Holz statt Kohle und Gas verbrennen – das ist klimatechnisch nicht der Burner, finden die Umweltorganisationen Nabu, DUH, Robin Wood und Biofuelwatch. In einem sechsseitigen "Infopapier" kritisieren sie den Dekarbonisierungsfahrplan des Energiekonzerns Vattenfall für Berlin aus dem vergangenen Jahr.

Der Plan sieht vor, statt Kohle und Gas mehr Biomasse, sprich Holz zu verbrennen. Geplant ist dafür der Bau eines neuen Holzkraftwerks bis 2026 und eines weiteren bis 2027. Der Anteil der Holzverbrennung zur Wärmegewinnung soll so bis 2030 von einem Prozent auf 17 Prozent steigen.

 

Von Kohle auf Holz als neuen Energieträger im Wärmebereich umzusteigen, ist ein bundesweiter Trend, sagt Michaela Kruse vom Nabu in einem Pressegespräch am Donnerstag. In verschiedenen Städten werden Kohlekraftwerke umgerüstet oder, wie in Berlin, neue Alt- und Frischholzkraftwerke gebaut. Berlin steche dabei heraus, weil es hier um besonders große Holzmengen geht.

Konkrete Informationen, woher das Holz für die Hauptstadtwärme kommen soll, sind nicht erhältlich. Allerdings stammten schon 2022 rund 70 Prozent des von Vattenfall für die Wärmeversorgung verbrannten Holzes direkt aus dem Wald.

"Dazu gehörten ganze Stämme von frisch eingeschlagenen Bäumen, die direkt an Vattenfall geliefert wurden", heißt es im Infopapier der vier Organisationen. Holz also, das auch zum Bauen und für Möbel verwendet werden kann.

Ein Teil von dem heute schon in Kraftwerken verbrannten Holz stamme sogar aus FFH- und anderen Schutzgebieten. Mit einer Ausweitung der Holzverbrennung würde auch die Verwendung von frischem Stammholz und Holz aus Schutzgebieten zunehmen, warnen die Umweltorganisationen.

Elf Prozent des Holzes für Berlin stammen laut Papier aus Pappel-Kurzumtriebsplantagen in Brandenburg und Polen. Das übrige Holz kam aus der Landschaftspflege oder war Restholz aus Sägewerken.

Holzverbrennung erhöht den CO2-Gehalt in der Atmosphäre

Das Problem mit dem Verbrennen von Holz zur Wärmeversorgung ist: Zwar stimmt das Argument der Befürworter:innen, dass das im Holz gespeicherte und bei der Verbrennung freigesetzte CO2 dann auch wieder von neu wachsenden Bäumen und Wäldern aufgenommen wird. Allerdings dauert das lange, weil Bäume langsam wachsen und das CO2 erst über Jahrzehnte oder Jahrhunderte aus der Atmosphäre holen.

Kurzfristig erhöht die Holzverbrennung also den CO2-Gehalt in der Atmosphäre, ähnlich wie Kohle. Und das trifft nicht nur auf Frischholz zu, sondern auch auf Restholz. "Die Klimakrise ist längst zu weit fortgeschritten, als dass wir uns eine 'Übergangsphase' mit anderen CO2-intensiven Energieformen wie Erdgas und Holzbiomasse noch leisten könnten", argumentieren Nabu und Co.

Die Verwendung von Restholz sei auch aus Biodiversitätsgründen nur begrenzt möglich. Totholz ist ein wichtiger Lebensraum für viele Arten und sollte deswegen mindestens teilweise im Wald gelassen werden.

Das Holzheizkraftwerk Berlin-Neukölln wird seit 2004 von der heutigen Eon-Tochter Innogy betrieben. (Bild/Ausschnitt: Peter Kuley/​Wikimedia Commons)

Altholz soll in Berlin ebenfalls verbrannt werden. Eine bessere Nutzungsmöglichkeit wäre die Weiterverarbeitung zu Pressspanplatten. In Deutschland passiert das nur mit 17 Prozent des Altholzes. Gleichzeitig werden viele Spanplatten aus Frischholz hergestellt. Dafür müssen also wieder extra Bäume geschlagen werden.

Ein besonderes Problem sind die Mengen, die für Deutschlands größte Stadt nötig wären. Werden die Pläne zur Holzverbrennung umgesetzt, müssten mindestens zwei Drittel der gesamten Holzernte des Landes Brandenburg für die Berliner Wärmeversorgung verfeuert werden, rechnet das Papier vor.

Holz aus Brandenburg ist aber auch an vielen anderen Orten und für andere Zwecke eingeplant. Das würde bedeuten, dass Holz aus dem Ausland importiert werden müsste. Es würde dann zum Beispiel aus dem Baltikum kommen, wo große Waldflächen kahlgeschlagen werden, um Hackschnitzel und Pellets herzustellen.

Auch Kurzumtriebsplantagen brächten nicht die erhoffte Holzernte. Gerade in Brandenburg sind die geringen Niederschläge ein Problem. Für hohe Erträge brauchen die Baumplantagen viel Wasser – ist wenig davon vorhanden, sind also große Flächen notwendig. Auf den Hektar gerechnet wäre dann beispielsweise Solarthermie sehr viel effizienter.

Das Fazit im Infopapier der Naturschutzorganisationen: Eine wirklich nachhaltige und regionale Beschaffung des Holzes lässt sich nicht gewährleisten.

Ende 2023 hat Berlin sein Wärmenetz von Vattenfall zurückgekauft. Neben dem gesamten Verteilnetz liegen nun auch neun Heizkraftwerke in der Hand der Stadt. Die Organisationen fordern, dass Berlin den Dekarbonisierungsplan von Vattenfall nicht übernimmt.

Auch der Plan, neue Holzkraftwerke zu bauen, dürfe nicht weiterverfolgt werden. Das sei weder klimaschützend noch wirtschaftlich.

Berlin brauche vielmehr einen neuen Dekarbonisierungsplan, der im Einklang mit einer gesamtstädtischen und vor allem klimagerechten Wärmeplanung steht, betont Neelke Wagner von der Ressourcenschutzorganisation Power Shift beim Pressegespräch. "Die Berliner Wärme muss tatsächlich klimaschonend erzeugt werden."