Ein Mensch tippt etwas in ein Smartphone ein.
Ohne Smartphone geht eh nichts mehr. Viele kaufen teure Modelle und verwenden sie nur ein, zwei Jahre. (Foto: Niek Verlaan/​Pixabay)

Rund 200 Millionen ausgediente Handys und Smartphones liegen in deutschen Schubladen ungenutzt herum, weil die Nutzer längst auf ein neues Modell umgestiegen sind. Oft landen die Geräte auch im Hausmüll. Recycling findet kaum statt.

Ein Pfand auf Mobiltelefone könnte die Lage verbessern – und die Leute würden mitmachen. 87 Prozent der Deutschen befürworten ein Pfand auf Handys, zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Ziel des Pfands wäre es, die wertvollen Rohstoffe aus alten und defekten Geräten für eine Ressourcen-Kreislaufwirtschaft zu erhalten. Rund 80 Prozent der Gerätebestandteile lassen sich laut DBU wiederverwerten, darunter Kupfer, Kobalt und Tantal sowie Silber, Gold und Nickel oder Seltenerd-Metalle. In Deutschland werden pro Jahr etwa 25 Millionen Mobiltelefone verkauft, weltweit sind es mehr als eine Milliarde.

DBU-Chef Alexander Bonde kommentierte: "Elektroschrott wird deutschland- und weltweit zu einem massiven Problem". Das Plädoyer für ein Handy-Pfand sei daher auch als "Weckruf an die Gesetzgeber" zu verstehen. Um den Raubbau an den Ressourcen zu stoppen und in der Produktion aus CO2 einzusparen, seien Anreize für die Wieder- und Weiterverwendung von Rohstoffen nötig.

Technische Lösungen allein reichen Bonde zufolge nicht, um die Kreislaufwirtschaft in Schwung zu bringen. "Wir müssen die Menschen zum Mitmachen animieren", sagte er.

Der hohe Ressourcenverbrauch im Elektroniksektor hängt aber auch mit den schnellen Produktzyklen und der mangelnden Reparierbarkeit der Geräte zusammen. Befragt nach der Erfahrung mit Haushaltsgeräten, Handys und Fernsehern, sagten 91 Prozent, Reparaturen lohnten sich oft nicht, weil sie teuer seien. Neuanschaffungen sind die Folge.

"Ex und hopp ist ein Teufelskreis"

84 Prozent vertreten die Ansicht, die Hersteller planten die Produkte so, dass diese kaum länger als die gesetzliche Garantiezeit halten. Zudem finden es 75 Prozent "zu aufwendig, einen geeigneten Anbieter für die Reparatur zu finden". Bonde: "Diese Ex-und-hopp-Mentalität ist ein Teufelskreis. Sie wird über kurz oder lang unseren Planeten ruinieren."

Die Bereitschaft zum gemeinschaftlichen Nutzen – neudeutsch: Sharing – hängt laut der Umfrage stark von der Produktgruppe ab. Immerhin 71 Prozent können sich das bei Werkzeug vorstellen. Bei Autos (45 Prozent), Fahrrädern und E-Scootern (42 Prozent) ist der Zuspruch spürbar geringer, bei Kleidung minimal (neun Prozent). Bei allen Produkten ist er bei Frauen höher als bei Männern und bei Jüngeren deutlich größer als bei Älteren.

Bonde betonte, der Begriff "Circular Economy" gehe über die klassische Mülltrennung und das reine Recycling hinaus. Ziel sei eine "umfassende Kreislaufwirtschaft". Es gelte, einzelne Prozessschritte im Lebenszyklus von Waren und Gütern unter die Lupe zu nehmen – "angefangen vom nachhaltigen Produktdesign über Müllvermeidung bis hin zu Wiederverwertung und Wiederverwendung, Reparieren und Recyceln sowie Teilen und Teilhaben".

Eine große Mehrheit der Befragten befürwortete eine staatliche Förderung von Recyclingprodukten. Eine Rohstoff-Steuer als Hauptinstrument, um die Kreislaufwirtschaft voranzubringen, befürworten freilich nur drei Prozent.

Ein Schritt zur Ressourcenschonung ist die Neuregelung im Elektrogesetz, die Bundestag und Bundesrat jüngst beschlossen haben. Verbraucher können alte Elektrogeräte wie Handys, elektrische Zahnbürsten oder Taschenrechner ab 2022 auch in Supermärkten oder Discountern abgeben – egal, wo sie gekauft wurden.

Größere Geräte wie Fernseher werden aber nur angenommen, wenn ein neues Gerät gekauft wird – etwa, wenn ein Supermarkt im Rahmen einer Aktion Fernseher anbietet. Auch Online-Händler müssen den Elektroschrott kostenlos zurücknehmen und recyceln.

Eine Pfandpflicht für Handys ist im Gesetz nicht vorgesehen. Die Grünen hatten ein Pfand von 25 Euro pro Gerät vorgeschlagen.

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