Qualmende Fabrikschlote
Immer noch werden neue Kohlekraftwerke gebaut und geplant. (Foto/​Ausschnitt: Chris LeBoutillier/​Pixabay)

Mehr als 220 Fachjournale aus dem Bereich Medizin und Gesundheit haben am heutigen Montag einen gemeinsamen Appell zum Klimawandel veröffentlicht.

Mit der außergewöhnlichen Aktion fordern sie die Politik im Namen der Gesundheitsberufe auf, die Klimakrise endlich ernst zu nehmen, die bisherige Untätigkeit zu beenden und Sofortmaßnahmen zu ergreifen. Es ist das erste Mal, dass sich so viele Fachmagazine zusammengetan haben, um eine gemeinsame Erklärung abzugeben.

Ungewohnt deutlich formulieren die Autor:innen des Appells auch ihr Anliegen. "Die größte Bedrohung für die globale öffentliche Gesundheit", schreiben sie, "ist das anhaltende Versagen der führenden Politiker der Welt, den globalen Temperaturanstieg unter 1,5 Grad zu halten und die Natur wiederherzustellen".

Dringend sei erforderlich, dass "gesellschaftsweite Veränderungen vorgenommen werden, die zu einer gerechteren und gesünderen Welt führen werden", heißt es weiter. Das Jahr 2021 müsse das Jahr sein, "in dem die Welt endlich ihren Kurs ändert".

Die teilnehmenden Fachjournale kommen von allen Kontinenten. Darunter sind auch die auf ihrem Gebiet einflussreichsten Magazine wie The Lancet, The British Medical Journal, das East African Medical Journal, das Chinese Science Bulletin, The New England Journal of Medicine aus den USA, die International Nursing Review, das National Medical Journal of India, die Revista de Saúde Pública aus Brasilien und das Medical Journal of Australia.

Schon heute, mahnen die Autor:innen, sei die globale Gesundheit durch den globalen Temperaturanstieg und die Zerstörung der Natur beeinträchtigt. Darauf habe die Gesundheitsbranche seit Jahrzehnten immer wieder hingewiesen – bislang weitgehend vergeblich.

Dabei seien die Befunde der Wissenschaft völlig klar: Steige die Temperatur weiter an, berge das die "Gefahr katastrophaler Gesundheitsschäden, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können."

Klimawandel und Artensterben sollen Priorität bekommen

Es sei zwar "ermutigend", dass sich schon viele Regierungen, Finanzinstitute und Unternehmen das Ziel gesetzt hätten, netto null Emissionen zu erreichen. Doch diese Versprechen seien nicht genug. Vor allem die reichen Nationen müssten deutlich mehr tun, um den Ärmeren zu helfen. Diese seien am stärksten betroffen, obwohl sie am wenigsten zur Krise beigetragen hätten.

Bis 2040 müssten ökologisch nachhaltige Gesundheitssysteme geschaffen werden, fordert der Appell – und ruft Gesundheitseinrichtungen dazu auf, ihre Vermögenswerte nicht länger in fossile Unternehmen zu investieren. Bislang liegt die Divestment-Summe in diesem Bereich bei gut 42 Milliarden US-Dollar.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Gesundheitsbranche gemeinsam für Klimaschutzmaßnahmen einsetzt. Im Mai 2020 unterzeichneten 40 Millionen Angehörige der Gesundheitsberufe einen Brief, in dem sie die Regierungen aufforderten, bei der Bewältigung der Pandemie grünen Investitionen Vorrang einzuräumen.

Anfang dieses Jahres übergaben Ärzt:innen während der Weltgesundheitsversammlung in Genf einen Forderungskatalog an WHO-Chef Tedros Adhanom, in dem sie die Gesundheitsbehörden aufforderten, dem Klimawandel und dem Verlust der biologischen Vielfalt höchste Priorität einzuräumen.

Der heutige Appell erscheint im Vorfeld der UN-Generalversammlung, die am kommenden Dienstag beginnt.

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