Wenn sich schwarze Wolken am Himmel bilden, denken wir normalerweise an ein Feuer. Es sei denn, wir befinden uns am Meer. Dann handelt es sich um Frachtschiffe, die regelmäßig schwarzen Rauch ausstoßen. Ursache für die Dreckwolken am Meereshorizont ist Schweröl, ein fossiler Brennstoff, der aus Rückständen der Erdölverarbeitung gewonnen wird. Er dient als Kraftstoff für Großdieselmotoren, auch in Schiffen.
Den damit verbunden Treibhausgasemissionen will die weltweit größte Reederei Maersk nun mit einem nachhaltigen Treibstoff entgegenwirken: In einem Frachtschiff soll eine Mischung aus Altspeiseöl und Schweröl verwendet werden. Insgesamt dirigiert Maersk rund 700 große Frachter über die Weltmeere.
Im Seetransport ist Schweröl nicht nur für Erkrankungen beim Menschen verantwortlich, sondern auch für etwa drei Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Lange Zeit blieb die Branche jedoch von klimapolitischen Maßnahmen unberührt.
21 Jahre, nachdem die Internationale Seeschifffahrts-Organisation IMO von den Vereinten Nationen dazu aufgefordert wurde, hatte sie im vergangenen Jahr zum ersten Mal ein Klimaziel beschlossen: Bis 2050 sollen die Treibhausgasemissionen auf 50 Prozent des Niveaus von 2008 sinken. Klimaexperten zufolge sind jedoch 100 statt 50 Prozent nötig. Auch die Frage, durch welche Maßnahmen der CO2-Ausstoß verringert werden soll, lässt die IMO weitgehend unbeantwortet.
Den Seeverkehr mit Altspeiseöl abwickeln?
Der pflanzliche Treibstoff sei klimaneutral, spare 85 Prozent der CO2-Emissionen ein und sei vom Weltklimarat IPCC als nachhaltig zertifiziert. So bewirbt Maersk sein umweltfreundliches Angebot. Einen ersten Kunden präsentiert die dänische Reederei auch schon: die schwedische Modekette H&M.
Der Kraftstoff sei dieselbe Mischung aus Altspeiseöl und Schweröl, die in einem Versuch gemeinsam mit dem niederländischen Unternehmerverband Dutch Sustainability Growth Coalition (DSGC) und dem Ölkonzern Shell getestet wurde, heißt es bei Maersk weiter.
Die DSGC, zu der auch der Lebensmittelriese Unilever und die Airline KLM gehören, beschreibt den Treibstoff als eine Mischung aus 80 Prozent Schweröl und 20 Prozent Altspeiseöl. Maersk-Sprecherin Concepción Boo Arias nannte das Proekt einen "guten Ausgangspunkt, der aber nicht ausreichend ist".
Dem stimmt auch Sönke Diesener, Verkehrsexperte beim Umweltverband Nabu, zu. Die Treibstoffalternative sei "ein guter Schritt in die richtige Richtung". Dennoch müsse sich die ganze Schifffahrt umstellen.
Dass mit dem neuen Angebot langfristig ein klimaneutraler Schiffstransport möglich wird, bezweifelt auch Jori Sihvonen, der beim europäischen Dachverband Transport and Environment (T&E) für saubere Kraftstoffe zuständig ist: "Schweröl ist nicht klimaneutral, Altspeiseöl kann es hingegen sein." Wenn es wirklich aus Abfällen stamme, sei Altspeiseöl umweltfreundlich.
Allerdings ist Altspeiseöl nach Sihvonens Worten schon jetzt "eine sehr knappe Ressource in der EU". Denn der größte Teil dieses einheimischen Öls werde als Biodiesel in Straßenfahrzeugen verwendet. Dass Maersk mit dem Treibstoffgemisch dem Klimaziel näher kommen kann, hält der Experte für unwahrscheinlich: "Nachhaltige Biokraftstoffe werden immer eine knappe Ressource bleiben. Deshalb sollte sich der Schifffahrtssektor mit Wasserstoff-Kraftstoffen aus erneuerbarer Energie befassen, einer viel besser skalierbaren Ressource."
Kunden werden noch gesucht
Ohnehin ist noch unklar, wann das erste und bisher einzige Schiff mit Speiseöl im Tank in See stechen wird. Zwar sei Maersk mit anderen Kunden, "die sich stark auf Nachhaltigkeit konzentrieren", im Gespräch, berichtet Boo. Doch zugestimmt habe bisher nur H&M. Dennoch zeigt sich die Maersk-Sprecherin zuversichtlich: "Wir gehen davon aus, dass wir innerhalb der nächsten Monate die Tanks füllen werden."
Warum sich nicht alle Kunden dem nachhaltigen Angebot anschließen, darauf könnte der Name "Premiumangebot" einen Hinweis geben. Doch die Frage, wie viel teurer die Pflanzenöl-Variante den Transport macht, will Boo nicht beantworten. "Aus Wettbewerbsgründen geben wir diese Informationen nicht weiter."