fahrendes schwarzes Auto auf einer Straße, dahinter unscharf Bäume und ein Feld
Die Automobilindustrie sträubt sich mit Macht gegen neue Klimaschutz-Auflagen. (Foto: Tookapic/​Pixabay)

Das Europaparlament plädiert dafür, dass Autohersteller den CO2-Ausstoß ihrer Neuwagen bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 2021 senken müssen. Das ergab die heutige Abstimmung in Straßburg. Zur Halbzeit sehen die Abgeordneten ein Zwischenziel von 20 Prozent vor.

Derzeit stoßen neue Autos pro Kilometer durchschnittlich 118,5 Gramm CO2 aus. Im Jahr 2021 dürfen es, so hat es die EU bereits beschlossen, noch höchstens 95 Gramm sein. Nach den Vorstellungen des EU-Parlaments soll der Wert in zwölf Jahren auf 57 Gramm sinken.

Damit die künftigen Autos nicht nur im Labor klimafreundlich sind, fordern die Abgeordneten die EU-Kommission zudem auf, neue Tests für den CO2-Ausstoß vorzuschreiben, wie sie es für Stickoxide bereits getan hat.

Der zuständige Fachausschuss des Parlaments hatte eigentlich für noch schärfere Grenzwerte plädiert. Wäre es nach dem Umweltausschuss gegangen, hätten die Hersteller den CO2-Ausstoß ihrer Autos bis 2030 um 45 Prozent gegenüber 2021 senken sollen. Das entspricht einem durchschnittlichen Ausstoß von nur knapp über 52 Gramm CO2 pro Kilometer zum Ende des kommenden Jahrzehnts.

Bundesregierung für schwächere Ziele

Letztendlich werden es die Autokonzerne höchstwahrscheinlich mit noch schwächeren Grenzwerten zu tun bekommen, als das EU-Parlament sie heute beschloss. Das Parlament muss noch mit den Regierungen der EU-Staaten über ein endgültiges Ergebnis verhandeln. Diese wollen sich am kommenden Dienstag im Ministerrat auf eine gemeinsame Position verständigen – dann beginnen die Verhandlungen zwischen den zwei EU-Organen unter Aufsicht der EU-Kommission. Die EU-Staaten zeigen sich in Umweltfragen üblicherweise weniger ehrgeizig als die Europaabgeordneten.

Wenn es nach der Bundesregierung geht, soll das diesmal nicht anders sein. Deutschland will sich dafür einsetzen, dass die Regulierung der Autobranche nicht über das Maß hinausgeht, das die EU-Kommission vorgeschlagen hat, die für das Anschieben von neuen EU-Gesetzen zuständig ist. Demnach sollen Autohersteller den CO2-Ausstoß ihrer Autos bis 2030 nur um 30 Prozent gegenüber 2021 senken.

Die europäische Autoindustrie hofft jedenfalls darauf, dass die EU-Staaten das Europaparlament noch deutlich herunterhandeln. Man schaue "besonders besorgt" auf die "extrem aggressiven CO2-Reduktionsziele" des EU-Parlaments, sagte Erik Jonnaert, Chef des europäischen Automobil-Herstellerverbands Acea. Die Branche könne nicht garantieren, den nötigen Umstieg auf Elektroautos schnell genug zu schaffen. "Wir können nur hoffen, dass die nationalen Regierungen ein bisschen Realismus mit an den Tisch bringen", so Jonnaert.

Umweltschützer warnen, dass zum Erreichen der europäischen Klimaziele eigentlich noch schärfere Klimavorgaben für Autos nötig wären. Dem ökologisch orientierten Verkehrsclub Deutschland zufolge wäre dafür bis 2030 eine CO2-Minderung um 60 bis 70 Prozent nötig.

Parlamentarier wollen E-Auto-Quote

Die derzeit diskutierten Grenzwerte gelten als Durchschnittswerte für die gesamte Neuwagenflotte eines jeden Herstellers. Sprich: Mit sehr verbrauchsarmen Fahrzeugen kann ein Autobauer seine Spritschleudern ausgleichen – auf den Schnitt kommt es an. Elektroautos und Hybridfahrzeuge dürfen dabei ungeachtet der tatsächlichen Verhältnisse als komplett emissionsfrei gerechnet werden. Durch sogenannte Supercredits gelten sie momentan sogar jeweils als anderthalb Fahrzeuge.

Mit wenigen – und wegen der Supercredits teils gar nicht existenten – E-Autos lässt sich so die ganze Flotte schönrechnen. Damit nicht nur so viele Elektroautos gebaut werden, wie es für die Rechenspielchen lohnend erscheint, will das EU-Parlament auch eine Quote für Fahrzeuge mit sehr geringem CO2-Ausstoß einführen. Diese sollen bis 2030 mindestens 35 Prozent Marktanteil haben, heißt es in dem Beschluss.