Die Arbeit von Bauern ist durch veränderte Niederschlagsmuster schon jetzt schwerer geworden. (Foto: Reinhard Kasulke/​Wikimedia Commons)

Wer glaubt, dass der Klimawandel in Deutschland noch nicht angekommen ist, der sollte mal einen Bauern fragen, der im Herbst seine Ernte einholen will. Das wird immer schwieriger, weil der Boden manchmal so mit Wasser gesättigt ist, dass das Regenwasser nicht mehr versickert. Überflutete Felder sind in der Jahreszeit keine Seltenheit mehr.

Von allen Bundesländern wird in Zukunft vor allem Brandenburg vom Klimawandel betroffen sein. Denn das Bundesland ist – unabhängig vom Klimawandel – jetzt schon viel trockener als andere. Und dort, wo es trocken ist, wird es in Zukunft noch trockener, so die Faustformel der Klimaforscher.

Vor allem unter Hitze und Trockenheit wird Brandenburg künftig leiden. "Die Sommertage mit mehr als 25 Grad Celsius werden zunehmen, sich bis Ende des Jahrhunderts wahrscheinlich sogar verdoppeln", erklärt Carsten Linke vom Landesamt für Umwelt Brandenburg. Heutzutage ist im Märkischen von etwa 90 kalendarischen Sommertagen nur etwa die Hälfte so warm. "Wir müssen mit heißen, trockenen Sommern rechnen", sagt Linke.

Die Niederschlagsmenge wird dabei wahrscheinlich nicht mal abnehmen, sich aber anders verteilen. "Zwischendurch wird es Brandenburg wohl häufiger mit Starkniederschlägen zu tun bekommen", sagt Linke. Erst Dürre, dann Starkregen – eine ungünstige Kombination. Ist der Boden stark ausgetrocknet, nimmt seine Fähigkeit ab, Wasser aufzunehmen. Regnet es dann besonders stark, kann das Wasser nicht einfach versickern – im vergangenen Herbst war das der Fall. Die Bauern klagten über den nassen und matschigen Boden, der genauso zum Problem werden kann wie ein völlig ausgetrockneter.

Extreme Hitze ist aber nicht nur für die Ernte eine Gefahr, sondern auch für Menschen, besonders im höheren Alter. Im Alter lasse das Herz-Kreislauf-System nach, der Körper könne seine Temperatur zudem immer schlechter durch Schwitzen selbst regulieren, erklärt Geriatrie-Experte Calvin Hirsch von der University of California. Im Rekordhitze-Sommer 2003 starben nach Schätzungen französischer Wissenschaftler etwa 70.000 Europäer vorzeitig an den Folgen der Hitze, ein Zehntel davon in Deutschland.

Waldbrände werden wieder wahrscheinlicher

Auch für Wälder ist es schädlich, wenn es dauerhaft zu warm ist. Bisher konnten sich die Bäume nach extremen Wetterereignissen immer wieder erholen. Wenn nun aber regelmäßig Hitze und Trockenheit herrschen, ist das nicht mehr möglich, sagt Ralf Kätzel, der seit vielen Jahren für das Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde den Wald in Brandenburg erforscht. Auch mit einer Kombination aus verschiedenen Stressfaktoren – mal Dürre, dann wieder extremer Regen, milde Winter, Frost im Frühling – könnten selbst die anpassungsfähigen Bäume nur schwer umgehen.

Eine weitere, eher indirekte Folge des Klimawandels für Bäume sind Waldbrände. Durch seine vielen leicht brennbaren Kiefern und die Sandböden ist Brandenburg besonders anfällig dafür. "Momentan gehen die Waldbrände zwar eher zurück, das liegt aber am verbesserten Wald-Monitoring", sagt Kätzel. Je trockener es aber wird, desto größer das Risiko.

Durch Klimaschutz, also die Minderung des Treibhausgasausstoßes, lassen sich die Folgen des Klimawandels noch abmildern, Anpassung an die Veränderungen braucht es jedoch auf jeden Fall. In der Landwirtschaft müssten sich die Abläufe komplett ändern. "Wenn der Winter kürzer wird, sind vielleicht zwei Vegetationsperioden pro Jahr möglich", meint Linke vom Landesumweltamt.

Das Kernproblem aber bleibt auch dann – das Wasser-Management. "Wenn wir mit diesen Monokulturen weitermachen und den Boden durch immer neue chemische Pflanzenschutzmittel und Dünger aussaugen, wird es schwierig." Bewässerung werde, meint Linke, zur gesellschaftlichen Entscheidung: "Wenn alle Privathaushalte bereit sind, auf ihr Duschwasser zu verzichten, damit es Spargel gibt, geht es vielleicht auch so."

In einem Bereich der Anpassung an den Klimawandel sei Brandenburg aber schon auf einem guten Weg: beim Hochwasserschutz, etwa an der Oder. Einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung zufolge wird auch der Schutz vor Flutereignissen in Brandenburg mit dem Klimawandel wichtiger, auch wenn in diesem Bereich Baden-Württemberg das am meisten gefährdete Bundesland ist. Linke lobt: "Da hat man aus den schweren Hochwassern der vergangenen Jahrzehnte gelernt und baut nun deutlich höhere Deiche."

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