Eine Frau und ein Mann in Arbeitskleidung balancieren auf einem Dach, auf dem Solarpaneele installiert werden.
Unternehmen und Staat haben viele der Möglichkeiten, Menschen auszubilden und in Arbeit zu bringen, noch nicht richtig genutzt. (Bild: Navee Sangvitoon/​Shutterstock)

Die Energiewende nimmt Fahrt auf, endlich. Die Installation von Solaranlagen erreicht neue Rekorde, auch die Windkraft erholt sich allmählich.

Und noch eine gute Nachricht: Die Ampel-Bundesregierung hat sich gerade nach langem Hin und Her auf das "Solarpaket eins" geeinigt, das hier weitere Verbesserungen bringt. So können zum Beispiel Mieter künftig leichter Ökostrom vom eigenen Hausdach beziehen, und die sogenannte Agri-Photovoltaik wird besser gefördert.

An einer Ressource aber mangelt es offenbar: an Leuten, die das alles auch in die Realität umsetzen.

Will sagen: Der Fachkräftemangel bedroht die Energiewende. Denn um ein klimaneutrales Deutschland zu erreichen, braucht es nicht nur Investitionen, Fabriken, Rohstoffe und Flächen.

Nötig sind auch Leute, die Solaranlagen aufs Dach schrauben, Stromspeicher und Wallboxen installieren, die Windräder planen, aufstellen und warten, die Elektrolyseure, Pipelines und Speicher für Wasserstoff bauen.

Bereits 2030 könnten hierzulande bis zu 400.000 Fachkräfte fehlen, um das alles umzusetzen, hat eine Analyse der Unternehmensberatung Boston Consulting Group ergeben. Gefragt sind vor allem Elektrotechniker, Ingenieurinnen, Informatiker, Physikerinnen und Chemiker.

Und nun? Was tun? Sehendes Auges in den Fachkräfte-GAU hineinzusteuern, wäre fatal. Es braucht ein ganzes Paket an Maßnahmen, um ihn zu verhindern.

Das volle Programm

Mehr junge Leute für die technischen Ausbildungen und die entsprechenden Uni-Fächer zu gewinnen, gerade auch junge Frauen, gehört dazu.

Stichworte: Generell mehr Investitionen in Bildung, mehr neue Studiengänge, die auf die Energie-Transformation zugeschnitten sind, und auch generell ein gutes Image der Energiewende, anders als in den bleiernen Merkel-Jahren.

Die Zuwanderung von gut ausgebildeten Fachkräften kann helfen, die Lücke zu schließen, ebenso ein Angebot für Ältere, länger im Job zu bleiben.

Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Es gibt also einige Stellschrauben, an denen der Staat drehen kann, um die Klimawende nicht an der Man- und Womanpower scheitern zu lassen. Doch es ist natürlich nicht allein sein Job.

Auch die Unternehmen müssen sich etwas einfallen lassen, um attraktiv für die Arbeitskräfte zu sein – von guter Bezahlung über flexible Arbeitszeiten bis zu guten Job-Bedingungen für Eltern mit kleinen Kindern. Das volle Programm eben.

So gesehen kann der Fachkräftemangel bei der Energiewende auch etwas Gutes haben.