Skulptur und Absetzer 1115 im Bergbau-Technik-Park Markleeberg. 
Noch ist es zu früh, um sich entspannt zurückzulehnen – auch wenn die Treibhausgas-Emissionen im vergangenen Jahr rückläufig waren. (Foto: Peggy Anke/​Pixabay)

So stark ist der Treibhausgasausstoß in Deutschland seit 2009 nicht mehr geschrumpft, als sich die große Wirtschaftskrise in der Klimabilanz bemerkbar machte: Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Treibhausgas-Emissionen 2019 um 6,3 Prozent, wie das Umweltbundesamt (UBA) ermittelt hat. Damit hat Deutschland 805 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sprach von einem "großen Schritt beim Klimaschutz" und führte die Entwicklung unter anderem auf die Klimapolitik zurück. Zuvor hatten sich Treibhausgasminderungen oft durch andere Effekte erklärt, etwa einen geringen Heizbedarf durch mildes Wetter.

"Unsere Maßnahmen greifen, es wurde deutlich weniger Kohle verbrannt", ist sich Schulze sicher. "Gründe für diese Entwicklung sind die erfolgreiche Reform des europäischen Emissionshandels, der niedrige Gaspreis, der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie sowie die Abschaltung erster Kohlekraftwerksblöcke."

Damit rückt sogar das Klimaziel für 2020 wieder in greifbare Nähe, nämlich gegenüber 1990 mindestens 40 Prozent einzusparen. Selbst die Bundesregierung hatte das Ziel zwischenzeitlich aufgegeben. Mit dem vergangenen Jahr ist Deutschland nun bei 35,7 Prozent angekommen.

UBA-Präsident Dirk Messner warnte allerdings vor zu viel Optimismus. "Deutschland bewegt sich in die richtige Richtung hin zum Klimaziel 2030", sagte er. Bis 2030 will Deutschland seine Emissionen gegenüber 1990 um mindestens 55 Prozent mindern. "Wir wissen aber auch, dass wir uns vor allem bei den erneuerbaren Energien auf den Lorbeeren der letzten 20 Jahre ausruhen."

Steigende Emissionen bei Gebäuden und Verkehr

Messner zufolge muss Deutschland wieder deutlich mehr Windenergieanlagen installieren. "Daran führt kein Weg vorbei, um Kohlestrom zu ersetzen, der vom Netz geht", sagte der UBA-Chef. "Und in anderen Branchen stagniert die Bewegung, wie bei Gebäuden und Verkehr."

Das sehen auch Umweltorganisationen so. Der aktuelle Erfolg dürfe nicht über die "strukturelle Trägheit in der deutschen Klimapolitik" hinwegtäuschen, sagte der WWF-Klimaexperte Henrik Maatsch. "Im Verkehrs- und Gebäudebereich sind die Emissionen nicht gesunken – sondern sogar noch gestiegen."

Der BUND kritisiert vor allem Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). "Mit einem beratungsresistenten Verkehrsminister wie Herrn Scheuer wird Deutschland die notwendige Mobilitätswende verschlafen", sagte Verbandschef Olaf Bandt.

Alle notwendigen Maßnahmen für den Klimaschutz im Verkehr lägen schon lange auf dem Tisch, so Bandt. "Beim aktuellen Verkehrsminister, der in erster Linie damit beschäftigt ist, möglichst viele Bundesmittel nach Bayern zu lenken, fehlt leider der Blick fürs Ganze."

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