Viele Unternehmen haben sich schon auf den Weg gemacht. Eines davon ist der Technologiekonzern ZF Friedrichshafen in der Stadt am Bodensee. Um seine Getriebe und weitere Produkte zu fertigen, will ZF ab 2026 "jährlich 250.000 Tonnen grünen Stahl einkaufen, der mit Wasserstoff und erneuerbarer Energie hergestellt wird". Dies soll ein Beitrag der weltweit agierenden Firma sein, um die Folgen des Klimawandels zu begrenzen.
150 Kilometer südlich, im Schweizer Bergort Davos, sind solche Vorhaben gerade ein großes Thema. Dort findet diese Woche das traditionelle Weltwirtschaftsforum statt. Auf dessen Mitinitiative haben sich mittlerweile 96 große Unternehmen zusammengefunden, die Ähnliches tun und propagieren wie ZF.
Sie bezeichnen sich als Vorreiter-Koalition, im Davos-Jargon First Movers Coalition genannt. Mit dabei sind neben ZF unter anderem die Deutsche-Post-Tochter DHL, Airbus, Apple, der Zementhersteller Holcim, Volvo und Google.
Um den Zusammenschluss 2021 ins Leben zu rufen, kooperierten das Weltwirtschaftsforum und John Kerry, der Klimabeauftragte der US-Regierung. Als Ziel wurde vereinbart, dass die Mitgliedsfirmen bis 2030 möglichst viele Waren und Dienstleistungen kaufen, die keine klimaschädlichen CO2-Emissionen verursachen.
Zusage bringt Investitionssicherheit
Die Initiative zeigt, wie das Weltwirtschaftsforum arbeitet. Die Organisation richtet nicht nur jedes Jahr den gleichnamigen Kongress aus, zu dem Tausende Konzern- und Politikspitzen anreisen.
Das Forum fungiert auch als Lobbyorganisation der weltgrößten Konzerne und als eine Art globaler Runder Tisch, um weltweite Probleme kooperativ und mit marktwirtschaftlichen Mitteln zu bearbeiten. Die Vorreiter-Koalition ist eines dieser Projekte.
Etwa 14 Milliarden Euro sollen die bisher zugesagten Projekte der Firmen bewegen, teilt das Weltwirtschaftsforum mit. Das funktioniert beispielsweise so: ZF will etwa zehn Prozent seines aktuellen Bedarfs mit dem grünen Stahl eines schwedischen Anbieters decken. "Das spart jährlich knapp eine halbe Million Tonnen Kohlendioxid ein", erklärt ZF.
Denn grüner Stahl wird nicht mehr mit Kokskohle produziert, sondern mit Strom aus erneuerbaren Quellen. Die Emissionen sinken um 95 Prozent. Die zugesagte Nachfrage durch ZF gibt also Anbietern grünen Stahls die Sicherheit, dass sich ihre Investitionen in die neue Technologie lohnen. Es kommt ein Wirtschaftskreislauf für klimaneutrale Produkte in Gang.
"Grüner Stahl ist für uns ein zentraler Baustein bei der Dekarbonisierung", sagt Daniele Pontarollo, bei ZF verantwortlich für Einkauf und Materialwirtschaft. Äußerungen wie diese zeigen, dass Klimapolitik keine Flause ist.
Unternehmen rechnen hart. Eine große Zahl, vielleicht die Mehrheit der Firmen in den Industrie- und Schwellenländern, geht mittlerweile davon aus, dass man in 20 bis 30 Jahren keine fossilen Energien mehr einsetzen kann, weil sie einfach zu klimaschädlich sind.
DHL will mit Altspeiseöl fliegen
Auch DHL bereitet sich auf diese Perspektive vor. Das Logistik-Unternehmen hat zugesagt, bis 2030 in der Luftfracht 30 Prozent nachhaltige Kraftstoffe einzusetzen. Es geht um gut 800 Millionen Liter Flugbenzin, das die Firmen BP und Neste liefern sollen.
Die Flugzeuge, die von Leipzig in alle Welt starten, sollen dann durchschnittlich zu einem Drittel mit Treibstoff aus altem Speiseöl und anderen Abfallprodukten fliegen. Dadurch "können die Treibhausgasemissionen über den Lebenszyklus hinweg im Vergleich zu fossilem Kerosin um bis zu 80 Prozent reduziert werden", behauptet DHL.
Ein Beitrag also, aber wie groß ist er wirklich? Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums wollen die beteiligten Unternehmen zusammen 31 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr vermeiden.
Zum Vergleich: Diese Einsparleistung macht etwa 0,1 Prozent der weltweiten Emissionen des Jahres 2023 aus. Was die Vorreiter-Firmen tun, ist ein Schritt, allerdings erstmal ein ziemlich kleiner.
Die Klimapolitik ist diesmal eines der zentralen Themen in Davos. Die Organisatoren und viele Teilnehmer fragen sich, wie es nach der Weltklimakonferenz von Dubai weitergeht.
Mehrere Podiumsdiskussionen stehen auf dem Programm, die sich beispielsweise um die neue Konkurrenz durch erneuerbare Energien drehen. Wie sich die Nachfrage nach fossilen Energien entwickeln wird, lautet eine weitere Frage.