Waldbrand Fort McMurray/Alberta
Waldbrand in Alberta: Seit 2016 brennen in der kanadischen Prärieprovinz jedes Jahr große Flächen ab, und so war es auch dieses Jahr. (Foto: Chris Schwarz/​Government of Alberta/​Flickr)

Eigentlich sind Wald- und Flächenbrände in vielen Weltregionen nichts Außergewöhnliches, sie treten dort regelmäßig zu bestimmten Zeiten im Jahr auf. Dort können sie sogar positiv auf das betroffene Gebiet wirken – etwa, wenn die bei einem Brand entstehenden Hitze Samen freisetzt, aus denen neue Bäume entstehen.

Doch immer, wenn Waldbrände zu häufig, zu heftig, am falschen Ort oder zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt auftreten, gilt das als Zeichen, dass die Situation durch menschliche Eingriffe aus den Fugen geraten ist.

Im zu Ende gehende Jahr machten Megabrände am Amazonas in Brasilien, in Indonesien, in der Arktis, in Kalifornien oder wie jetzt in Australien Schlagzeilen. Allerdings gab es weitere Feuer mit ebenfalls großem Effekt auf Umwelt, Klima und Luftqualität, die kaum beachtet wurden – etwa in Kolumbien, Venezuela, Kanada, Syrien oder Mexiko.

Für den von der EU finanzierten Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst Cams sei es bei der Brandbeobachtung ein "sehr arbeitsreiches Jahr" gewesen, sagte Wissenschaftler Mark Parrington. Teilweise habe es Brände in Regionen der Welt gegeben, die zu den betreffenden Zeiten normalerweise keine Feuer aufwiesen, so der Experte.

Die Atmosphäre ist durch die Brände laut Cams in diesem Jahr bis Ende November mit schätzungsweise 6,7 Milliarden Tonnen Treibhausgasen (CO2-Äquivalente) belastet worden. Zum Vergleich: Der energiebedingte CO2-Ausstoß beträgt pro Jahr weltweit rund 34 Milliarden Tonnen.

2019 ist dabei nach diesem Stand kein Rekordjahr, 2003 und 2015 zum Beispiel wurden sogar rund acht Milliarden Tonnen erreicht.

Im Folgenden eine Übersicht über Megabrände nach Angaben von Cams und weiteren Instituten.

Australien

Schreckensnachrichten über verheerende Waldbrände kommen ohne Abriss aus Australien. Nach Monaten mit immer neuen und größeren Feuern brennt es derzeit noch an mehr als 100 Orten. Seit Oktober sind acht Menschen gestorben, hunderte Wohnhäuser abgebrannt.

Die Regierung will nun verstärkt die Armee einsetzen, um "logistische Unterstützung" für die vielen Feuerwehreinsätze zu bieten, wie Verteidigungsministerin Linda Reynolds am Freitag mitteilte.

Außerdem soll Geld an die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr fließen, die teils seit Wochen nicht ihrer Erwerbsarbeit nachgehen können. Eine entsprechende Initiative des Bundes und des besonders betroffenen südöstlichen Bundesstaats New South Wales kündigte Premierminister Scott Morrison am Samstag an, nachdem er sich lange dagegen ausgesprochen hatte.

Der kohlefreundliche Premier, der einer rechtskonservativen und wirtschaftsliberalen Regierung vorsteht, bestreitet eine Verbindung der Brände zum Klimawandel. Eine nahende Hitzewelle lässt indes befürchten, dass die Brände eskalieren.

Syrien

Im Frühling und zu Sommeranfang kam es in Syrien zu Flächenbränden, die viel Ackerland in Mitleidenschaft zogen. Feuer wüteten in der Nähe der militärischen Frontlinien in dem Bürgerkriegsland, aber auch andere Regionen waren betroffen, so die Weizen- und Gerstenfelder in der fruchtbaren Provinz al-Hasaka im Nordosten.

Laut Cams war es bereits Ende Mai überdurchschnittlich heiß und trocken, was zur Entstehung und schnellen Ausbreitung der Feuer führte und Löscharbeiten erschwerte. Die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung wurde beeinträchtigt.

Arktis

Von Juni bis August wüteten am nördlichen Polarkreis Brände, wie es sie in diesem Umfang noch nicht gegeben hat – unter anderem in Jakutien und anderen Teilen Sibiriens sowie in Alaska. Die Brandsaison im dortigen borealen Nadelwald dauert von Mai bis September, jedoch war die Anzahl an Bränden dieser Größe und Dauer laut den Cams-Forschern "höchst ungewöhnlich".

Festgestellt wurden 100 verschiedene Brandherde, mitverursacht durch die extrem heißen und trockenen Bedingungen in den Regionen. Bei den Bränden wurden rund 182 Millionen Tonnen Treibhausgase frei.

Indonesien

In Indonesien begannen die Waldbrände im August und dauerten Monate an, ähnlich wie im Jahr 2015, das die schwerste Brandsaison seit knapp rund zwei Jahrzehnten verzeichnete. Die Feuer entstanden durch Brandrodungen der Torfgebiete, meist für Palmöl-Plantagen, sowie durch eine überdurchschnittliche Trockenheit.

Den Flammen fielen tausende Hektar wichtiger Ökosysteme zum Opfer, die extreme Rauchentwicklung bedrohte die Gesundheit der Bevölkerung und war auch in Nachbarländern wie Malaysia zu spüren. Regenfälle im südlichen Kalimantan im Oktober löschten dort die Feuer, jedoch brennt es weiterhin im südlichen Sumatra. Die CO2-Emissionen von August bis November werden auf 708 Millionen Tonnen geschätzt.

Amazonasbecken

In der Amazonasregion brannten große Flächen ab August, vor allem im Westen des Regenwald-Gebietes – in den Bundesstaaten Rondônia und Mato Grosso auf brasilianischer Seite sowie in Santa Cruz auf bolivianischer. Auf Satellitenbildern wurden Rauchschwaden mit einer Ausbreitung über Millionen von Quadratkilometern hinweg beobachtet. Sogar der Ballungsraum São Paulo war stark betroffen, da Nordwestwinde den Rauch bis zur Atlantikküste trieben.

Ursachen waren vor allem Brandrodungen, um neue Agrarflächen für Sojaanbau und Viehzucht zu gewinnen. Für die brasilianischen Teile des Amazonasbeckens erreichten die geschätzten Emissionen einen Rekord für den Monat August. Brände dieser Größe am Amazonas drohen durch die Veränderungen in der Vegetation den globalen CO2-Kreislauf zu beeinflussen. Anfang der 2000er Jahre allerdings gab es am Amazonas noch mehr Waldbrände als 2019.

Afrika

Tausende Brände gab es in diesem Sommer auch in Afrika, wie Nasa-Satellitenaufnahmen zeigten, vor allem im südlichen Teil des Kontinents – etwa in Angola und der Demokratischen Republik Kongo. Teils gehören die Feuer hier zum natürlichen Kreislauf. Sie entzünden sich in der Trockenzeit, doch bald wächst die Vegetation wieder, und die Savanne ist nach kurzer Zeit wieder grün.

Allerdings betreibt die Landbevölkerung auch Brandrodung, um die Felder für die nächste Pflanzsaison vorzubereiten. Diese Feuer seien nicht mit den riesigen Brandrodungen im Amazonasgebiet zu vergleichen, sagen Experten. Im Kongo, der (noch) "grünen Lunge Afrikas", gab es offenbar aber auch größere Feuer, nachdem Brandrodungen außer Kontrolle geraten waren. Auch geschützter Urwald ging so verloren.

Ähnlich ist die Lage nach Abgaben der Umweltorganisation Greenpeace in Mosambik und auf der Insel Madagaskar, wo pro Jahr fast 300.000 beziehungsweise 120.000 Hektar Wald verloren gehen.

Kalifornien

Der US-Bundesstaat Kalifornien erlebte im Oktober und November heftige Waldbrände, die auch im Hinterland der Metropolen Los Angeles und San Francisco wüteten. In der Weinbauregion Sonoma zerstörten die Flammen eine Fläche von rund 30.000 Hektar, größer als das Stadtgebiet von München. Fast 200.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

In dieser Jahreszeit kommt es in Kalifornien regelmäßig zu Bränden, was an den saisonal auftretenden sehr starken Winden liegt, die die Vegetation stark austrocknen – im Süden des Bundesstaats die "Santa-Ana-Winde", im Norden die "Diablos". 2019 waren die Winde besonders stark, hinzu kamen ungewöhnlich hohe Temperaturen.

Die Region hat sich in den letzten 100 Jahren bereits um drei Grad erwärmt, und hier hat es über Jahre hinweg viel zu wenig geregnet hat. Klimaforscher erwarten, dass der Klimawandel eine Verschiebung der kalifornischen Waldbrandsaison vom Herbst in den Winter begünstigt. Sie befürchten, dass die Feuer wegen der dann noch trockeneren Vegetation länger dauern könnten.

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