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Wo das Geld hinfließt, ist für den Klimaschutz entscheidend. (Foto: Robert Hardinghaus/​Flickr)

Artikel 2 des Pariser Klimaabkommens hat drei Elemente. Am bekanntesten ist das Ziel, die Klimaerwärmung auf "deutlich unter zwei Grad" zu begrenzen und "Anstrengungen zu unternehmen", dass das schon bei 1,5 Grad gelingt.

Weniger bekannt sind die anderen beiden Elemente. Sie betreffen die Anpassung an den Klimawandel und die Finanzmärkte.

Bei Letzterem versprechen die Länder, "die Finanzmittelflüsse in Einklang mit einem Weg zu einer emissionsarmen Entwicklung zu bringen".

Dass die Finanzmärkte es in den alles entscheidenden Artikel des Abkommens geschafft haben, hat einen einfachen Grund: Ohne diese Umorientierung der Finanzströme lässt sich die Klimakrise nicht bewältigen.

Obwohl das Paris-Abkommen nur für Staaten bindend ist, halten sich auch viele Unternehmen und Finanzmarktakteure daran. Das gilt etwa für die Net-Zero Asset Owner Alliance (AOA).

Dabei handelt es sich um eine Koalition von Firmen, die sehr große Vermögen verwalten, wie etwa Versicherungen. Zurzeit hat die Koalition 33 Mitglieder, die zusammen mehr als fünf Billionen Euro managen.

Die AOA-Unternehmen wollen ihre Anlageportfolios bis 2050 klimaneutral machen. Spätestens dann wollen sie keine Aktien oder Anleihen von Unternehmen mehr besitzen, deren Emissionen nicht bei netto null liegen.

Vergangenen Donnerstag hat die AOA-Koalition ihr Zwischenziel für das Jahr 2025 vorgestellt. Bis dann sollen die CO2-Emissionen der Anlageportfolios um 19 bis 26 Prozent sinken.

Der deutsche Versicherungskonzern Allianz hat dann sofort bekannt gegeben, was das für sein Portfolio bedeutet: eine Emissionsreduktion um ein Viertel im Vergleich zum Jahr 2019. Dies gilt zunächst nur für Aktien und Unternehmensanleihen.

Besseres Risiko-Rendite-Profil

Außerdem will die Allianz alle ihre Liegenschaften auf einen "1,5-Grad-Pfad" bringen. Damit ist ein Großteil des 774 Milliarden Euro schweren Anlageportfolios abgedeckt. Von der 25-Prozent-Reduktion ausgenommen sind noch Staatsanleihen, Hypotheken und Derivate.

Bei diesen gibt es noch keine anerkannte Methodologie, um die Emissionen zu berechnen, die in diesen Papieren "eingebettet sind". Die Einbeziehung dieser Investments sei aber "in Vorbereitung", sagte Allianz-Vorstand Günther Thallinger dem Spiegel.

Um die Treibhausgasemissionen eines Anlageportfolios zu senken, gibt es drei Möglichkeiten. Zum einen kann man innerhalb eines Sektors umschichten, indem man etwa Aktien von Daimler verkauft und dafür Aktien von Tesla kauft.

Dann kann man die Gewichtung verschiedener Sektoren verändern, etwa indem man Aktien von Stahlherstellern verkauft und dafür mehr in IT-Unternehmen investiert. Und schließlich kann man Druck auf die Unternehmen ausüben, an denen man beteiligt ist.

Ein AOA-Mitglied verpflichtet sich dazu, 20 Firmen zu benennen, mit denen es besonders eng bei der Dekarbonisierung seines Geschäftsmodells zusammenarbeiten will. Dadurch, so Thallinger, "haben wir die Glaubwürdigkeit, auf die Unternehmen zugehen zu können, um mit diesen über eine Reduktion ihrer Emissionen zu diskutieren".

Dass der Profit unter einer Verringerung der Portfolio-Emissionen leidet, glaubt Thallinger nicht – im Gegenteil: "Wir glauben, dass es das Risiko-Rendite-Profil klar verbessert, wenn man das Thema Nachhaltigkeit bei den Investmententscheidungen so umfänglich wie möglich berücksichtigt."

Aus Sicht einer Versicherung dürfte noch ein weiterer Aspekt hinzukommen. Die Naturkatastrophen im letzten Jahr haben Schäden in Höhe von 210 Milliarden US-Dollar verursacht, von denen 82 Milliarden versichert waren, schätzt die Münchener Rückversicherung, ein weiteres AOA-Mitglied. Dies sei eine "signifikante" Steigerung gegenüber dem Vorjahr.

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