihre Wohnorte aufgeben. Letztes Jahr gab es weltweit mehr Binnenflüchtlinge aufgrund von wetterbedingten Katastrophen als infolge von Gewalt oder Konflikten.

Bei Klimaflucht denkt man vielleicht zuerst an Versteppung in Nigeria, wodurch viele Bäuer:innen in die nächstgrößere Stadt flüchten müssen. Oder an die Überschwemmungen in Pakistan, bei denen viele Menschen ihr Zuhause verloren haben.

Eine neue Studie zeigt nun, dass auch in den USA immer mehr Menschen aus Angst vor Überschwemmungen flüchten. Ganze Innenstädte leeren sich, zeigen die in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlichten Ergebnisse.

Besonders betroffen sind laut den Wissenschaftler:innen des gemeinnützigen New Yorker Forschungsinstituts First Street Foundation Städte im Mittleren Westen, etwa in den Bundesstaaten Indiana, Ohio, Michigan und Minnesota.

Die Forscher:innen haben hierzu die Bevölkerungsentwicklung bis in die kleinste administrative Einheit betrachtet und diese mit Hochwasserdaten ab dem Jahr 2000 abgeglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass der Bevölkerungsrückgang vielerorts mit höherer Hochwassergefährdung einhergeht und dass sich dort der Abwanderungstrend beschleunigt.

Solche demografischen Trends können eine eigene Dynamik entwickeln, indem die negativen Folgen des Bevölkerungsrückgangs und des Wertverlusts der Immobilien den Prozess selbst verstärken. Am Ende bleiben nur die Menschen übrig, die es sich nicht leisten können, von den besonders durch den Klimawandel betroffenen Orten zu fliehen.

Drei Millionen US-Amerikaner:innen zogen weg

Für Klimaforscher und Koautor Jeremy Porter ist dies die erste Studie, die auch für die USA statistisch aufzeigt, dass Klimamigration bereits heute stattfindet und kein reines Zukunftsproblem ist.

Auch in früher sehr gefragten Wohnorten wie Miami oder der Bundeshauptstadt Washington hat dieser Prozess bereits begonnen. Während diese Städte immer noch schneller Menschen anziehen, als sie durch das Hochwasserrisiko verlieren, zeigt die Studie, dass in den nächsten Jahren ein Wendepunkt erreicht werden könnte.

In den letzten 20 Jahren sind laut der Studie bereits drei Millionen Menschen aufgrund des Überschwemmungsrisikos umgezogen. Die Autor:innen gehen davon aus, dass diese Zahl in den kommenden Jahren rapide steigen wird.

Um dem entgegenzuwirken, bräuchte es umfangreiche Anstrengungen zur Klimaanpassung. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass besonders Gebiete betroffen sind, wo in den letzten Jahren keine Investitionen mehr stattgefunden haben.

 

Diverse US-Medien griffen die Studie auf. Die Zeitung The Hill schrieb etwa, dass durch die Angst vor Überschwemmungen "verlassene Gebiete im Herzen der Städte entstehen". Die Agentur Bloomberg machte auf weitere Extremereignisse aufmerksam, die in den USA Menschen in die Flucht treiben.

Bloomberg: "Es ist kein Geheimnis, dass eine gewisse Klimaflucht im Gange ist, sei es an der Golfküste, wo alle hundert Minuten ein Stück Land in der Größe eines Fußballfeldes verloren geht, oder in Kalifornien, wo ganze Städte durch Waldbrände in die Diaspora geschickt wurden."