Satellitenaufnahme von einem Waldbrand im US-Bundesstaat Colorado
Starke Winde begünstigten die Ausbreitung eines Feuers im US-Bundesstaat Colorado. 77.000 Hektar Land brannten.  (Foto: NASA Earth Observatory)

Katastrophale Ausmaße haben die diesjährigen Waldbrände erreicht, die im Westen der USA nach den sehr heißen und trockneten Monaten August und September ausbrachen. In sieben Bundesstaaten wüteten die Feuer: Colorado, Kalifornien, Idaho, Montana, Oregon, Washington und Utah.

Die Brandaktivität im Westen war hundertfach höher als der Durchschnitt der Jahre 2003 bis 2019 für die gesamten USA. Das geht aus Mitte Dezember veröffentlichten Daten des Copernicus Atmosphere Monitoring Service (Cams) hervor, eines der Erdbeobachtungsprogramme der EU.

"Die Brände sorgten für eine riesige Menge an Emissionen von Rauch und anderen Schadstoffen in die Atmosphäre", schreiben die Expert:innen. "Rauchschwaden zogen sogar bis nach Nordeuropa." 

Vor allem Kalifornien hat es schwer getroffen. 2020 war laut dem dortigen Ministerium für Forst und Brandschutz die schlimmste Waldbrandsaison in der kalifornischen Geschichte. Beinahe 10.000 Feuer haben über 1,7 Millionen Hektar des Bundesstaats verbrannt.

Wald- und Buschbrände sind für die Regionen an der Westküste zwar nichts Ungewöhnliches. Unbestritten ist aber, dass Häufigkeit und Umfang der Brände in den letzten Jahrzehnten zugenommen haben. In den gesamten USA dauert die Waldbrandsaison inzwischen drei Monate länger als noch vor einem halben Jahrhundert.

Dass der Klimawandel einen starken Einfluss auf die Feuersituation hat, ist unter Expert:innen Konsens. "Es gibt absolut keinen Zweifel daran, dass die extrem hohen Temperaturen höher sind, als sie es ohne den vom Menschen verursachten Klimawandel gewesen wären", sagt die Attributionsforscherin Friederike Otto von der Universität Oxford.

Eine große Zahl an sogenannten Attributionsstudien zeige jetzt, dass der Klimawandel die Bedingungen für Hitzewellen verändert habe, Kalifornien sei da keine Ausnahme. US-Präsident Donald Trump hingegen machte vor allem eine schlechte Forstpolitik Kaliforniens für die Schwere der Brände verantwortlich.

Australiens schwarzer Sommer

Trotz der heftigen Brände an der US-Westküste: Weltweit betrachtet loderten 2020 weniger Feuer als noch im Vorjahr. Dabei sanken auch die Treibhausgasemissionen, die durch Brände verursacht wurden.

Das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus registrierte bis zum 7. Dezember einen Ausstoß von 1,69 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, der durch Brände zusätzlich in die Atmosphäre freigesetzt wurde – das entspricht 6,2 Milliarden Tonnen CO2. Diese kommen zu den fossilen CO2-Emissionen von 37 Milliarden Tonnen hinzu, die die Menschen in diesem Jahr durch das Verbrennen fossiler Rohstoffe verursacht haben.

Im Vorjahr waren es noch 1,87 Millionen Tonnen Kohlenstoff gewesen. Geringer ausgefallen seien diese Emissionen vor allem "aufgrund von besserer Brandbekämpfung und besseren Eindämmungsmaßnahmen", sagte Copernicus-Mitarbeiter Mark Parrington. Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2003 seien die Werte kontinuierlich zurückgegangen.

Neben den USA war auch Australien in diesem Jahr von Bränden hoher Intensität betroffen. Wochenlang versetzten die Feuer den Kontinent Anfang 2020 in einen sommerlichen Ausnahmezustand – mit immensen Auswirkungen auf die Luftqualität.

Der Rauch von den Feuern verbreitete sich weltweit auf einer Fläche von 20 Millionen Quadratkilometern, größer als ganz Südamerika. Die Brände, die die Australier:innen als "Black Summer" bezeichneten, haben mehr als elf Millionen Hektar Wald zerstört, mindestens 34 Menschen kamen ums Leben und etwa eine Milliarde Säugetiere, Vögel und Reptilien wurden getötet.

Die rekordverdächtigen Waldbrände führten zu einem außergewöhnlichen Wetterphänomen: Sie verursachten eine Reihe von riesigen Gewitterwolken, die den Rauch über 30 Kilometer hoch in die Atmosphäre katapultierten. Fast ein Jahr später treibt ein Teil dieses Rauchs immer noch um den Planeten.

"Die Intensität der Brände erreichte teilweise neue Rekorde, weil sie auf wärmere und trockenere Gebiete trafen", erläuterte Mark Parrington. Dadurch seien auch mehr Schadstoffe freigesetzt worden.

"Zombie-Feuer" im sibirischen Norden

Ein weiterer Hotspot der diesjährigen Brände lag wie schon im Vorjahr im nordöstlichen Teil Sibiriens und am nördlichen Polarkreis. Schon im Mai meldete Copernicus Anzeichen, dass sich Brände nach einem ungewöhnlich warmen Frühling erneut entzündet hatten, nachdem sie den Winter über im Boden schwelten.

Die Forscher:innen nannten das Phänomen "Zombie-Feuer". Ob die Feuer tatsächlich "überwintert" hatten, konnte wegen fehlender Bodenbeobachtungen in den unwirtlichen Regionen zwar nicht bestätigt werden. Jedoch traten die Brände vor allem in jenen Gebieten auf, die auch schon im Jahr zuvor betroffen waren.

In der Polarregion wurde dieses Jahr ein neuer Emissionsrekord aufgestellt. Der CO2-Ausstoß aus den Feuern lag um mehr als 30 Prozent über dem Wert von 2019. "Die Rauchschwaden der Brände erreichten eine Fläche so groß wie ein Drittel von Kanada", so die Copernicus-Mitteilung.

Ebenso schwer betroffen war dieses Jahr die Karibik. Während der tropischen Feuersaison zwischen Januar und Mai verursachten Brände in den Ländern Belize, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Panama und auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán Emissionen, die weit über dem Durchschnitt der Jahre 2003 bis 2019 lagen.

In Brasiliens Amazonasregion und im Pantanal wüteten die schwersten Feuer seit Jahrzehnten. Im Pantanal, einem der größten Feuchtgebiete der Erde, waren die Feuer so heftig wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen.

Entwarnung kann also nicht gegeben werden. Weil ein Ende der globalen Erwärmung bislang nicht in Sicht ist, rechnen Wissenschaftler:innen damit, dass Waldbrände in Zukunft noch intensiver werden. Mit jedem Zehntelgrad mehr wird das Waldbrand-Risiko höher.

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