Eine Person kauft mit dem Smartphone ein
Im Internet einkaufen ist bequem, weil alles nach Hause geliefert wird. Auch ein paar Gramm CO2 können entfallen – aber auch soziale Kontakte. (Foto: Hannes Edinger/​Pixabay)

In der Vorweihnachtszeit boomt der Online-Handel sowieso. In diesem Jahr werden wegen des Corona-Lockdowns alle Rekorde purzeln. Schon vorher kalkulierte zum Beispiel die Deutsche Post DHL mit einem Transport-Aufkommen, das um mindestens 15 Prozent über dem Vorjahr liegt.

Das stürzt den Einzelhandel in Existenznöte, und es bedeutet Extra-Stress für die Ausfahrer. Die Klimabilanz des Weihnachtsshoppings wird das aber weniger verschlechtern, als viele denken, folgt man einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA).

In der Untersuchung wurde der Treibhaus-Ausstoß analysiert, der durch den wachsenden Online-Handel entsteht. Fazit: Der Anteil von Handel und Transport an den Gesamtemissionen erreicht generell nur zwischen einem und zehn Prozent. Bis zu drei Vierteln der CO2-Emissionen im Lebenszyklus eines Produkts entstehen bereits bei der Herstellung.

Bewertung von UBA-Präsident Dirk Messner: "Ob wir online oder im Geschäft einkaufen, ist nicht so entscheidend für unsere Klimabilanz." Die größte Stellschraube für einen ökologischen Einkauf seien langlebige Produkte, die umweltfreundlich hergestellt sind.

Die Studie vergleicht unterschiedliche Einkaufsvarianten, mit dem eigenen Auto, per Fahrrad und die Online-Bestellung. Eine Fahrt von fünf Kilometern im Pkw erzeugt laut UBA je nach Größe des Fahrzeugs 600 bis 1.100 Gramm CO2. Bei einer Lieferung per Paketdienst fallen im Schnitt 200 bis 400 Gramm CO2 an.

Dass die Emissionen hier im Vergleich zur Fahrt im eigenen Auto niedriger sind, liegt unter anderem an der besseren Fahrzeugauslastung, der effizienten Gestaltung der Lieferrouten und dem zunehmenden Einsatz von Elektrofahrzeugen. Unschlagbar ist jedoch der Einkauf zu Fuß oder per Fahrrad, hier sind die Emissionen gleich null.

Die wichtigsten Klimaschutz-Stellschrauben im stationären Handel sind laut UBA die Energieverbräuche in den Läden, etwa für Heizung, Beleuchtung und IT, sowie die Wahl des Verkehrsmittels der Kundschaft.

Wenn möglich, per Rad oder zu Fuß einkaufen

Besonders problematische Faktoren im Online-Handel sind der Lieferabschnitt bis zur Haustür, die "letzte Meile", und der Aufwand für die Versandverpackungen, die zudem entsorgt werden müssen.

Das Bundesamt betont, dass die Belastungen hier deutlich reduziert werden können. Viele Produkte ließen sich zum Beispiel ohne Schaden in der Originalverpackung versenden, also ohne zusätzliche Umverpackung. Mehrwegverpackungen, die von den Kund:innen leer zurückgeschickt werden können, seien ebenfalls sinnvoll.

Insgesamt lassen sich der Studie zufolge bei den Versandverpackungen pro Jahr zwischen 180.000 und 370.000 Tonnen Abfall einsparen. Das entspreche einer Reduktion um 22 bis 45 Prozent.

Im Bereich Logistik empfiehlt das UBA den Einsatz von Elektrofahrzeugen und Lastenfahrrädern zur Auslieferung, zudem die Nutzung von Packstationen für eine effiziente Zustellung. Auch die Verbraucher:innen könnten ihre Umweltbilanz verbessern, indem sie umweltfreundliche Produkte kaufen, beim Online-Einkauf häufige Retouren vermeiden und gezielt Mehrwegsysteme oder den Verzicht auf Versandverpackung nachfragen.

"Es muss nicht immer der Neukauf sein. Oft sind gute gebrauchte Geräte oder eine Leihe oder Miete eine gute Alternative", sagte Messner. Auch die Reparatur defekter Haushaltsgeräte könne oft einen Neukauf vermeiden.

Erwartungsgemäß hält der UBA-Chef es für die beste Einkaufsvariante, langlebige, ökologisch hergestellte Produkte "im Geschäft um die Ecke zu kaufen, das ich mit dem Fahrrad oder zu Fuß gut erreichen kann". Fragt sich nur, ob dieses Geschäft nach der Coronakrise noch existiert.

Anzeige