Mülldeponie auf den Philippinen: Papst Franziskus fordert ein anderes Wirtschaften auf der Grundlage von Respekt und Bescheidenheit. (Bild: Maria Gullestrup/​Pixabay)

Eine neue Einstellung zur Natur forderte Papst Franziskus schon 2015 in seiner Öko-Enzyklika "Laudato Si'": "Die Natur wird gewöhnlich als ein System verstanden, das man analysiert, versteht und handhabt, doch die Schöpfung kann nur als ein Geschenk begriffen werden."

Die Menschheit müsse eine Haltung der Bescheidenheit und des Respekts annehmen statt einer Haltung der Arroganz und Macht, schrieb Franziskus. Heute sei die Menschheit auf einem selbstmörderischen Kurs. Es bestehe die dringende Notwendigkeit einer "mutigen kulturellen Revolution".

Diese Enzyklika hat ganz wesentlich zur Verabschiedung der Pariser Klimaziele beigetragen. Jetzt zeigt sich der Papst erneut besorgt wegen der dramatischen Klimakrise.

Er ruft in seinem neuen Positionspapier "Laudate Deum" die Menschheit zu einer radikalen Umkehr auf. Die Klimakrise verstärke sich ständig. Klimawandel-Leugner seien "Verwirrte". Der Mensch dürfe mit seinen industriellen und technischen Möglichkeiten nicht die Schöpfung zerstören. Franziskus appelliert dabei an "alle Menschen guten Willens".

Franziskus fordert vor allem menschlichere Formen des Wirtschaftens. Er erinnert an das Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser. Millionen Menschen hätten kein Dach über dem Kopf, während in anderen Erdteilen ein "skandalöses Konsumniveau" herrsche.

Die Menschen selbst müssten sich ändern, schreibt der Papst. Vor allem jene, die im Überfluss leben.

Sie könnten ihren Konsum reduzieren, den Gebrauch von Plastik und Papier vermeiden und nicht mehr Lebensmittel auf den Tisch bringen, als sie wirklich essen. Sie sollten mehr mit Bus und Bahn fahren statt allein im Auto, unnötige Stromverbraucher ausschalten – und auch Bäume pflanzen.

Im März 2021 gab Papst Franziskus für die über eine Milliarde Kirchenmitglieder das Motto aus: "Jeder Katholik pflanzt einen Baum." Als erste haben diesen Aufruf die Katholiken in Bangladesch umgesetzt.

Fundamentalistische Kreise der christlichen Kirchen – vor allem in den USA um Donald Trump, aber auch in der deutschen AfD und selbst in Teilen von CDU und CSU – gehören zu den Klimawandel-Leugnern. Für sie ist der Papst eher ein "Klimahysteriker".

"Solarpolitik ist Sozialpolitik"

Auch ein anderer Religionsführer bekennt sich als Grüner. In seinem Klima-Appell "Schützt unsere Umwelt" schreibt der Dalai Lama: "Der Klimawandel lässt sich nicht mehr leugnen. Er bedroht unsere Existenz auf der Erde." Nicht nur Buddha, auch er selbst, der Dalai Lama, sei ein Grüner.

Beide Religionsführer wenden sich auch explizit an die Leugner des Klimawandels. Deren Position sei unwissenschaftlich und unverantwortlich. Sie verweisen zudem auf die Notwendigkeit eines raschen Umstiegs auf die erneuerbaren Energien.

Foto: Axel Thomae/​Sonnenseite

Franz Alt

ist Journalist und Buchautor. Er leitete 20 Jahre das politische Magazin "Report" beim Südwest­rundfunk, danach bis 2003 die Zukunfts­redaktion des SWR. Als einer der ersten deutsch­sprachigen Journalisten informierte er über Klima­wandel und Energie­wende.

Den Skeptikern und Gegnern der Energiewende antworten sie, dass Klimapolitik auch soziale Politik sei. Der Dalai Lama: "Solarpolitik ist Sozialpolitik."

Die internationale Politik und der Multilateralismus müssten neu gestaltet werden, so der Papst. Gerade dieser Sommer 2023 habe weltweit die Klimakrise für alle, die ein Herz und einen Verstand haben, deutlich gemacht.

Übereinstimmend verurteilen beide Religionsführer die Idee eines unendlichen und grenzenlosen Wachstums. Kapitalismuskritik übte sich Papst Franziskus schon am Beginn seiner Amtszeit: "Diese Wirtschaft tötet". Er sagte nicht "Die Wirtschaft tötet", wie ihm oft unterstellt wurde, er sagte: "Diese Wirtschaft tötet."

Interessant ist, dass beide Religionsführer sich im Gegensatz zu früheren Zeiten mit ihrer Kritik an der Politik auf die Wissenschaft berufen. Der Dalai Lama lobt in seinem Buch ausdrücklich und mehrmals die Fridays-for-Future-Bewegung und Greta Thunberg. Beide Religionsführer haben sich mit der Klimaaktivistin aus Schweden getroffen.

 

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