Die Politik macht sich Sorgen um die Akzeptanz der Windenergie. Deshalb hat die Bundesregierung mit ihrem Klimapaket beschlossen, dass neue Windkraftanlagen künftig nur mit einem Mindestabstand von 1.000 Metern zu Wohnsiedlungen errichtet werden dürfen. Bayern darf sogar seine 10-H-Regelung behalten.
Ob die Abstandsregel wirklich dazu beiträgt, die Akzeptanz der Windräder zu erhöhen, muss bezweifelt werden. Die meisten Bundesbürger halten den Ausbau der Windkraft nämlich für sinnvoll. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Fachagentur Windenergie.
82 Prozent der 1.013 repräsentativ ausgewählten Befragten finden die Nutzung und den Ausbau der Windenergie wichtig oder sehr wichtig. Schon in den vergangenen fünf Jahren gab es ähnlich hohe Zustimmungswerte für die Windkraft.
Auch vor der eigenen Haustür ist vielen die Windenergie willkommen. 78 Prozent der Befragten sind mit bereits existierenden Windkraftanlagen in ihrem Wohnumfeld einstanden. Selbst unter denen ohne Windrad vor der Haustür hätten 70 Prozent keine großen Bedenken, sofern dort welche gebaut würden.
72 Prozent finden es richtig, dass Bund, Länder und Gemeinden genügend Flächen für Windenergie zur Verfügung stellen, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen.
Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) würde weder für noch gegen die Windenergie auf der Straße demonstrieren. In der Umfrage gelten sie deshalb als "schweigende Mehrheit". Unter jenen ist die Zustimmung zur Windenergie sogar noch höher. 86 Prozent bewerten den Ausbau der Windenergie als "eher wichtig"oder "sehr wichtig" – auch wenn schon Windräder vor der eigenen Haustür stehen.
"Alternativen zum Mindestabstand entwickeln"
"Die Bundesregierung sollte die Umfrageergebnisse zum Anlass nehmen, Alternativen zum geplanten Mindestabstand zu entwickeln", empfiehlt Katherina Reiche, Hauptgeschäftsführerin beim Verband Kommunaler Unternehmen der Politik.
Dass die Abstandsregeln nicht dazu beitragen, die Akzeptanz von Windanlagen zu erhöhen, hat auch schon das Umweltbundesamt festgestellt. Stattdessen reduziert ein Mindestabstand von 1.000 Metern zu Siedlungen die zur Verfügung stehende Fläche für Windenergie um 20 bis 50 Prozent. Die Energiewende wird weiter ausgebremst.
"Die vermeintlich sinkende Akzeptanz haben Bundes- und Landesregierungen als Vorwand genutzt, um den Windkraft-Ausbau vor die Wand zu fahren", befindet deshalb Olaf Bandt, Geschäftsführer beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Tausende Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel. Die politische Untätigkeit müsse ein Ende haben.
Dazu müsste die Politik auf die Bürger hören: 82 Prozent der Befragten finden, dass es die Akzeptanz steigern würde, wenn Gemeinden Einnahmen aus Windstrom zur Verbesserung der Lebensverhältnisse vor Ort einsetzen. Auch günstigere Strompreise, das Einbinden lokaler Akteure, finanzielle Beteiligungen für Bürger sowie die Unterstützung durch die lokale Politik könnten die Zustimmung zur Windenergie verbessern.